Nach erfolgreicher Hinserie liebäugelt der Fußball-Oberligist mit der Aufstiegsrunde. LSK hinter Braunschweig II auf Platz zwei.

Lüneburg. Es hat ganz den Anschein, als hätten die Fußballfans noch gar nicht bemerkt, dass es mit dem Traditionsverein Lüneburger SK Hansa wieder aufwärts geht. Die aktuelle Situation: Die junge Mannschaft des LSK spielt einen erfrischenden Fußball, schießt in der Oberliga Tore in Serie, belegt hinter dem verlustpunktfreien Überflieger Eintracht Braunschweig II nach der Hinserie überraschend den zweiten Platz und hat sich auch finanziell stabilisiert. Ein kleiner Wermutstropfen ist der bisher enttäuschende Zuschauerzuspruch. Auch zu Spitzenspielen wie gegen den RSV Göttingen 05 kommen selten mehr 600 Interessierte zum Wilschenbruch, den überzeugenden 6:1-Kantersieg zuletzt gegen den SC Langenhagen sahen nur 350 Anhänger. Am Sonnabend (16 Uhr, Wilschenbruch) will der LSK gegen die SV Drochtensen/Assel den Grundstein für eine erfolgreiche Rückrunde legen.

Im nächsten Jahr könnten die Gegner Holstein Kiel und SV Meppen heißen

"Wenn es am Saisonende um etwas gehen sollte, werden die Lüneburger wieder in größerer Zahl kommen", gibt sich LSK-Trainer Elard Ostermann optimistisch. Gemeint ist die Chance, sich als Vizemeister für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord zu qualifizieren und den Sprung nach oben zu schaffen. Ursprünglich hatten die Verantwortlichen den Aufstieg als Krönung eines Drei-Jahres-Plans ins Auge gefasst. Weil die nach der Aussortierung von Routiniers wie Torben Tutas und Maik Kruse stark verjüngte Mannschaft überraschend weit oben in der Tabelle rangiert, könnten die Gegner bereits in der nächsten Saison nicht mehr Jeddeloh oder Bückeburg heißen, sondern Holstein Kiel oder SV Meppen.

"Wir nehmen, wie es kommt", sagt der 1. Vorsitzende Dietrich Conrad, der sich über die gute sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Vereins freut und optimistisch in die Zukunft blickt: "Auch wenn wir in der Rückrunde nicht mehr so viele Heimspiele haben, ist Platz zwei drin - wenn wir vom Verletzungspech verschont bleiben." Auch die Mitbewerber, so Conrad, neigten dazu, überraschende Ergebnisse zu produzieren. So verlor Lupow Martini Wolfsburg zuletzt beim Abstiegskandidaten TSV Ottersberg.

Als Erfolgsgaranten im sportlichen Bereich nennt der Vorsitzende den zu Saisonbeginn als Chefcoach verpflichteten Elard Ostermann. Dem eilte zwar der Ruf des etwas unberechenbaren Großsprechers voraus, doch die Vereinsspitze war von den Fähigkeiten des ehemaligen Bundesligaspielers (27 Erstligaeinsätze für den VfL Bochum, neun für den HSV) überzeugt. "Er ist Fachmann durch und durch und spricht die jungen Spieler richtig an", lobt Conrad den 44-Jährigen.

Der ist selbst überrascht, dass sich die junge, neu formierte Mannschaft so schnell gefunden hat und so eine gute Saison spielt. Dass es bisher nicht zu einem Sieg gegen eine Spitzenmannschaft gereicht hat, sei der Unerfahrenheit geschuldet. Ostermann: "Die Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von 23 Jahren, ihr fehlt noch die Abgebrühtheit." Auch Ostermann setzt auf die Rückrunde: "Da wollen wir erfolgreicher als im ersten Durchgang sein und mehr als 29 Punkte holen." Wie stark der Coach dabei auf die Jugend setzt, zeigt das jetzt verkündete Aufrücken der A-Junioren Nico Hübner, 18, und Philip-Oliver Gruhn, 17, in den Kader der Ersten Herren. Ostermann: "Beide Spieler trainieren seit Saisonbeginn regelmäßig bei uns mit und haben bei ihren Einsätzen bewiesen, dass sie sich gut integrieren können."

Ein gutes Händchen hatte das Trainerteam Elard Ostermann und Thomas Oelkers bereits bei der Kaderplanung für die laufende Saison. Arafat Tcha-Gnaou, 22, Yannis Büge, 20, Marlon Ioannou, 26, Gökhan Iscan, 25, und Torwart Maximilian Wulf, 20, waren Glücksgriffe.

Die positive sportliche Entwicklung wird vom wirtschaftlichen Aufschwung flankiert. Für den zeichnet vor allem das Team um Gerald Kayser (Vorstand Sport & Marketing) verantwortlich. Der 45-jährige Anzeigenleiter beim Hamburger Abendblatt hat zusammen mit Jürgen Kleinlein und Volker Kirchmann die Lüneburger Geschäftswelt wieder für den LSK gewinnen können. Als größten Erfolg verbucht Kayser, wieder einen Trikotsponsor gefunden zu haben, nachdem die Brust der Spieler drei Jahre lang blank war. Die Sponsorenfamilie soll noch weiter vergrößert werden. Vorbild ist Eintracht Braunschweig mit seinem Modell "Top 100".

Zuletzt wurde Jonas Ahrens als vierter Marketing-Mitarbeiter gewonnen

Immerhin 60 Sponsoren unterstützen die Nummer eins im Lüneburger Fußball schon heute. Sportlich will Kayser dem TSV Havelse nacheifern, der mit einem Etat von nur 300.000 Euro die Regionalliga Nord aufmischt. Von dem ebenfalls in dieser Klasse kickenden Krösus VfB Oldenburg, dessen Etat 1,3 Millionen Euro betragen soll, sind die Lüneburger aber meilenweit entfernt. Auf ein Zehntel dessen beziffert Kayser die jährlichen Aufwendungen seines Vereins für die erste Mannschaft - bei einem Gesamtetat von etwa 250.000 Euro. "Aber der TSV Havelse zeigt, dass man auch mit wenig Geld viel erreichen kann", betont der Macher im Hintergrund. Zuletzt konnte mit dem selbstständigen Versicherungsmakler und früheren LSK-Fußballer Jonas Ahrens der vierte Marketing-Mitarbeiter gewonnen werden.

Mehr als zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf sind auch die Gäste aus dem Landkreis Stade. Die SV Drochtersen/Assel, ein Jahr nach dem Abstieg direkt wieder in die Oberliga aufgestiegen, haben nur den Klassenerhalt im Sinn. Sie haben den Grundstein für das bisher gute Abschneiden mit einem 3:1 im Hinspiel gegen den Lüneburger SK gelegt.