Der Hamburger FDP-Chef sagte dem Abendblatt.: “Alle Mitglieder müssen Parteitage zu vernünftigen Bedingungen erreichen können.“

Hamburg. Der FDP-Landesvorsitzende Rolf Salo stellt sich in der Affäre um die "Nachtparteitage" in Kampen auf Sylt gegen den Bezirksvorstand der Wandsbeker Liberalen. "Die Parteitage auf Sylt anzusetzen war ein Fehler. Alle Mitglieder müssen Parteitage zu vernünftigen Bedingungen erreichen können", sagte der Parteichef dem Abendblatt. Das Vorgehen des Bezirksvorsitzenden Jan Christopher Witt, der zu den inzwischen abgesagten Parteikonventen am Sonntag um 0.30 Uhr und um 1.15 Uhr in das Hotel Rungholt eingeladen hatte, sei "sehr ungeschickt" gewesen. Nachdem er von den Planungen der Wandsbeker erfahren habe, so Salo, habe er sofort auf den Stopp gedrängt.

Dem Landesvorsitzenden ist auch die Veranstaltung ein Dorn im Auge, die nun noch als einzige in dem Kampener Hotel stattfinden soll: der Vortragsabend mit Ex-FDP-Bundesgeschäftsführer Fritz Goergen. Goergen, der einst Vertrauter von Jürgen W. Möllemann war und die FDP inzwischen im Streit verlassen hat, soll vor den Wandsbeker Liberalen über "Liberale Politik - Strategien und Taktiken" referieren. "Ich hätte Goergen nicht eingeladen. Das hat der Partei Schaden zugefügt", kritisierte Salo. Er habe den Bezirksvorstand dringend darum gebeten, auch die Goergen-Veranstaltung abzusagen. Bislang allerdings ohne Erfolg. Witt hatte die Einladung des umstrittenen Referenten im Abendblatt mit den Worten verteidigt: "Herr Goergen kennt die FDP sehr gut und ist eine sehr interessante Persönlichkeit."

Auch im Bezirksverband hatte es Kritik an dem Vortragsabend mit Goergen gegeben, dessen Finanzierung vielen Mitgliedern zudem ein Rätsel ist. Nachdem zunächst ein Beitrag von 75 Euro pro Teilnehmer erhoben werden sollte, kündigte Witt an, dass die Parteimitglieder nichts zahlen müssten. "Die Finanzierung läuft nicht über die Partei. Das machen einzelne Mitglieder", sagte Witt, ohne Namen zu nennen.

Es knirscht derzeit noch aus weiteren Gründen im größten Hamburger FDP-Bezirksverband gewaltig: Bezirksvorstand und Bezirksfraktion liegen über Kreuz, weil für einen weiteren Parteitag, der nun verschoben ist, SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Ritzenhoff eingeladen worden war. Die liberalen Bezirksabgeordneten störten sich daran, dass Witt Ritzenhoff zu zwei Jahren Schwarz-Gelb im Bezirk reden lassen wollte, ohne dass die FDP-Abgeordneten vorher die Gelegenheit zum Vortrag aus ihrer Sicht hatten.

Salo spricht von einer "Verkettung unglücklicher Umstände". Auf die Frage, ob Bezirkschef Witt nach allen Querelen noch zu halten sei, antwortet der Parteichef nicht direkt, aber vielsagend. "Ich kann nicht den Wandsbeker Parteifreunden vorgreifen. Das liegt in deren Hand", sagte Salo. Der Vorstand müsse sich allerdings kritischen Fragen stellen. Nach Abendblatt-Informationen gibt es aber bereits Rücktrittsforderungen an die Adresse des gesamten Bezirksvorstandes aus der Führungsebene der Landespartei. Nach einer ersten Aussprache der Wandsbeker Parteispitze zur Lage gestern Abend wurde Stillschweigen vereinbart.