In diesem Punkt kann man Bürgermeister Ole von Beust nur zustimmen: Es wäre verantwortungslos, die Schulreform zu instrumentalisieren, um Skepsis gegen die Politik zu schüren. Am 18. Juli steht keine vorgezogene Bürgerschaftswahl an, sondern eine Volksabstimmung. Weder geht es um Kita-Gebühren noch um die Elbphilharmonie, weder um Stadtbahn noch um Sparpläne. Es geht darum, ob Hamburgs Schüler in Zukunft vier oder sechs Jahre gemeinsam lernen - nicht mehr und nicht weniger.

Allerdings sollte man den Bürgermeister zugleich daran erinnern, dass die Primarschule zwar eine Schicksalsfrage für Schwarz-Grün sein mag, nicht aber für Hamburg. Doch die Politik polemisiert, demonstriert und plakatiert derzeit im großen Stil; sie imitiert den Kampf des David gegen den Goliath. Nur ist die Politik hier der Goliath - und was für einer. Das Bündnis der "Schulverbesserer" reicht von ganz links bis rechts. Linkspartei, SPD, GAL und CDU, Jugendverbände, Kirche und Gewerkschaften schreiten Seit' an Seit' und haben die Primarschulgegner als David in die Defensive gedrängt. Zwar haben rund 184 500 Hamburger gegen die Schulreform unterschrieben - doch Parteien und Verbände übertönen diese Bedenken mit einer schrillen Schulverbesserer-Rhetorik. Es ist gerade dieser Stil, der die Skepsis manch mündiger Bürger gegen die Politik schüren könnte.