“Maximalforderungen können böse Stimmungen schaffen und eher Schaden anrichten“, sagte Jaschke dem Hamburger Abendblatt.

Hamburg. Der katholische Weihbischof Hans-Joachim Jaschke fordert in dem Streit um Muezzin-Rufe in der Hansestadt "Geduld und Rücksicht". "Maximalforderungen können böse Stimmungen schaffen und eher Schaden anrichten", sagte Jaschke dem Hamburger Abendblatt.

Mit seiner Einschätzung reagiert der Weihbischof auf Überlegungen von Bischöfin Maria Jepsen, die sich einen Gebetsruf in Hamburg grundsätzlich vorstellen kann (wir berichteten). Derlei vage Pläne hatte zuletzt die Centrum-Moschee in St. Georg ventiliert. Doch während die Bischöfin vorsichtig glaubt, dass der Gesang zumindest niemanden stören würde, mahnen andere zur Vorsicht. "Eine öffentliche Debatte zum Muezzin-Ruf ist aktuell wenig hilfreich. Christen erkennen Muslime und ihr Recht auf die Ausübung ihrer Religion mit angemessenen Moscheen und Minaretten an. Aber wir brauchen Geduld und Rücksicht", sagt Weihbischof Jaschke.

Grundsätzlich haben kirchliche Kreise trotzdem mit etwas Verwunderung auf den empörten Aufschrei, der an vielen Stellen nach Jepsens Äußerung laut wurde, reagiert. Johann Hinrich Claussen, Hauptpastor von St. Nikolai, kann allerdings verstehen, dass die Pläne für Aufsehen sorgen. "Aber mich hat die Heftigkeit mancher Reaktionen überrascht", sagt der evangelische Geistliche und nennt auch gleich den Grund dafür: "Die Zeit ist noch nicht reif für den Gesang des Muezzins". Anders als das Glockenläuten der Kirchen sei der Gesang ein öffentliches Glaubensbekenntnis. Für einen Religionskampf gebe es allerdings keinen Anlass. "Im Gegenteil: Wir Christen sollten selbstbewusst sein und nicht gleich den Untergang des Abendlands befürchten, wenn über den Ruf des Muezzins nachgedacht wird."

Wünschenswert sei ein ausgeruhter Dialog - "ein Schnellschuss bringt nichts" - zwischen allen Beteiligten. Und der braucht Zeit, sagt Claussen. Helge Adolphsen, der ehemalige Michel-Pastor, stößt in dasselbe Horn. "Die Kirchengemeinden arbeiten wunderbar mit den muslimischen Gemeinden zusammen - und für dieses Thema brauchen wir einen funktionierenden Dialog", sagt Adolphsen. Am Beispiel St. Georg werde deutlich, dass das Thema im Stadtteil besprochen werden müsse, "das ist gelebtes Gemeinwesen". Er selbst hätte nichts gegen den traditionellen Gesang. "Das würde mich nicht stören, allerdings darf der Gesang des Muezzins nicht als Machtsymbol eingesetzt werden", so Adolphsen. Dass viele Hamburger überhaupt keine Neigung verspüren, die Religionsfreiheit so weit auszudehnen, dass Muslime auf den Muezzin auch in ihrer Wahlheimat nicht verzichten müssen, sieht Adolphsen dagegen durchaus kritisch. "Hamburg ist eine tolerante Stadt, ich dachte, ihre Einwohner seien weiter in der Betrachtung mancher Dinge."