Nachbar-Investor verzögerte lange die Genehmigung. Jetzt soll der schwedische Möbelriese auch den Fußgängertunnel übernehmen.

Hamburg. Jetzt können die Abrissbagger kommen: Nach Information des Bezirksamts Altona liegt inzwischen eine lange verwehrte "nachbarschaftliche Zustimmung" für den Bau eines Ikea-Möbelhauses mitten in Altona vor. Damit kann nun der Bauvorbescheid erteilt werden, voraussichtlich im Herbst wird der Frappant-Komplex (Ex-Karstadt) für den Neubau abgerissen. "Bis zum Sommer werden wir alle städtischen Auflagen prüfen, im September oder Oktober kann mit dem Abriss begonnen werden", bestätigte die Sprecherin von Ikea Deutschland, Simone Settergren, dem Abendblatt.

+++ Der Senat macht Ikea den Weg frei +++

Ursprünglich sollte der in den 1970er-Jahren gebaute Waschbeton-Klotz schon in diesem Frühjahr abgerissen worden sein - doch die fehlende Zustimmung des benachbarten Eigentümers des Wohn- und Geschäftshauses "Forum-Altona" fehlte lange. Denn die Wuppertaler Forum-Investoren, die ihr Gebäude derzeit sanieren, verhandelten lange mit der Stadt über eine öffentliche Förderung.

"Die Ikea-Zustimmung wurde da offensichtlich als Druckmittel genutzt", so ein Altonaer Kommunalpolitiker. Mit anderen Worten: Wenn's ordentlich Geld aus der Stadtkasse gibt, dann gibt es auch die Zustimmung - was nun erfolgt ist.

Doch ein solcher Zusammenhang wird von der Stadtentwicklungsbehörde bestritten: Mit den Entwicklern des Forum-Projekts werde schon lange über eine öffentliche Förderung gesprochen. Zumal es dabei auch um eine nachhaltige Asbestsanierung der Fassade gehe, und das Gebäude in einem Sanierungsgebiet liege. "Das hat mit Ikea nichts zu tun", sagt eine Behördensprecherin.

Ob nun Druckmittel oder nicht - die Ikea-Planung hatte die bisher fehlende Zustimmung verzögert. "Das kostet bestimmt drei, vier Monate", sagt der Altonaer CDU-Politiker Sven Hielscher, der Vorsitzender des eigens von der Bezirksversammlung Altona eingerichteten Ikea-Ausschusses ist.

"Es gab eine Verzögerung, wir mussten einen Gang runterschalten", sagt auch Ikea-Sprecherin Settergren. Am Zeitplan wolle Ikea dennoch festhalten und peile einen Eröffnungstermin 2012 an. Noch allerdings steht die letzte Entscheidung des Konzerns weiter aus, der in Altona rund 70 Millionen Euro (ohne Grundstückskosten) investieren will. Zunächst müssten die Auflagen der Stadt noch näher geprüft werden. Zu 97 Prozent sei das Projekt aber sicher, so die Ikea-Sprecherin. Tatsächlich fehlte bisher nicht nur die Zustimmung des Nachbarn. Die Kommunalpolitik und auch die federführende Stadtentwicklungsbehörde haben selbst noch einen ganzen Forderungskatalog parat. So soll sich Ikea beispielsweise an der Finanzierung einer neuen Ampelschaltung beteiligen oder extra Fahrbahnspuren bauen.

Eine gewünschte Aufgabe könnte der Möbelkonzern indes aus eigenem Interesse übernehmen. So soll Ikea künftig für den Fußgängertunnel unter der Max-Brauer-Allee - der vom Bahnhof direkt auf das Ikea-Gebäude führen würde - zuständig sein und dort teilweise Hausrecht genießen. In der Vergangenheit hatten Politiker schon für eine Schließung des schmuddeligen Tunnels plädiert. CDU-Politiker Hielscher: "Mit der Übernahme durch Ikea wären wir die ganzen Probleme dann schlagartig los." Die genauen Modalitäten dieses Vorschlags sind aber noch nicht geklärt. Auflagen und Bauvorbescheid müssten zunächst abgeklärt werden, heißt es bei Ikea.

Das schwedische Unternehmen plant an der Großen Bergstraße in Altona das erste innerstädtische Möbelhaus an einer Fußgängerzone. Nach neusten Plänen soll das Gebäude eine Verkaufsfläche von 20.000 Quadratmetern und damit jetzt etwas weniger als in den anderen beiden Hamburger Standorten Moorfleet und Schnelsen erhalten. Geplant sei ein Angebot mit dem vollen Katalog-Sortiment, allerdings zugeschnitten auf eine eher innerstädtische Kundschaft. "Das Angebot wird einen Schwerpunkt auf kleine Wohnungen legen", so Ikea-Sprecherin Settergren. Zudem soll es ein besonderes Lieferkonzept geben, da etwa die Hälfte der Kunden per Bus und Bahn kommen würden. Wie dieses Konzept aussehen wird und zu welchen Preisen ausgeliefert wird, stehe aber noch nicht fest. Settergren: "Wir feilen noch dran - bisher konnten wir aber noch keine endgültige Entscheidung treffen, weil wir den Bauvorbescheid noch nicht kannten."