Obstbauern behandeln Birnen bei der Ernte geradezu liebevoll. Vom Baum geschüttelte Früchte jedoch taugen nur noch für die Konserve.

Buchholz. Sie heißen Clapps Liebling, Alexander Lucas oder Williams Christ - natürlich ist die Rede von Birnen. Bereits Homer berichtete von den gelben, grünen oder roten Früchten, die Babylonier verehrten den Birnbaum sogar als heilig. Und was dem Menschen gefällt, davon will er mehr haben. 370 vor Christus waren drei Birnensorten bekannt, hundert Jahre später gab es fünf bis sechs Sorten, im Jahre 100 kannten die Menschen knapp 40 Sorten. Im 17. Jahrhundert war man bei 300 bekannten Züchtungen angelangt, im 19. Jahrhundert waren es tausend Sorten. Inzwischen gibt es ungefähr 5000 Birnensorten.

Nur sechs davon baut Peter Meier auf zwei Hektar auf seinem Obsthof in Neuenfelde an. "Meine Bäume sind zwischen einem und 40 Jahren alt", sagt Peter Meier. Letztere werden demnächst ersetzt. "Ab einem gewissen Alter tragen Birnbäume kaum noch Früchte. Dann müssen sie ersetzt werden", sagt der 52-Jährige. Je nach Sorte könne dies bereits nach 15 oder eben erst nach 40 Jahren der Fall sein. Meiers Birnen sind nicht nur unterschiedlich alt, sondern haben auch verschiedene Höhen: Bis zu sechs Meter sind die Birnbäume hoch. "Die neueren Sorten werden so gezüchtet, dass sie nicht in die Höhe wachsen. Die schaffen höchstens drei Meter. Pflege und Ernte sind so einfacher", erklärt der Obstbauer.

+++ Gebackene Birnen +++

Beim Birnenanbau komme es besonders auf den richtigen Schnitt an. Nehme man zuviel weg, würden die Bäume weniger tragen. Generell gelte die Regel, nur Äste die steil nach oben wachsen abzuschneiden. An diesen sogenannten Wassertrieben würden kaum Früchte ausgebildet. "Äste die zur Seite wachsen, müssen dagegen dranbleiben, an ihnen hängen später die Birnen", sagt Peter Meier. Geblüht haben seine Birnbäume bereits im Mai. Bienen- und Hummelvölker eines Imkers stellen die Befruchtung sicher. "Hummelvölker haben den Vorteil, dass sie auch bei kälterem Wetter fliegen", erklärt Peter Meier. Dass Hummeln die Blüten der Birnen gern anfliegen, könnte etwas damit zu tun haben, dass die Bäume zu den Rosengewächsen gehören. Bei manchen wilden Sorten ist diese Verwandtschaft noch offensichtlich: Sie bilden Dornen aus.

Anfang August konnte er bereits die ersten Birnen ernten. Die Kochbirne "Bunte Juli" trug wie immer zuerst reife Früchte. Von Hand werden die Früchte geerntet. "Wenn das Maschinen übernehmen, die die Birnen runterschütteln, sind die Früchte nur noch für die Dose oder das Glas zu gebrauchen", sagt Peter Meier. Anders als beispielsweise Pflaumen werden Birnen "sauber gepflückt". Die Bäume werden von oben nach unten leer gepflückt, denn Früchte, die noch nicht vollständig reif sind, reifen im Kühlhaus gut nach.

Seine Sorten schmecken Peter Meier alle, trotzdem sind sie sehr unterschiedlich. "Conference zum Beispiel schmeckt sehr süß und hat dabei ein festes feines Fleisch. Vom Namen her bekannter ist die Williams Christ Birne mit grobkörnigerem Fleisch", sagt er. Zwar ist "Conference" namentlich nicht so bekannt wie andere Vertreter, trotzdem wird sie mit Abstand am häufigsten in Europa angebaut. Mehr als ein Viertel der europäischen Birnen zählen zu dieser Sorte. Späte Sorten wie diese eignen sich zudem besonders gut zum Dünsten. Sorten wie Clapps Liebling, die früher im Jahr reif sind, verlieren dabei ihr Aroma.

Peter Meier rät dazu, die Früchte zu probieren: "Gelbe, weiche Birnen, wie sie oft im Supermarkt angeboten werden, liegen schon zu lange." Wenn es keine Möglichkeit gibt, die Qualität geschmacklich zu testen, sollte sich die Birne beim Drucktest fest, aber nicht hart anfühlen. Sind die richtigen Birnen im Einkaufskorb gelandet, sollten sie so schnell wie möglich gegessen oder im Gemüsefach des Kühlschranks gelagert werden. Anders als Äpfel sind Birnen nicht so lange haltbar: Frisch gepflückte Birnen sollten höchstens zwei Wochen gelagert werden. Danach leidet nicht nur der Geschmack: Auch die Vitamine werden mit der Zeit immer weniger. Dabei enthält die Birne viel Gutes: So bringen Birnen mit Ballaststoffen die Verdauung in Schwung, B-Vitamine und Folsäure unterstützen das Zellwachstum und die Blutbildung. Besonders hoch ist der Kaliumgehalt von Birnen mit 125 Milligramm pro hundert Gramm. Dieser Mineralstoff regelt den Wasserhaushalt im menschlichen Körper. Wie fast alle Obstsorten sind auch Birnen keine Dickmacher: Sie haben nur 55 Kalorien.

Niederländische Forscher haben außerdem herausgefunden, dass Obst mit weißem Fruchtfleisch, wie Äpfel oder Birnen, das Risiko senken, einen Schlaganfall zu erleiden. Der Grund sollen die enthaltenen Flavonoide sein. Diese Pflanzenstoffe sind wahre Wundermittel. So wurde in verschiedenen Studien und Versuchen nachgewiesen, dass die Flavonoide antiallergisch und entzündungshemmend wirken. Außerdem können sie das Immunsystem stärken und als Antioxidantien den Körper vor Auswirkungen von Stress schützen. Die Pflanzenstoffe können nicht nur über 30 Enzyme im menschlichen Körper hemmen, sondern auch verschiedenste Abwehrzellen aktivieren und freie Radikale fangen. Wer Birnen isst, kann also vielen Krankheiten vorbeugen. In der Saison liegt der Preis für ein Kilogramm Birnen bei etwa 1,60 Euro. Peter Meier verkauft siemittwochs und sonnabends jeweils von 7 bis 13 Uhr auf dem Wochenmarkt in der Buchholzer Fußgängerzone.