Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner hatte SPD-Fraktionschef Michael Neumann unter anderem vorgeworfen, mit gezielten Fehlinformationen zu arbeiten.

Hamburg. Die im Abendblatt-Interview formulierte Kritik von Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) am SPD-Fraktionsvorsitzenden Michael Neumann hat deutliche Reaktionen bei dem Angegriffenen ausgelöst. "Ich war überrascht und habe mich fast schon gefreut über das Interview", sagte Neumann, der die Aussagen Peiners als "weinerlich" bezeichnete. "Dass jemand so die Nerven verliert, ist ein eindeutiges Zeichen - ich weiß nur nicht, ob für Altersrührseligkeit oder für wirkliche Betroffenheit."

Im Abendblatt-Interview hatte Peiner dem SPD-Fraktionschef vorgeworfen, Sachdiskussionen auszuweichen, persönliche Angriffe zu suchen und mit gezielten Fehlinformationen zu arbeiten. Zudem bezeichnete er Neumann als "große Schwäche der SPD", die "solange er mit seinem Stil die Arbeit der SPD prägt", nicht aus dem "Getto der 30 Prozent" herauskommen werde.

Nun schlug Neumann zurück: "Herr Peiner schwelgt in früheren Zeiten, in denen es im Gegensatz zu heute noch anständige Sozialdemokraten gegeben habe. Darauf kann ich nur erwidern: Früher hatten wir nicht nur einen Kaiser, sondern die Menschen dachten auch, die Konservativen könnten mit Geld umgehen. Das ist beides heute auch nicht mehr so." Direkt an Wolfgang Peiner gerichtet, sagte er: "Lieber Herr Peiner, es tut mir leid, dass die Arbeit meiner Fraktion Sie so nervös und dünnhäutig macht."

Gleichzeitig formulierte Neumann eigene Vorwürfe: Es habe mindestens "ein Geschmäckle", dass Peiner in zahlreichen Aufsichtsräten bei Firmen sitze, mit denen er zu Zeiten als Finanzsenator zu tun gehabt habe. "Ob das formal zu beklagen ist, weiß ich nicht. Aber es gibt einfach wahnsinnig viele Zufälle", so Neumann. Es sei bemerkenswert, dass Peiner in seiner Nach-Senatorentätigkeit vermutlich über ein weitaus höheres Einkommen verfüge als währenddessen. Zufällig seien es immer die Firmen, mit denen er vorher als Senator zusammengearbeitet habe. Das könne alles Zufall sein, so Neumann. "Gleichwohl ich wie Herr Peiner Katholik bin, glaube ich an vieles, aber an diese Zufälle glaube ich nicht." Auf seiner Internetseite hat Neumann deshalb zwanzig Fragen formuliert, die seiner Meinung nach das "wahre System Peiner" zeigen. Peiner hatte im Abendblatt betont, hier gehe es "nicht um sachliche Kritik, sondern um gezielte Fehlinformationen".

Neumann sagte, grundsätzlich werde Peiner zwar Gegenstand der staatsanwaltlichen Ermittlungen und des Untersuchungsausschusses (PUA) zur HSH Nordbank sein. "Ansonsten ist Wolfgang Peiner Geschichte und Vergangenheit."