Sowohl die CDU und die FDP als auch GAL und Linke wünschen sich einen unabhängigen Fachmann an der Spitze des Bezirksamts in Mitte.

Hamburg. Die Oppositionsparteien in Mitte sind sich einig: Sie wollen den durch Markus Schreibers Rücktritt frei gewordenen Bezirksamtsleiterposten öffentlich ausschreiben. Sowohl CDU und FDP als auch GAL und Linke wünschen sich einen unabhängigen Fachmann an der Spitze des Bezirksamts.

Die CDU- und die Linke-Bezirksfraktion wollen von der Frage der Ausschreibung sogar mögliche Koalitionsgespräche mit der SPD abhängig machen. "Sollte sich die SPD einem Ausschreibungsverfahren versperren", sagte Jörn Frommann, Chef der CDU-Bezirksfraktion, "sehen wir für Gespräche keine Grundlage." Ziel sei es, einen Bezirksamtsleiter "jenseits der bisherigen Strukturen zu finden", sagte Frommann im Gespräch mit dem Abendblatt. Ein "vertrauensvoller Neustart" ist seiner Ansicht nach weder mit dem als Nachfolger gehandelten SPD-Stadtentwicklungspolitiker Andy Grote noch mit Mittes SPD-Fraktionschef Falko Droßmann möglich. Beide gelten als Gefolgsleute des mächtigen SPD-Kreischefs Johannes Kahrs und stehen damit für die Fortsetzung der bisherigen Politik im Bezirk Mitte.

+++ Nach Schreiber gibt auch Johannes Kahrs sein Amt auf +++

+++ Chantal - ein viel zu kurzes Leben +++

+++ "Überlastung in der Behörde" +++

Auch die Linke will einen echten Neuanfang im Bezirk. "Wenn aber auch nur ansatzweise die schreibersche Linie fortgeführt wird", sagt der Vorsitzende der Bezirksfraktion Bernhard Stietz-Leipnitz, "stehen wir nicht zur Verfügung." Ohnehin seien die inhaltlichen Schnittmengen mit der SPD "denkbar gering". Der mögliche Wunschkandidat der SPD, Andy Grote, könne sich "gerne bewerben - aber nur im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung", sagt Stietz-Leipnitz.

Dem stimmte auch Angela Westfehling (FDP) zu. Anders als CDU und Linke will die FDP die Ausschreibung aber nicht zur Bedingung für Gespräche machen. "Der Posten muss an eine Person mit Sachverstand gehen. Das Parteibuch ist dabei grundsätzlich egal", sagte Westfehling. Ihr ist etwas anderes wichtig: "Unsere Bedingung für eine Koalition ist eine grundlegende Reform der Kinder- und Jugendhilfe." Das sei nach dem Tod der elfjährigen Chantal das einzig Wichtige. Die GAL betonte grundsätzlich ihre Bereitschaft für einen "Neuanfang in Mitte". GAL-Bezirksfraktionschef Michael Osterburg sieht aber wenig Interesse bei der SPD für eine rot-grüne Koalition im Bezirk.

Gestern Morgen hat der Kreisvorstand der SPD Mitte die Einladung zu Sondierungsgesprächen an CDU, GAL, FDP und Linke verschickt. Darin heißt es: "Aufgrund der anstehenden Herausforderungen für unseren Bezirk hat der Kreisvorstand der SPD Hamburg-Mitte beschlossen, Ihrer Partei Sondierungsgespräche anzubieten, die im Weiteren gegebenenfalls zur Bildung einer Koalition in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte führen könnten." Wann die Gespräche stattfinden, hänge von den Parteien ab, so Falko Droßmann.