Im Helms-Museum wird die Himmelsscheibe von Nebra gezeigt und im Shop vermarktet

Harburg. Das Archäologische Museum Hamburg, das Helms-Museum in Harburg, erzählt ab heute in einer Sonderausstellung die Geschichte der geheimnisvollen Himmelsscheibe von Nebra. Die Wanderausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt ist bis zum 10. November in Harburg zu sehen.

Die zwei Kilo schwere Scheibe mit einem Durchmesser von 32 Zentimetern gilt als die älteste je entdeckte astronomische Himmelsdarstellung der Welt. Der geschmiedete Himmel ist sozusagen der "Ur-Globus" der Menschheit, als unsere Vorfahren die Erde noch für eine Scheibe hielten. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist die Bronzescheibe um 1600 vor Christus auf dem Mittelberg bei Nebra in Sachsen-Anhalt vergraben worden. Sie dürfte etwa 300 bis 400 Jahre älter sein. Zu DDR-Zeiten stand nichts ahnend ein sowjetischer Horchposten über der späteren Fundstelle, ehe Raubgräber im Sommer 1999 nur etwa fünf Zentimeter tief im Erdreich die Himmelsscheibe entdeckten.

Gezeigt wird eine exakte Kopie, identisch in Material und Gewicht. Ihr Versicherungswert liegt bei 50 000 Euro. Der Wert des Originals, auch die "Mona Lisa von Halle" genannt, gilt als unschätzbar. Die Versicherungssumme liegt bei 100 Millionen Euro. Die Himmelscheibe von Nebra wird das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle nicht mehr verlassen. Sie liegt gesichert hinter Panzerglas, das selbst Schüssen aus dem Maschinengewehr widerstehen soll.

"In der Ausstellung geht es nicht um die Sensationslust, die Aura des Originals", sagt Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg. Der Besucher erfahre vielmehr die Entschlüsselung der Botschaft, die vielen Geschichten um den archäologischen Sensationsfund. Die Ausstellung zeigt Modelle, Zeichnungen, Filme und Fotografien. Dazu mehrere nie zuvor gezeigte Goldfunde aus den Tresoren des Helms-Museums.

Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ist die Himmelsscheibe eine komplexe astronomische Uhr, die Sonne- und Mondkalender miteinander verknüpft. "Dass unsere Vorfahren so früh beide Taktgeber am Himmel, Sonne und Mond, zu nutzen wussten, ist erstaunlich", sagt Rahlf Hansen vom Planetarium Hamburg. Das kooperiert mit dem Helms-Museum, zeigt während der Ausstellungsdauer die Show "Die Macht der Sterne - von der Himmelsscheibe zum Sternenstaub".

Geschickt vermarktet das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle seine himmlische Sensation. Besucher können während der Ausstellungsdauer verschiedene Merchandising-Artikel erwerben: Der Wandteller in Originalgröße kostet 918 Euro. Für den schmaleren Geldbeutel gibt es eine kleinere Version auf einem Diabussockel zum Hinstellen ins Regal: 129 Euro. Silberringe kosten zwischen 62 und 81 Euro, Halsketten 100 oder 145 Euro. Uhren sind für 100 Euro zu haben. Auf Bestellung soll es sogar bis zu 12 000 Euro teure Edel-Chronometer geben. Ein zeitloser Monatskalender aus Blech mit dem Bild des Ur-Kalenders gibt es für 21,90 Euro. Schlüsselanhänger kosten 3,30 Euro. Das günstigste Mitbringsel ist ein Luftballon für 50 Cents.

Noch sind nicht alle Rätsel um die Himmelsscheibe gelöst. Offen ist bisher, wer die Scheibe überhaupt gebaut hat. Ein Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem sozialen Umfeld der Erbauer, die vermutlich in einer befriedeten Gesellschaft ohne den Schutz von Fürstensitzen gelebt haben. Wissenschaftler berichten in mehreren Vorträgen im Helms-Museum über den Stand der Forschung: Den Beweis der Echtheit der Himmelsscheibe erbringt Dr. Christian-Heinrich Wunderlich am Donnerstag, 8. Juli. Dr. Regine Maraszek erläutert am Donnerstag, 15. Juli, die Bedeutung der Himmelsbarke auf der Bronzescheibe. Der Astronom Rahlf Hansen erklärt am Donnerstag, 9. September, die bronzezeitliche Astronomie in Mitteleuropa. Dr. Bernd Zich will am Donnerstag, 7. Oktober, Licht in das Rätsel bringen, wem die Himmelsscheibe eigentlich gehörte. Alle Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr.

Sonderausstellung: "Ein Himmel auf Erden - Das Geheimnis der Himmelsscheibe von Nebra", 23. Juni bis 10. November, Helms-Museum in Harburg, Museumsplatz 2, dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, Eintritt sechs Euro, ermäßigt vier Euro. Kartentelefon: 040/428 71 36 09.