Der mobile Genussmensch scheint bereit zu sein, für ein Hofcafé längere Strecken zurückzulegen als für ein Restaurant.

Bauerncafé Röling's Hof

Sprakensehl/Fredenbeck/Asendorf. Der mobile Genussmensch scheint bereit zu sein, für ein Hofcafé längere Strecken zurückzulegen als für ein Restaurant. Gründe gibt es einige: Ein Stück Kuchen plus Heißgetränk ist günstiger als ein Menü. Auch der Weg ist das Ziel. Bereits aus der Fahrt wird eine reizvolle Landpartie, vorzugsweise nachmittags. Abends sitzt man wieder gemütlich auf dem Sofa und hat trotzdem was erlebt.

Davon profitieren Karin und Christoph Röling. Normalerweise liegt ihr Bauerncafé am Ende der Welt in Sprakensehl, einem kleinen Ort bei Uelzen. Doch seitdem Navis auch Torten orten, freuen sich die beiden über immer mehr Gäste aus Hamburg und dem Umland.

Zehn Generationen ihrer Familie nutzten den Hof landwirtschaftlich. 1993 war Schluss. Die Schweine räumten den Stall. Bis darin Gebackenes serviert wurde, dauerte es weitere vier Jahre. Karin Röling, die Hauswirtschaftsmeisterin, machte aus ihrem Back- und Kochtalent einen neuen Lebensabschnitt. Fortan produziert sie im Hintergrund all das Süß-sahnig-fruchtige, das ihr Mann Christoph an der Kühltheke charmant anpreist. Die Stachelbeerbaisertorte ist der Favorit der Kalorienvergesser. Oder ein warmes Stück Butterkuchen frisch aus dem Steinofen.Viele Besucher verbinden ihren Kaffeeklatsch

gerne mit einer der beliebten Veranstaltungen, wie dem Sommermarkt am 21. August, inklusive Jazzfrühschoppen, Kunsthandwerk, Kuchenbuffet und Gottesdienst in der Scheune.

Übrigens: Hier wird nicht nur Süßes serviert. Jeden Freitag kommen Sauerteige in den Ofen und als Vollkorn- und Roggenbrote wieder heraus. Sonntags erreicht die Cafékarte Restaurantniveau.

Dann kocht Karin Röling frische Saisonkost aus der Region. Für den Nachschub an Hirschen, Rehen und Wildschweinen sorgt ihr Mann als Jäger höchstpersönlich. Wenn schon der Weg zum Ziel gehört, dann könnten Sie vor dem Besuch bei Ehepaar Röling auf dem Hunderwasser-Bahnhof in Uelzen Station machen.

Wehler Deel

Susanne Tipke und Karsten Glodeck haben auf dem früheren Bauernhof ihrer Großeltern ein schönes Landcafé eröffnet. Auch hier gehört etwas Weg zum Ziel. Es liegt im Fredenbecker Ortsteil Wedel, am alten Marktweg zwischen Hamburg und Bremen. Und auch hier ist in das landwirtschaftliche Gebäude mit Kuhstall und Waschküche Gastwirtschaft eingezogen. Die Bodenluke auf der Diele gibt Einblicke frei in die Vergangenheit. Wenn es warm ist, sitzen die Besucher vor der neu verglasten "Grootdöör" auf angesagtem, schwarzem Korbgeflecht. Noch schöner ist es hinten im Garten, inklusive topgepflegter Blütenpracht.

Nicht nur die Chefin, sondern auch ihre Eltern Herta und Hans-Peter Nuttbohm entfalten hier ihr Talent, Grünes gekonnt in Szene zu setzen. Angenehm auffällig: Kunsthandwerkliches und Dekoartikel, nennen wir es Schnickschnack, das in vielen Hofcafés mitverkauft wird, sucht man vergebens. Obwohl Altes wie die dicken Holzbalken und geerbten Schränke antik sind, werden die Gäste zeitgemäß verwöhnt, zum Beispiel mit dem klaren Bekenntnis zu regionaler Esskultur. Mindestens zehn verschiedene Tortensorten und Blechkuchen warten auf Gabeln und Gaumen. Unsere Empfehlung: Apfel-Holunderbeertorte mit selbst gemachtem Holundergelee, das Stück zu 2,70 Euro.

Nebenbei führt die Wehler Deel ein Doppelleben als Restaurant. Untypisch, aber naheliegend, denn Karsten Glodeck ist gelernter Koch. Und was für einer! Seine Gäste dürfen sich auf Kompositionen freuen, die selbst in Hamburger Restaurants eher selten sind. Zickleinrücken an Süßholzraspeljus mit Kartoffel-Sauerrahmpraliné und rotem Mangold landet schon mal auf der Karte. Vorweg eine Apfel-Selleriesuppe mit Blauer-Schwede-Kartoffeln von Bauer Lütje-Behnken nebenan. Und zum Finale ein Sorbet von weißem Pfirsich mit karamellisierten Ebereschen, Korianderluft und Süßholz. Die raffinierte Landküche findet à la carte meist nur mit drei oder vier wechselnden Hauptgerichten statt. Reicht vollkommen.

Eigentlich bereits Gründe genug zum Kommen. Doch auch hier sollen die Gäste mit Veranstaltungen angelockt werden. Als nächstes für Grillfans der Texas-Barbecue-Abend am 27. August.

Kaffee Tied

"Wenn dat oberall düster is, in Asendörp schient de Sünn", lautet ein Sprichwort der Einheimischen. Allerbeste Voraussetzungen also, um in diesem Ort Gäste zu bewirten. Trotzdem ist die Kaffee Tied von Susanne und Björn Kröger das Dornröschen unter den Hofcafés, geöffnet nur sonntags von 14 bis 19 Uhr. Im nächsten Jahr soll es endlich wachgeküsst werden, als Café samt Hofladen, an sechs Wochentagen geöffnet, mit Honig vom Nachbarn, Marmeladen selbst gemacht, Wein in Bioqualität, ein Treffpunkt für Schlemmer und Shopper, dazu Kunsthandwerk und Konzerte - Zukunftsmusik. Bis es soweit ist, gilt die Hofanlage als absoluter Geheimtipp bei Kaffeedurstigen.

Etwas unscheinbar liegt das Ensemble aus ehemaligen Kuh- und Schweinestall, Kornboden und Scheune an der Hauptstraße kurz vor Jesteburg. Bis 1976 wurden hier Haken gemacht, Vieh gehalten und Getreide geerntet. Wer eintaucht in die bäuerliche Welt der Vergangenheit, findet ein paar lauschige Entspannungsecken und eine herrliche Wiese mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen. Vieles wirkt eher naturbelassen als durchgestylt.

Susanne Kröger verkauft unter der Woche Bioprodukte im Hittfelder Hofladen Overmeyer. Doch der Traum vom eigenen Café stammt bereits aus Teenagertagen. Und so gestaltet sie den Hof ihrer Eltern seit vier Jahren in genau diese Richtung. "Gutes für Seele und Sinne", lautet unser Motto, sagt sie. Dafür wird jedes Wochenende fleißig gebacken.

Allen voran die Stachelbeerbaiser, der Renner für Kenner. Samstags der Boden, dann die Stachelbeeren drauf, sonntags der Baiserbelag unter die geschlagene Sahne. Das Stück immer für 2,80 Euro - steht auf den alten Kuchentellern, die als Speisekarte dienen. Oder die Himbeertorte mit Weißer Schokoladensahne und Gewürzblüten, eine Eigenkreation der gelernten Hauswirtschafterin. Das alles auf Dinkelbiskuit, worüber sich immer mehr Menschen mit Weizenunverträglichkeit freuen. Das Obst im Backwerk stammt von den hofeigenen Bäumen.

Herzhafte Wünsche werden mit Gemüsekuchen aus Spinat und Tomaten, Suppen (aktuell Apfel-Currycreme) sowie selbst gebackenem Ciabattabrot erfüllt. Wenn sich danach Ihr Bewegungsdrang meldet, empfiehlt Ehepaar Kröger die neu ausgeschilderten Asendorfer Naturpfade.

Bauerncafé Röling's Hof

Schulstraße.1

29365 Sprakensehl

Telefon 05837 - 666

Täglich 14 bis 19 Uhr. Sonntag ab 11 Uhr

Montag und Dienstag Ruhetage

Wehler Deel

Vorfeldstraße 31

21717 Fredenbeck/Wedel

Telefon 04149 - 85 90

www.wehler-deel.de

Freitag 14 bis 18 Uhr. Am Wochenende 9 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung

Kaffee Tied

Jesteburger Straße 35

21271 Asendorf

Telefon 04183 -23 97

Sonntag 14 bis 19 Uhr