Neues Quartier wird die ehemalige Viktoria-Kaserne. Aber auch das ist nur eine Übergangslösung bis 2011. Der Weg für Ikea ist frei.

Hamburg. Monatelang wurde verhandelt, dann kam die Einigung und gestern schon wurden die ersten Umzugskartons geschleppt: Für die rund 130 Künstler im Altonaer Frappant-Gebäude (Ex-Karstadt) ist jetzt offensichtlich eine Lösung gefunden worden. Sie werden 3500 Quadratmeter in der ehemaligen Viktoria-Kaserne beziehen - gut hundert Meter Luftlinie von ihrem jetzigen Domizil entfernt. Das bestätigte gestern die Kulturbehörde, die mit den Künstlern über einen Umzug verhandelt hatte. Die Gruppe war erst im April in das seinerzeit weitgehend leer stehende Frappant an der Großen Bergstraße gezogen, nachdem ihre über die Innenstadt verteilten Ateliers neuen Investoren-Projekten weichen mussten. Im November war auch der Frappant-Mietvertrag abgelaufen - der in den 70er-Jahren gebaute Komplex soll (wie berichtet) für ein Ikea-Möbelhaus im Frühjahr abgerissen werden.

Alternativen für die Künstler scheiterten aber an einem hohen Mietpreis. Jetzt sollen sie in der Viktoria-Kaserne an die städtische Sprinkenhof AG zwar eine ortsübliche Miete zahlen, die Kulturbehörde werde aber, wie es hieß, einen Teil in Höhe von zwei Euro pro Quadratmeter subventionieren. Kultursenatorin Karin von Welck: "Orte der bildenden Kunst in Hamburg möglich zu machen ist uns wichtig." Der Umzug in die Kaserne ist allerdings nur als Zwischenlösung bis März 2011 angelegt, weitere Standorte würden noch gesucht. Dazu hat die Behörde die neue Hamburger Kreativ Agentur eingeschaltet, die künftig Immobilien an Künstler in der Stadt vermitteln soll.

Im Gespräch für eine dauerhafte Bleibe der Frappant-Gruppe ist unter anderem eine riesige u-förmige Güterbahnhalle an der Hartkortstraße. Unter dem Stichwort "Kulturbahnhof" hatte die schwarz-grüne Koalition diese Bahn-Immobilien ins Spiel gebracht. Sie steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahngelände in Altona, das in den kommenden Jahren zu einem neuen Stadtteil umgebaut werden soll. Der Fernbahnhof Altona soll dazu nach Diebsteich verlegt werden, der "Kultur-Bahnhof", könne aber jetzt schon genutzt werden, sagt der CDU-Politiker Sven Hielscher der sich "erleichtert" über die vorläufige Lösung in der Viktoria-Kaserne zeigte. "Damit gibt es nun einen reibungslosen Übergang für Ikea", so Hielscher.

Etwas verhaltener ist die Reaktion der Künstler selbst, zumal wohl nicht alle 130 tatsächlich mit umziehen werden. 20 aus der Gruppe wollen sich wegen des im Vergleich zum Frappant geringeren Platzangebotes etwas anderes suchen, wie die Sprecherin der Künstler, Gianna Schade, sagte. Klar sei auch, dass die Kaserne lediglich eine Zwischenlösung sei. Schade: "Aber ob ein solcher Kulturbahnhof rechtzeitig realisiert werden kann, ist aus unserer Sicht noch fraglich." Idealvorstellung der Gruppe sei aber ein Ort "mitten in der Stadt" - und nicht wie immer wieder vorgeschlagen südlich der Elbe. Gianna Schade: "Wir wollen nicht nach Wilhelmsburg oder Hammerbrook, das ist zu weit draußen. Wir wollen hier den Kontakt zu normalen Bürgern in einem normalen Wohngebiet."