Hochtief-Sprecher Bernd Pütter: “Wer so etwas schreibt, beleidigt unsere Mitarbeiter und disqualifiziert sich selbst.

Hamburg. "Hochtief ist für mich eine bösartige Heuschrecke, und ich sehe keinen Anhaltspunkt, diesem Baukonzern auch nur eine Silbe zu glauben." Mit deutlicher Kritik hat GAL-Fraktionschef Jens Kerstan den Streit zwischen der Stadt und Hochtief um die Elbphilharmonie weiter angeheizt. "Hamburg wird sich von Hochtief nicht erpressen lassen", betonte Kerstan. "Das Unternehmen ist dafür bekannt, dass es mit allen Tricks arbeitet, um aus Projekten maximalen Profit auf Kosten der Auftraggeber herauszuschinden." Ein Druckmittel seien Bauverzögerungen.

Harter Tobak, den Hochtief nicht inhaltlich kommentieren wollte. Sprecher Bernd Pütter: "Wer so etwas schreibt, beleidigt unsere Mitarbeiter und disqualifiziert sich selbst." Im Kern geht es um die Frage, ob das Konzerthaus statt Ende 2011 erst ein Jahr später fertig wird und ob die Kosten für die Stadt von bislang 323 Millionen Euro weiter steigen werden. Zuletzt hatte Hochtief Mehrkosten in Höhe von 22,4 Millionen Euro angemeldet und vor einem Jahr Verzug gewarnt. Damit begann ein Schwarzer-Peter-Spiel: Kulturbehörde und die städtische Realisierungsgesellschaft (Rege) werfen Hochtief vor, um mehr Geld zu pokern. Der Baukonzern erwidert, die Architekten lieferten die Pläne zu langsam - was diese bestreiten. Zudem schreibt Hochtief, die Rege habe einen Gesprächstermin platzen lassen - was ebenfalls bestritten wird. Kerstan: "Ich bewerte den Brief als durchsichtigen Versuch, jetzt der Stadt den schwarzen Peter zuzuschieben."

CDU-Kulturexpertin Brigitta Martens wies Vorwürfe von SPD und Linkspartei zurück, Kulturbehörde und Rege hätten die Abgeordneten hinters Licht geführt, weil sie ihnen in einem Gespräch am 18. wesentliche Inhalte des Briefs von Hochtief vorenthalten hatten. "Niemand hat uns hintergangen", sagte Martens. Die Politik sei über die Lage, aber nicht über jedes Detail informiert worden. "Dieses unglückselige Schwarzer-Peter-Spiel sollte aufhören." SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher sieht sich hingegen bestätigt: "Wir erleben ein millionenschweres Pokerspiel des Baukonzerns Hochtief - aber auch der Senat hat versucht, die Abgeordneten in die Irre zu führen."

Kerstan bringe den Senat in Schwierigkeiten, denn CDU und GAL hätten der angeblich "bösartigen Heuschrecke" im Frühjahr noch 30 Millionen Euro "Einigungssumme" ausgezahlt. Dieser Betrag war in den Nachtrag über 209 Millionen eingebaut worden, um einen Rechtsstreit zu vermeiden. Tschentscher: "Dieses Geld wurde aus dem Fenster geworfen. Es hat den Baukonzern nur ermuntert, das Pokerspiel fortzusetzen."