Verbraucherschutzminister planen gastronomische Bewertung. Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks will so schwarze Schafe identifizieren.

Hamburg. Alle Hamburger Betriebe, die mit Lebensmitteln arbeiten, sollen künftig die Ergebnisse der seit Jahren gängigen Lebensmittelkontrollen veröffentlichen müssen. Die Verbraucherschutzminister der Länder wollen heute auf ihrer Tagung in Bremen ein bundesweit einheitliches Bewertungssystem beraten und beschließen. "Mit dem Hygienesiegel sollen die Ergebnisse der amtlichen Kontrollen in Gaststätten und Lebensmittelbetrieben für Verbraucher sichtbar gemacht werden", sagt Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz.

Statt des für Hamburg geplanten "Restaurant-Smileys" nach dänischem Vorbild soll bundesweit eine Art Ampel kommen: Ein mehrfarbiges Kontrollbarometer mit den Farben Rot, Gelb und Grün soll die Verbraucher künftig darüber aufklären, ob sie in einem Restaurant oder einer Kantine ohne Angst vor hygienischen Mängeln essen können. Das Siegel muss an der Tür oder im Fenster des Lokals aufgehängt werden.

Grün bedeutet, dass die Anforderungen erfüllt sind. Eine gelbe Bewertung erhalten Gaststätten mit leichten Mängeln. Rot, wer Anforderungen unzureichend erfüllt. Das System soll gestaffelt eingeführt werden. Der Plan: Es soll losgehen mit der Gastronomie, in weiteren Schritten sollen Bäckereien, Metzgereien und Fleischereien die Kontrollergebnisse veröffentlichen müssen, gefolgt von Betrieben für Gemeinschaftsverpflegung und Caterern, Einzelhändlern und Wochenmärkten. Dabei soll nicht nur das Ergebnis der aktuellen Kontrolle veröffentlicht werden, sondern auch die Ergebnisse der vergangenen drei Kontrollen.

"Nach unseren bisherigen Erkenntnissen und Einschätzungen wird der größte Teil der Betriebe, etwa 90 Prozent, im grünen Bereich des Kontrollbarometers liegen", so Prüfer-Storcks. "Wir wollen aber durch die Transparenz der Ergebnisse auch die schwarzen Schafe identifizieren, die durch die bisherige Intransparenz geschützt werden. Sie werden dadurch einen Anreiz erhalten, besser zu werden." Nach dem Beschluss durch die Minister soll im Bundesverbraucherschutzministerium die rechtliche Grundlage für ein solches System geschaffen werden. Der Start für das neue Kontrollsystem könnte dann schon im Januar 2012 sein.

Silke Schwartau, Lebensmittelexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg, befürwortet das System: "Wir brauchen ein solches Ampelsystem, weil dadurch der Kunde verlässlich über die hygienischen Zustände in einem Restaurant informiert wird." Auch in anderen Ländern hätten sich ähnliche Systeme bewährt. Für Schwartau steht fest: "Jeder sauber arbeitende Gastronom sollte sich über eine positive und für die Kunden sichtbare Bewertung freuen." Die "schwarzen Schafe in der Branche" würden zudem einen Anreiz bekommen, künftig mehr auf Hygiene und Sauberkeit zu achten.

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Hamburg spricht sich gegen das Kontrollbarometer aus: "Wir brauchen nicht ein solches System, sondern mehr Lebensmittelkontrolleure", sagte Hauptgeschäftsführer Gregor Maihöfer. Hamburg sei mit etwa 60 Lebensmittelkontrolleuren unterbesetzt und mit den anfallenden Kontrollen überfordert. Deshalb steht für Maihöfer fest: "Es würde Jahre dauern, bis die Lebensmittelkontrolleure alle gastronomischen Betriebe bewertet haben, und außerdem wäre das ja immer nur eine Momentaufnahme." Es sei zudem wenig verbraucherfreundlich, wenn ein Restaurant wegen unhaltbarer Hygienezustände einen roten Punkt erhalte, statt geschlossen zu werden.