Rotherbaum. Der Tod der elfjährigen Chantal, die vom Jugendamt bei offenbar schwer drogensüchtigen Pflegeeltern in Wilhelmsburg untergebracht worden war und vor knapp drei Wochen an einer Methadon-Vergiftung gestorben ist, macht fassungslos.

Das gilt zunehmend auch für die politische Aufklärung der Tragödie. Nur scheibchenweise kommen immer neue Details ans Licht, der Druck auf Markus Schreiber (SPD), den Chef des zuständigen Bezirks Mitte, wächst weiter. Über den "Fall Chantal" diskutiert Abendblatt-Redakteurin Vanessa Seifert in der "Hamburger Presserunde", die der Fernsehsender Hamburg 1 am Sonntag um 21.45 Uhr ausstrahlt.

Unter anderem ist Melanie Leonhard, familienpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, zu Gast: "Da ist eine Katastrophe passiert. Doch Schreibers Rücktritt ist nicht die Lösung. Vielmehr muss die Auswahl und Kontrolle von Pflegefamilien anders und besser organisiert werden." Jens Meyer-Wellmann ("Die Welt") sieht Schreiber in der politischen Verantwortung. "Ihn trifft keine persönliche Schuld. Aber es gibt doch so etwas wie Ehrgefühl." Dieses scheine der politischen Klasse in diesem Land aber abhanden gekommen zu sein. Jan Frenzel ("NDR Hamburg Journal"): "Nur weil Johannes Kahrs in der SPD so mächtig ist, gab es offenbar noch kein Machtwort von Bürgermeister Olaf Scholz." Sascha Balasko (Abendblatt) hält Rücktrittsforderungen an Schreiber für verfrüht: "Der Fall muss erst zu Ende aufgeklärt werden."

Hamburger Presserunde, Sonntag, 21.45 Uhr auf Hamburg 1