Die Künstler sprachen auch über die Ex-Sicherungsverwahrten, die vom Senat im Dorf untergebracht werden sollen.

Moorburg. Wenn Moorburger Künstler gemeinsam arbeiten, ist natürlich ihr Dorf das zentrale Thema. Moorburg, ein Dorf zwischen Industrie und Hafen, ein Dorf am Deich, ein Dorf, in dem jeder jeden kennt. Moorburg, ein Dorf, in dem die Menschen zusammenhalten im Kampf dagegen, vergessen zu werden und im Kampf gegen die Unterbringung dreier Ex-Sicherungsverwahrter in ihrer Gemeinschaft. "Das Dorf mit seinen Bewohnern und die umgebende Natur sind unglaublich starken Belastungen ausgesetzt. Dennoch hat Moorburg einen besonderen Zauber", sagt Claudia Kulenkampff, Kunsttherapeutin und Mitorganisatorin des ersten offenen Moorburger Kunstcamps.

Eingeladen hatte der Verein "moorburg forever". Für einige Tage verwandelte sich die ehemalige Grundschule mit ihren verschiedenen Ateliers und Musikbühnen zu einem "offenen und pulsierenden Kunst-(frei-)Raum", so die Veranstalter. Die Atmosphäre ist locker. Kinder spielen und toben, ein kleines Mädchen hört einer Band beim Proben zu. Auf dem Schulhof backen Kinder Waffeln. In der Cafeteria kann sich jeder bedienen. In einem Wasserglas werden Spenden gesammelt. Das Besondere an dem Moorburger Kunstcamp: Die Gäste waren eingeladen zum Mitmachen. Und natürlich war auch die jüngste Nachricht über die Unterbringung der drei ehemaligen Sicherungsverwahrten Thema beim Kunstcamp.

+++ Sicherungsverwahrte nach Moorburg - Senat will hart bleiben +++

"Wir wollen diese Leute hier nicht haben, das ist eine klare Absage an den Senat. Wir sehen nicht ein, dass wir damit ein weiteres Stück Lebensqualität hier in Moorburg aufgeben sollen. Hier leben viele Kinder und Jugendliche, und niemand weiß, was das am Ende bedeutet, wenn die drei Männer hier leben", sagt Claudia Kulenkampff. Die Künstlerin ist auch Mitglied beim Runden Tisch und beim Moorburger Gesprächskreis. "Wir, und damit meine ich die Moorburger", erklärt sie, "fordern den Senat auf, die Standortsuche neu zu eröffnen. Außerdem wollen wir den Kriterienkatalog sehen, anhand dessen Moorburg als Standort für die Unterbringung ausgesucht wurde. Das Argument des Senats, hier leben weniger Kinder als in anderen Stadtteilen, können wir nicht gelten lassen. Kinder sind Kinder, ob es nun wenige oder viele sind".

Der Senat hätte, so Kulenkampff weiter, den Moorburgern die Zeit geben müssen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Frage, die im Raum stehe, heiße doch, wie man ein solches Gesellschaftskonzept hinbekomme. Das gehe nicht per Befehl von oben. Claudia Kulenkampff war Mitbegründerin des Kulturvereins Elbdeich, der die ehemalige Moorburger Grundschule gemietet hat. Verschiedene Künstler haben inzwischen hier ihre Ateliers und Proberäume. Eine der Künstlerinnen, die an diesem Wochenende im offenen Kunstcamp arbeiten und ausstellen, ist Christine Devollaj aus Moorburg. "Ich habe drei Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren. Ich bin darauf angewiesen, dass sich meine Kinder frei im Ort bewegen können, ohne dass ich mir ständig den Kopf darüber zerbrechen muss, ob sie gerade in Sicherheit sind. Natürlich habe ich Angst um meine Kinder, wenn diese Männer hier leben", sagt die alleinerziehende Mutter.

Sprayer Steffen sitzt im alten Schulhof auf einem Sofa und begutachtet sein Werk an der Fassade der alten Schule. Steffen hat seine ganz eigene Meinung zu der Unterbringung der Ex-Sicherheitsverwahrten in Moorburg. "Aus sozialpädagogischer Sicht ist es meiner Ansicht nach völliger Blödsinn, diese Leute hier unterzubringen. Wie sollen sie in einem Dorf wie Moorburg in Ruhe leben können. Hier herrscht nicht die Anonymität, die diese Menschen brauchen, um sich in Ruhe wieder in die Gesellschaft eingliedern zu können", sagt der Sozialpädagoge aus Heimfeld.

Hans Pflug, Mitglied im Verein Elbdeich, will sich nicht über die drei Ex-Sicherungsverwahrten aufregen. "Der Staat tut etwas dafür, dass diese Leute sicher untergebracht werden. Sie müssen integriert werden. Meiner Ansicht nach sind die drei Männer mindestens ebenso in Gefahr wie die Moorburger. Bei den Äußerungen, die hier in der jüngsten Vergangenheit gemacht wurden, schwingt schon so etwas wie Lynchjustiz mit", sagt Pflug.

Die Mehrzahl der Moorburger aber will Front machen gegen den Senat mit seiner Entscheidung für den Standort Moorburg. "Wir werden jetzt Unterschriften gegen die Unterbringung der Ex-Sicherungsverwahrten in Moorburg sammeln, und wir werden den Senat auffordern, mit uns zu reden", sagt Claudia Kulenkampff. Moorburg probt jetzt den zivilen Ungehorsam.