Neues Mobilitätsprojekt der Hochbahn wird Standort südlich der Elbe bekommen. Im Gespräch sind die Bahnhöfe Harburg und Neugraben.

Harburg. Seit Jahren kämpfen die hiesigen Kommunalpolitiker aller Fraktionen darum, Harburg besser mit den Mobilitätsprojekten der Stadt zu vernetzen. Doch egal, ob es um das Fahrradleihsystem StadtRAD der Deutschen Bahn, oder das Carsharing-Angebot car2go geht, eine Erweiterung in den Süderelberaum ist bis heute nicht gelungen. Nun hat die Harburger Politik fraktionsübergreifend einen neuen Vorstoß gestartet, auf diesem steinigen Feld endlich voranzukommen: In der Bezirksversammlung wurde einstimmig beschlossen, bei der Hochbahn Interesse an der Einrichtung von zwei Mobilitäts-Service-Punkten (MSP) zu bekunden.

Das neue Hochbahn-Projekt versteht sich als Ergänzung zum Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). An den Stationen sollen sowohl Mietfahrzeuge (Pkw wie Lkw), als auch Leihräder verfügbar sein. "Nachdem wir bei den anderen Leihsystemen bislang nicht zum Zuge gekommen sind, hoffe ich, dass uns mit dem Mobilitätsprojekt der Hochbahn endlich der Durchbruch gelingt", sagt Jürgen Heimath, Fraktionschef der SPD. Es habe bereits intensive Vorgespräche mit der Hochbahn gegeben, sogar auf Vorstandsebene. "Und dabei haben wir die Zusage erhalten, dass es noch in diesem Jahr mit der Einrichtung eines Servicepunkts am Standort Harburg Bahnhof losgehen soll", berichtet Heimath.

Bestätigen wollte das Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum so aber nicht. "Wir sind ja mit dem Projekt gerade erst in der Pilotphase. Es wird zwar eine zügige Umsetzung angestrebt, aber zuvor muss erst einmal der tatsächliche Bedarf geklärt werden." Dort, wo MSP entstünden, müssten sie sich auch tragen. Immerhin sollen allein 2013 bis zu fünf neue Service-Punkte entstehen. "In jeden einzelnen investiert die Hochbahn eine sechsstellige Summe. Die kann je nach Art, Lage, Größe und Ausgestaltung im niedrigen oder auch im höheren Bereich liegen", so Kreienbaum.

Dass der Bedarf in Harburg gegeben sei, daran besteht für CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer nicht der geringste Zweifel: "Harburg ist größer als Eimsbüttel, Altona und Nord, solche Projekte müssten hier eigentlich zuerst verwirklicht werden." Unterstützung erhält er vom Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden. In einer Mitteilung von Ende Oktober 2012 listete er "überzeugende Standortfaktoren" auf: mehr als 160.000 Einwohner, über 6000 Studenten, einen entwicklungsstarken Wohnungsbau und eine erhöhte Besucherfrequenz durch die Internationale Bauausstellung (IBA) sowie die Internationale Gartenschau (IGS).

Dass der neue Mobilitäts-Service-Punkt in Harburg schon zu den beiden Großereignissen in Wilhelmsburg steht, ist indes eher unwahrscheinlich. Zum einen ist der Bau des ersten MSP am Bahnhof Berliner Tor noch nicht mal abgeschlossen. Auf dem Areal an der Straße Beim Strohhause entstehen acht Stellplätze für den Carsharing-Anbieter car2go, zehn Stellplätze für die Mietwagenfirma Europcar (Pkw und Lkw), rund 50 Fahrradständer, eine Fahrradgarage mit zwölf Plätzen sowie eine HVV-Servicestelle. Mit der Fertigstellung ist laut Kreienbaum nicht vor April zu rechnen.

Zum anderen hat sich Harburg noch nicht einmal auf einen Standort festgelegt. Vorgeschlagen wurden im von der Bezirksversammlung beschlossenen Antrag Harburg Bahnhof und die S-Bahn-Station Neugraben. Ziel der Hochbahn ist es aber, in jedem Hamburger Stadtbezirk vorerst nur einen MSP einzurichten. Während für Heimath der Service-Punkt am Bahnhof Harburg Priorität hat, ließ Baudezernent Jörg Heinrich Penner wissen, dass darüber noch gar nicht entschieden sei. "Wir brauchen die Service-Punkte an beiden Standorten. Welcher den Vorrang erhält, hängt von den Rahmenbedingungen ab", sagt Penner.

Für Neugraben würde zum Beispiel sprechen, dass man den MSP in die ohnehin geplante Umgestaltung des gesamten Bahnhofsvorplatzes einbinden kann. Für Harburg eine möglich Kooperation mit der Bahn. Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum bestätigte, dass für eine raschere Umsetzung des MSP die Ausgangsbedingungen am Bahnhof Harburg besser seien: "Wir haben da nicht nur das schon vorhandene Parkhaus im Blick, das die benötigten Stellflächen bieten würde. Die Deutsche Bahn wäre sicher auch ein möglicher Partner für das Segment Fahrradverleih."

Ob das StadtRAD-System jetzt aber tatsächlich bis nach Harburg ausgeweitet wird, bleibt weiter fraglich. Auf Abendblatt-Anfrage wollte sich die Bahn gestern nicht dazu äußern.