Behörde kann aus Kostengründen keinen Ersatz-Sportboothafen im Bezirk Bergedorf bauen lassen. Verein will im Naturschutzgebiet bleiben.

Harburg. Wachsende Mengen an Hafenschlick und die stockende Elbvertiefung bereiten Hamburgs Fachbehörden derzeit großes Kopfzerbrechen. Da scheint vorerst auch kein Geld mehr übrig zu sein für ein Vorhaben, das im Bezirk Harburg eigentlich den Naturschutz am Ufer der Süderelbe voranbringen sollte. Es geht um die beabsichtigte Verlagerung des rund 70 Mitglieder zählenden Neulander Yacht Clubs (NYC) aus dem Naturschutzgebiet Schweenssand am Fünfhausener Hauptdeich.

Wie Clubvorsitzender Knud Gaedcke kürzlich von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) schriftlich mitgeteilt bekam, ist die geplante Verlagerung in einen neuen Sportboothafen im Bereich Oortkaten, Bezirk Hamburg-Bergedorf, abgeblasen worden. Zum Ende der diesjährigen Sportbootsaison wollten die Segler und Motoryachtbesitzer ihren seit 1975 bestehenden Hafen in Neuland aufgeben. Nun werden sie auf unbestimmte Zeit bleiben. Das Bezirksamt Harburg ist nach den Worten von Jörg Heinrich Penner, Dezernat für Wirtschaft, Bauen und Umwelt, über die gestoppte Verlagerung bislang nicht in Kenntnis gesetzt worden. "Wir müssen der Sache nachgehen und zusammen mit der Fachbehörde das weitere Vorgehen beraten", sagt Penner.

Knud Gaedcke hat mit dem Schreiben der BSU die Nachricht erhalten, dass der Hafen Oortkaten total verschlickt ist und für die Schiffbarkeit eines neu einzurichtenden Sportboothafens mindestens 11 000 Kubikmeter Schlick gebaggert werden müssten. Die Entsorgung des mit Schadstoffen belasteten Schlicks würde etwa 70 bis 80 Euro pro Kubikmeter kosten. Das ergibt eine Summe von fast einer Million Euro. Gaedcke: "Mich wundert wirklich, dass an solche Kosten nicht vorher gedacht worden ist, bevor die ganze Verlagerungsaktion gestartet wurde. Unser Verein hat bereits seit zwei Jahren kein Geld mehr in den Erhalt der alten Hafenanlage investiert. Nun werden wir auf unbestimmte Zeit weiter in Neuland bleiben müssen. Das bedeutet, dass wir eine feste Zusage für ein Bleiberecht von fünf bis zehn Jahre benötigen. Sonst können wir kein Geld in den Erhalt unserer Hafenanlage stecken. Unter anderem müssen neue Pfähle gerammt werden." Eigentlich hatten die Mitglieder des Neulander Yacht Clubs ihren idyllisch am Süderelbufer gelegenen Hafen niemals aufgeben wollen. Nach vielen Verhandlungen mit Bezirksamt, Sportamt (Innenbehörde) und dem Naturschutzamt der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt hatten die Vereinsmitglieder bei einer Versammlung Ende 2011 dann aber doch einstimmig der Verlagerung nach Oortkaten zugestimmt. Dort wäre dem Verein aus öffentlichen Mitteln ein neuer Sportboothafen mit Vereinshaus gebaut worden. Nun wird der NYC vorerst an der Süderelbe im Naturschutzgebiet bleiben. Das Naturschutzamt der BSU hatte die notwendige Verlagerung damit begründet, dass das Naturschutzgebiet Schweenssand neuer Lebensraum für den auf der Roten Liste stehenden Schierlings-Wasserfenchel werden soll.

Noch bis zwei Jahren hatten insgesamt vier Sportbootvereine ihren Sitz am Neulander/Schweenssander Ufer der Süderelbe. Die Vereine hatten dort nach der Flutkatastrophe von 1962 ihre Häfen bekommen.

Zum Naturschutzgebiet war das Elbufer erst 1993 erklärt worden, um ökologischen Ausgleich für das durch Hamburgs Deicherhöhungsprogramm verloren gegangene Deichvorland zu schaffen. Und in der Folge dieser Unterschutzstellung waren die Sportbootvereine nicht mehr am Neulander/Schweenssander Elbufer zu dulden, weil Sportboote und Naturschutz nicht miteinander vereinbar waren.

Erst vor gut zwei Jahren war es dem Bezirk Harburg mit finanzieller Unterstützung in Höhe von einer Million Euro aus dem Konjunkturförderprogramm des Bundes gelungen, adäquaten Ersatz für zumindest drei der vier Sportbootvereine zu schaffen. Im Harburger Binnenhafen, am Dampfschiffsweg 35, konnte mit Hilfe des Förderprogramms eine alte Kaimauer des Überwinterungshafens auf 70 Meter Länge saniert werden. Eine moderne Steganlage mit 55 Liegeplätzen wurde installiert und ein Vereinshaus mit Strom- und Wasseranschluss gebaut.

Der Neulander Yacht Club hat lediglich Stromanschluss auf dem Gelände und schwimmende Vereinsräume auf einer hundert Jahre alten, ehemaligen Schute. "Damit können wir leben", sagt Clubvorsitzender Knud Gaedcke, "wir würden hier gern weitere Zeit bleiben."