Wenn Deutschland, Hamburg und die anderen Bundesländer kleine Otto Normalverbraucher wären, hätte man sie längst entmündigt und in den Schuldenturm geworfen. Allesamt stehen sie bis über beide Ohren in der Kreide, allesamt haben sie nie ernsthaft etwas dagegen unternommen. Man könnte sie der Unzurechnungsfähigkeit verdächtigen. Doch Bund und Länder sind halt keine Ottos, sondern Körperschaften mit nahezu unbegrenzter Kreditwürdigkeit. Daraus erwächst enorme Verantwortung - der Verlockung zu widerstehen, Wohltaten auf Pump unters Volk zu bringen.

Hamburg und der Bund interpretieren diese Verantwortung derzeit höchst unterschiedlich. Der im Ländervergleich relativ wohlhabende Stadtstaat mutet seinen Bürgern eine ganze Reihe von Sparmaßnahmen und Gebührenerhöhungen zu. 0,8 Prozent mehr für eine Bestattung oder 65 Cent im Monat mehr für die Müllabfuhr sind zwar nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, aber die Botschaft ist deutlich: Wir schnallen den Gürtel enger, die Bürger müssen es auch tun.

Ganz anders die Bundesregierung: CDU und FDP wollen Steuererleichterungen durchdrücken, die - wie im Hotelgewerbe - nicht mal laut gefordert wurden und von denen viele Experten abraten. Zahlen sollen diese Geschenke zum guten Teil die Länder. 66 Millionen würde Hamburg allein durch die niedrigeren Hotelsteuern verlieren - das ist mehr, als die gestern angekündigten Gebührenerhöhungen in die Kasse bringen. Ein Irrsinn, den der Bürgermeister zu Recht nicht mitmachen will.

Aber sagt er am Freitag im Bundesrat wirklich Nein? Oder wird es am Ende des Geschachers um Kompensation für die Länder eine windelweiche Enthaltung geben? Schwarz-Grün sollte hier eine klare Kante zeigen - sonst werden die Zumutungen für die Hamburger unglaubwürdig.