Moderne Ampel-Anlagen machen das Stück Blech überflüssig. Autofahrer missachten immer häufiger die Stopp-Vorschrift und fahren bei Rot.

Hamburg. Mit ihm geht es schneller um die Ecke. Doch der grüne Pfeil, ein Relikt aus der ehemaligen DDR, wird überflüssig. Die fortschreitende Technik bei den Ampeln laufen dem Blechschild immer mehr den Rang ab. Fast acht Jahre nach Einführung des für Hamburg neuen Verkehrszeichens sind von den ursprünglich 362 nur noch 202 vorhanden.

Im Februar 2002 hatte der damalige Innensenator Ronald Schill den ersten Pfeil feierlich enthüllt. Damals hatte der Erste Polizeihauptkommissar Joachim Cybulla, in der Verkehrsdirektion zuständig für alle 1750 Ampeln in Hamburg, die Einführung vorbereitet. Mit seinen Kollegen untersuchte der heute 52-Jährige 1150 Kreuzungen, die mit Ampeln bestückt sind, auf deren Eignung, das Verkehrsschild zu tragen. Und kaum war es vorhanden, war er auch für dessen Verschwinden zuständig. Cybulla kontrolliert nämlich, wo der Einsatz noch sinnvoll ist. In der Konsequenz heißt das: abmontieren. Cybulla ist daher so etwas wie der "Herr des rünen Pfeils" in Hamburg. Die Aufgabe des Blechschildes ist es, den Verkehr flüssiger zu machen. Denn trotz Rotlichts dürfen Autofahrer an diesen bestimmten Kreuzungen rechts abbiegen - solange der Verkehr von der Seite nicht behindert wird. "Damit verkürzen sich die Wartezeiten", erklärt Cybulla. "Und das verringert dazu noch Lärm und Abgase."

Schon zwei Jahre nach dem Start des grünen Pfeils begann die Polizei, die ersten Pfeile wieder abzubauen. "Wenn wir feststellen, dass es an Kreuzungen wegen des Pfeils vermehrt zu Unfällen kommt, wird er abmontiert." Die anfänglichen Befürchtungen der Pfeil-Gegner, dass die Zahl der Unglücke rapide steigen würde, bestätigte sich allerdings nicht. Wenngleich die Polizei 2003, das Jahr, in dem die meisten Schilder aufgestellt waren, 41 Unfälle zählte. Diese Zahl hat sich auf fünf im vergangenen Jahr reduziert - da gab es bereits deutlich weniger Abbiegepfeile.

Der Hauptgrund für das Verschwinden ist, dass die Ampeln immer intelligenter werden. Mit Kontaktschleifen im Asphalt oder Kameras an Masten wird der Verkehrsfluss erfasst. Ein Computer errechnet dann die günstigste Ampelschaltung. Das macht die kleinen Blechschilder überflüssig. "Dort brauchen wir sie einfach nicht mehr", sagt Cybulla. Allein 74 Stück mussten der modernen Computertechnik weichen. 32 weitere verschwanden, weil sie sich an Schulwegen befanden - zum Schutz der Kinder. Das geschieht vor allem in den Neubaugebieten.

Das größte Problem der grünen Pfeile sind nach wie vor die Autofahrer. Bei Kontrollen stellen die Beamten immer wieder fest, dass diese nicht wie vorgeschrieben an der Haltelinie stoppen, sondern einfach abbiegen. Verkehrssünder müssen mit mindestens 70 Euro und drei Punkten in Flensburg rechnen. Eine herkömmliche Rotlichtfahrt, zu der dieses Delikt ebenfalls zählt, schlägt mit 90 Euro und ebenfalls drei Punkten zu Buche. "Wir sehen da ein Problem", sagt Dietmar Kneupper, Chef der Verkehrsdirektion. "Die Rotlichtfunktion hat sich durch den grünen Pfeil bei einigen Autofahrern aufgeweicht." Und die Polizei beobachtet auch ein verändertes Verhalten an roten Ampeln. So biegen Autofahrer auch an den Kreuzungen bei Rotlicht ab, die überhaupt nicht mit einem Abbiegepfeil bestückt sind. "Zwar lässt sich das bislang nicht in Zahlen fassen, aber die Kollegen berichten immer wieder davon, dass sich das Abbiegeverhalten verändert hat."

Die Vorteile überwiegen jedoch aus der Sicht der Polizei. Und so ist das Ende des grünen Pfeils noch lange nicht in Sicht - und das nicht zuletzt wegen der leeren Kassen. Das Geld, um alle Hamburger Ampeln intelligent zu machen, ist einfach nicht vorhanden.