Ole von Beust warb mit Klaus von Dohnanyi für die Schulreform. Eine Benachteiligung der besseren Schüler sieht der Bürgermeister nicht.

Hamburg. Chancengleichheit. Das ist für Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) das entscheidende Argument für die Schulreform. "Jedes Kind muss durch die Schule die Chance kriegen, aus seinem Leben etwas zu machen. Das nenne ich Chancengleichheit", sagte Beust bei einer Podiumsdiskussion des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Thalia-Theater. Und genau dies sei bei einem längeren gemeinsamen Lernen schlicht besser zu erreichen, sagte Beust. Eine Benachteiligung der besseren Schüler sieht er nicht. Untersuchungen zeigten, dass die Chance für gute Schüler, Vorbild zu sein und andere anleiten zu können, für die persönliche Entwicklung sehr hilfreich sei.

Der Bürgermeister betonte, anders als noch vor einigen Jahrzehnten habe ein Jugendlicher heute ohne Abschluss auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr. "Die Frage guter Ausbildung ist nicht nur eine moralische, nicht nur eine gesellschaftspolitische Frage, sondern mindestens genauso eine ökonomische Frage", sagte Beust.

Der Bürgermeister versuchte, besorgten Eltern die Angst vor der Reform zu nehmen. Längeres gemeinsames Lernen sei keineswegs neu, längst europäischer Standard und auch in den USA und China gang und gäbe, sagte er. Vorwürfe der Reformkritiker, Hamburg verschleudere wegen der Schulreform Zigmillionen Euro, wies er zurück. "Wer behauptet, wenn man mehr Geld für gute schulische Bildung ausgibt, das Geld sei verballert, der weiß nicht, was wichtig sein wird in den nächsten Jahren." Dohnanyi nannte die Initiative "Wir wollen lernen" um den Anwalt Walter Scheuerl "rückwärtsgewandt". "Das sind keine Menschen, die es gelernt haben, wirklich nach vorne zu blicken." Den Hamburgern müsse klar werden, dass die Reform "ein Weg der Vernunft, ein Weg der Gerechtigkeit, und wenn Sie so wollen, gegenüber den Kindern auch ein Weg der Liebe ist".

Landesabstimmungsleiter Willi Beiß forderte unterdessen jene Hamburger auf, welche die Abstimmungsunterlagen noch nicht zugeschickt bekommen haben, sich bei den zuständigen Stellen zu melden. Bei dem Volksentscheid am 18. Juli können die Hamburger entscheiden, ob sie für eine sechsjährige Primarschule sind oder aber, ob sie - wie es die Initiative "Wir wollen lernen" fordert - die Kinder weiter nach der vierten Klasse auf die weiterführenden Schulen verteilen wollen.