Digitale Verkehrsschilder sowie automatische Messanlagen sollen künftig längere Staus verhindern und den Verkehr in Hamburg lenken.

Hamburg. Wie eine Kette aufgereihter Bauklötzchen präsentierten sich in vergangenen Jahren ständig die vielen Lastwagen auf der Köhlbrandbrücke. An 17 Tagen im Monat staute sich dort der Verkehr. Doch mit der Krise kam die Ruhe, der Verkehr auf der Hauptroute ist seit 2008 um fast 20 Prozent eingebrochen, Lkw und Pkw rollen wieder flott über das 132 Kilometer lange Straßennetz im Hafen.

So bitter diese Zahlen für die Bilanzen der Hafenfirmen sein mögen - für die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) haben sie auch einen positiven Effekt: "Wir nutzen jetzt das schwächere Aufkommen, um den Verkehrsfluss zu verbessern und für einen neuen Aufschwung gerüstet zu sein", sagte HPA-Planungschef Wolfgang Hurtienne. 20 Millionen Euro will die HPA in diesem Jahr in ein großes Ausbauprogramm von Straßen investieren. Das Kalkül: Baustellen und Engpässe führen nicht gleich zum Verkehrsinfarkt, so wie sie es in Boomjahren getan hätten.

Zudem starten in diesem Jahr Neubau und Instandsetzung von drei Brücken: Am spektakulärsten davon dürfte die neue Retheklappbrücke werden. Mit 104 Meter Spannweite wird sie die größte ihrer Art in Europa. 2013 soll das 95 Millionen Euro teure Bauwerk fertig sein. Es ersetzt dann die gut 70 Jahre alte Rethehubbrücke, die in den vergangenen Jahren wegen zahlreicher Schäden immer einmal wieder ausgefallen war. Die Brücke gilt für Straßenfahrzeuge und auch Güterbahnen als wichtige Ost-West-Verbindung im Hafen.

Um in der Zukunft Staus im Hafen zu vermeiden, plant die HPA parallel ein neues, 3,6 Millionen Euro teures elektronisches Verkehrsleitsystem - finanziert aus dem Konjunkturprogramm des Bundes. An besonderen Kreuzungsbereichen sollen bis zu 15 digitale Anzeigetafeln installiert werden. Sperrungen, Staus oder geschlossene Brücken können so angezeigt und alternative Routen empfohlen werden. Die Signale empfangen diese Leittafeln von Induktionsschleifen, die in den Fahrbahnen im Hafen eingelassen sind. Ein Stau wäre dann schon messbar, bevor er sich richtig aufgebaut hat. "Wir werden damit noch in diesem Jahr im westlichen Hafenbereich beginnen", so HPA-Planer Hurtienne. Pläne gebe es zudem für eine Logistik-Leitzentrale, die Störfälle im Verkehrsfluss rechtzeitig erkennen soll. Weitere Überlegungen befassen sich mit sogenannten Pre-Gate-Parkplätzen. Dort könnten Lkw außerhalb des Hafens warten, bevor sie am Terminal abgefertigt werden.

Größter Posten beim Straßen-Reparaturprogramm dürften Arbeiten an der Köhlbrandbrücke sein. Das Wahrzeichen des Hafens gilt als reparaturanfällig, soll aber laut HPA noch mindestens 15 bis 20 Jahre halten. Für 3,5 Millionen Euro werden in diesem Jahr an der zwei Kilometer langen Ostrampe beschädigte Fahrbahnen ausgebessert. Auch ein Teil der insgesamt 88 Stahlseile bekommt einen neuen Korrosionsschutz. Von Mitte April bis Ende des Jahres kommt es daher auf der Brücke zu Teilsperrungen.

Eine Grundinstandsetzung steht auch an der Reiherstiegbrücke an. Das mittlere Klappenteil der Brücke wird ausgetauscht. Kosten: rund 3,2 Millionen Euro. Die Montage des neuen Brückenteils aus Holland soll während der Sommerferien beginnen - von Mitte Juli an wird diese Brücke gesperrt.

Im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde startet die HPA in diesem Jahr zudem den Bau eines neuen Radweges.

Wie berichtet, soll der vom Alten Elbtunnel auf Steinwerder nach Wilhelmsburg führen. Aufwendigster Bauabschnitt ist eine Stahlrampe, die an die Klütjenfelder Hochstraße gehängt wird.

Das gesamte Ausbauprogramm soll den Verkehrsfluss im Hafen zwar optimieren - doch das Programm könne die seit Langem geplante Hafenquerspange nicht ersetzen, sagt HPA-Planungschef Hurtienne. "Wir sind daher froh, dass der Senat jetzt eine neue Linienbestimmung dafür beantragt hat."