Auftaktveranstaltung zur Verkehrsplanung in der Stadt mit rund 100 Teilnehmern. Runde Tische beginnen Arbeit voraussichtlich 2013.

Buchholz. Ein Wort war bei der Auftaktveranstaltung zum Buchholzer Mobilitätskonzept so gut wie gar nicht zu hören: das Wort Ostring. Alle Beteiligten schienen irgendwie einen Bogen darum machen zu wollen. Die rund 100 Bürger, die in die Waldschule gekommen waren, wollten ganz offensichtlich lieber gemeinsam nach Lösungen für die Verkehrsprobleme der Stadt suchen, anstatt sich in alten Grabenkämpfen zu verlieren.

"Endlich", dachte da vielleicht so mancher, der die jahrzehntelange, ergebnislose Debatte um Mühlentunnel oder Ostring zuvor verfolgt hatte. Dass die Veranstaltung am Montagabend so sachlich abging, dürfte aber auch an der stringenten und neutralen Moderation von Mone Böcker vom Hamburger Bürger "raum + prozess" gelegen haben. Sie machte klar, dass jeder, der etwas zur Diskussion beitragen wollte, zu Wort kommen würde und es keinesfalls nur um die Interessen der Autofahrer gehe, sondern auch die Meinung der Radfahrer, Fußgänger und Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn gefragt sei. Buchholz hat die Arbeit am Leitbild für die Gestaltung der Mobilität in der Stadt aufgenommen.

Nächster Schritt wird nun sein, dass an runden Tischen die Bürger intensiv mit in die Beratungen einsteigen können. Fachlich begleitet werden sie dabei von Wolfgang Haller und Tim Gerstenberger vom Verkehrsplanungsbüro SHP aus Hannover. Thematisch werden sich die runden Tische voraussichtlich mit vier Aspekten befassen, die sich aus den zahlreichen Wortmeldungen der Bürger am Montagabend ergeben haben.

Ein Thema wird die Gestaltung der Innenstadt inklusive Fußwege, Parkplätze und Radwege sein, ein weiteres die Nord-Süd-Querung über die Bahngleise, bei der auch alle anderen Probleme im Straßennetz angesprochen werden sollen. Als drittes Thema kommt der Radverkehr in der Stadt hinzu und als viertes die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs sowohl innerhalb der Stadt als auch die Anbindung an die umliegenden Orte.

Höchstwahrscheinlich wird die Arbeit an den runden Tischen erst im kommenden Jahr beginnen, denn zuvor soll der Ist-Stand genau erfasst werden. 5000 zufällig ausgewählte Buchholzer Bürger werden am kommenden Sonnabend, 13. Oktober, einen vierseitigen Fragebogen in ihrem Briefkasten haben, der sich mit ihrem Mobilitätsverhalten beschäftigt. Sie sollen darin für einen bestimmten Tag, und zwar für Dienstag, 16. Oktober, anonym angeben, wohin sie ihr erster Weg an diesem Tag geführt hat, welches Verkehrsmittel sie dafür genutzt haben und wann sie gestartet und wann angekommen sind.

"Wir rechnen mit einem Rücklauf von 20 Prozent", sagte Tim Gerstenberger. Die Daten sollen in die Beratungen an den runden Tischen und den sich danach bildenden Arbeitsgruppen mit einfließen, denn sie sind die Grundlage für die weiteren Planungen. Als Vergleichswerte nannte Wolfgang Haller die gesamtdeutschen Zahlen. So würden durchschnittlich 60 Prozent der Wege mit dem Auto, acht Prozent mit Bus und Bahn, neun Prozent mit dem Rad und 23 Prozent zu Fuß zurückgelegt werden. "Alleine 53 Prozent dieser Wege fallen auf Einkaufs- und Freizeitzwecke", sagte er und widerlegte damit die These, dass vor allem Berufspendler Straßen verstopfen.

Wichtige Bausteine eines Mobilitätskonzeptes sind laut Haller unter anderem das Aufzeigen von Möglichkeiten, wie Verkehr unter dem Stichwort "Stadt der kurzen Wege" vermieden werden kann und wie man eine Verlagerung auf umweltschonende Verkehrsmittel erreicht. Alleine der Buchholz-Bus, der auf 1,8 Millionen Fahrten pro Jahr komme, sei ein echter Erfolg für die Stadt. "Es geht um eine umfassende Strategie, die auch den Klimaschutz und soziale Aspekte berücksichtigt und die Ortsteile nicht vergisst."

Die Verkehrsplaner gehen davon aus, dass sie Mitte 2013 das Ergebnis vorstellen können. Bis dahin sei jeder Bürger eingeladen, sich ohne Denkverbote an der Diskussion zu beteiligen, wie Bürgermeister Wilfried Geiger betonte. Die Ideen können entweder direkt an den runden Tischen eingebracht werden oder etwa über die Internetseite www.buchholz-mobil.de , die SPD, Grüne, Buchholzer Liste, Linkspartei und Piraten ins Leben gerufen haben.