Die Segler des Sportbootsvereins lehnen einen Umzug in den Hafen Oortkaten, wie ihn die Behörde wollen, rigoros ab.

Harburg. Die Verlagerung der vier Harburger Sportbootvereine aus dem Naturschutzgebiet Schweenssand ist ins Stocken geraten. Während zwei Motorbootvereine bereits in den Harburger Binnenhafen umgezogen sind und ein weiterer Motorbootverein sich in eigener Regie neu orientiert hat, gibt es nun Probleme beim Neuländer Yachtclub von 1975, dessen Schwerpunkt nicht Motor- sondern Segelboote sind. Der Verein akzeptiert nicht den von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) angebotenen Ersatzstandort auf der anderen Elbseite im Bereich des Hafens Oortkaten im Bezirk Bergedorf.

Das in der Angelegenheit federführende Naturschutzamt der Behörde will in absehbarer Zeit mit dem Hamburger Seglerverband und dem Yachtclub Gespräche aufnehmen, um zu einer Lösung zu kommen.

Hintergrund der Verlagerung: Das Harburger Ufer der Süderelbe am Neuländer und Fünfhausener Hauptdeich wurde 1993 unter Naturschutz gestellt, als ökologische Ausgleichsfläche für die höher und breiter ausgebauten Deiche und des damit verloren gegangenen Deichvorlands. Allerdings: Das Elbufer war nicht ungenutzt. Nach der Flutkatastrophe 1962 waren dort die vier Sportbootvereine "Hamburger Sportbootgemeinschaft", "Hamburger Wassersportgemeinschaft Süderelbe", "Wilhelmsburger Motorbootverein von 1964" sowie der "Neuländer Yachtclub von 1975" angesiedelt worden. In der Vereinbarung zum Naturschutzgebiet war deshalb festgelegt worden, dass die Vereine so lange im Naturschutzgebiet zu dulden sind, bis ihnen ein adäquater Ersatzhafen angeboten werden kann.

Adäquaten Ersatz konnte der Bezirk Harburg inzwischen den Motorbootvereinen mit dem Bau eines Sportboothafens im Gebiet des Harburger Binnenhafens, am Dampfschiffsweg 35, bieten, weil aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes eine Million Euro bereitgestellt worden waren. Auf 70 Meter Länge wurde die Kaimauer des Überwinterungshafens saniert und die Vereine haben nun eine moderne Steganlage mit 55 Liegeplätzen, davon zehn Plätze für Gastlieger. Am neuen Standort gibt es - im Gegensatz zu ihren vorigen Häfen - auch Strom- und Wasseranschluss. Demnächst soll auch noch ein Vereinshaus gebaut werden. Das besaßen die Vereine zuvor ebenfalls nicht.

Nun geht es um einen adäquaten Ersatzhafen für den Neuländer Yachtclub von 1975, der in seinem jetzigen Hafen etwa 60 Liegeplätze, Stromanschluss und ein "schwimmendes Vereinshaus" auf einer ausgebauten Schute zählt. "Oortkaten ist kein adäquater Standort für einen Verein, dessen Mitglieder ihren Wohnsitz zumeist südlich der Elbe haben", sagt Knud Gaetcke, Vorsitzender des Neuländer Yachtclubs. Er hält den Standort für unzumutbar, weil fast eine Stunde Autofahrt notwendig werden, um von Harburg über die Autobahn1 bis zur Abfahrt Moorfleet und über Deichstraßen nach Oortkaten zu kommen.

"Das ist für uns nicht akzeptabel", sagt Gaetcke, "wir haben dem Hamburger Seglerverband, dem Hamburger Motorbootverband, dem Hamburger Sportbund und der Behörde bereits schriftlich mitgeteilt, dass Oortkaten für uns keine Lösung ist. Es sollte schon Ersatz am südlichen Elbufer geboten werden." Siegfried Singer, ein von rund 100 Mitgliedern des Vereins, versteht nicht, warum die Hafennutzung und der Naturschutz nicht vereinbar sein sollen, wo doch in anderen Naturschutzgebieten auch Menschen spazieren gehen oder auch Sport treiben, wie etwa die Segelflieger in der Fischbeker Heide oder in den Boberger Dünen. Singer: "Wir sind doch nur sieben Monate während des Sommers anwesend, und die Natur hat sich entwickelt, obwohl wir hier sind. Als wir vor 35 Jahren anfingen, gab es hier nur Sand. Unser Verein hat erst vor wenigen Jahren viel Geld dafür bezahlen müssen, dass alte Pappeln gefällt und neue Bäume gepflanzt werden. Wir mussten auch dafür bezahlen, dass ein neues Stromkabel durch den Deich verlegt wird, damit die Strommasten wegkommen. Teuer war auch das Ausbaggern des Hafens. Unsere Mitglieder sind sich einig, dass wir am liebsten hier bleiben wollen."

Frank Krippner, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: "Das Naturschutzamt entwickelt eine Lösung und will mit den Seglern und den Verbänden sprechen. Das Hafengelände Schweenssand soll neuer Lebensraum für den Schierlings-Wasserfenchel werden, eine vom Aussterben bedrohte Pflanzenart."