In der Wandsbeker Partei kursieren bereits Unterschriftenlisten, mit denen ein Bezirksparteitag zur Abwahl Witts beantragt werden soll.

Hamburg. Der Druck auf den Wandsbeker FDP-Bezirksvorsitzenden Jan Christopher Witt, von seinem Posten zurückzutreten, wird größer. Nach Informationen des Abendblatts haben alle Mitglieder des Bezirksvorstands Witt bei einem informellen Treffen aufgefordert, sein Amt sofort niederzulegen. Witt war dazu nicht bereit und habe sich Bedenkzeit erbeten. Witt hatte die Wandsbeker Liberalen zu zwei Parteitagen in das Hotel Rungholt in Kampen auf Sylt eingeladen, die am Sonntag um 0.30 und 1.15 Uhr kurz nacheinander stattfinden sollten. Nach stürmischen Protesten der Basis hatte der Bezirksvorsitzende die "Nachtparteitage" wieder abgesetzt.

Ein Grund dafür, dass die Wahl auf den ungewöhnlichen Ort an der Nordsee fiel, war eine Veranstaltung, die Beisitzer Daniel Valijani organisiert hat: Am späten Sonnabend will der umstrittene Ex-FDP-Bundesgeschäftsführer Fritz Goergen, der die Partei inzwischen verlassen hat, vor den Wandsbeker Freidemokraten einen Vortrag halten. Obwohl der Landesvorsitzende Rolf Salo auch die Absetzung dieser Veranstaltung gefordert hatte, halten Witt und Valijani an dem Auftritt Goergens fest.

Unterdessen kursieren in der Wandsbeker Partei bereits Unterschriftenlisten, mit denen ein Bezirksparteitag zur Abwahl Witts beantragt werden soll. Nach Auffassung von einflussreichen FDP-Mitgliedern verstießen die "Nachtparteitage" in mehrfacher Hinsicht gegen die Parteisatzung. Zentraler Punkt ist, dass die Entfernung zum Tagungsort Kampen und die nächtliche Uhrzeit für viele Mitglieder als nicht zumutbar gelten dürfte. Parteitage müssen aber für alle Mitglieder erreichbar sein.

Die tatsächlichen Gründe für die Verlagerung der Parteitage auf die Nordseeinsel liegen noch im Dunkeln. Da die Tagesordnung auch Personalwahlen vorsah, kann vermutet werden, dass von vornherein geplant war, dass nur ein Teil der Mitglieder den Konvent besucht, um so bestimmte Mehrheiten zu gewährleisten. Unter anderem sollte ein neuer Vize-Bezirkschef gewählt werden, nachdem Dieter Lohberger den Posten überraschend abgegeben hatte. Als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge galt bislang - Daniel Valijani. Außerdem sollte über Abwahlanträge gegen den Schatzmeister Volker Diedrich und die Revisoren abgestimmt werden. Ein Wandsbeker FDP-Mitglied spricht deswegen davon, dass auf Sylt "eine Intrige zur Beseitigung ungewünschter Funktionsträger" geplant war.