Unser Restaurantkritiker Marco Dartsch stellt heute drei etwas andere asiatische Restaurants in Jesteburg, Harburg und Lüneburg vor.

Das Leben ist hart für Asien-Esser in und um Hamburg. Überall lauern goldene Plastikbuddhas, merkwürdige Mittagsbuffets und Schweinefleisch süß-sauer. All die scheinbar geklonten China-Restaurants lenken davon ab, dass es auch authentisch geht. Wir haben drei etwas andere Asiaten besucht.

1. MAX TU

Der Hong-Kong-Chinese aus Vietnam zählt zu den asiatischen Gastronomie-Pionieren im Landkreis Harburg. Den Jesteburger Orchideen Palast eröffnete er bereits vor 22 Jahren. Nicht ohne Skepsis bei einheimischen Bedenkenträgern: "Ein China-Restaurant im fachwerklichen Zentrum eines Heideortes?" Mittlerweile hat sich Max Tu in die Herzen der Gäste gekocht. Auch, weil auf seiner Karte nicht Mainstream steht, sondern regelmäßig frische Ideen. Sein jüngster Coup: ein neues Lokal, das so heißt wie er, konzeptionell aber ganz anders ist, nämlich euro-asiatisch. Das, was Hamburger Restaurants wie Henssler & Henssler, Doc Cheng's oder das East erfolgreich vormachen, bringt Tu auf die südliche Elbseite. Seit September 2010 werden in Hittfeld asiatische Traditionen mit europäischen Einflüssen kombiniert.

Nicht nur das Angebot ist ein spannender Mix aus Fernem Osten und nahem Westen - auch das Team besteht aus Asiaten und Europäern. Allen voran Arne Butenschön, der als Geschäftsführer die Geschicke der Crossover-Küche leitet. Seine Vergangenheit im Wein- und Feinkosthandel machen ihn zum Experten für die europäischen Einflüsse im "Max Tu". Dank des italienischen Vorgängers "La Terrazza" steht in der Küche ein Steinofen, aus dem Pizzen kommen. Die werden völlig neuartig belegt, zum Beispiel mit gerösteter Ente und Gemüse frisch aus dem Wok. Oder es gart darin Flammkuchen mit Lachscarpaccio (jeweils 11,50 Euro). Ganz stark erscheint das Sushi- und Sashimi-Angebot. Die große Auswahl für Zwei kommt für 19 Euro pro Gast auf einem Holzschiff auf den Tisch. Der Fachmann erkennt sofort die Unterschiede zum japanischen Original. Hier werden Maki Rolls "Inside Out" gerollt: Reis draußen, die schwarzen Seealgenblätter drinnen. Während der Japaner puristisch in Sojasoße dippt, gönnt man sich hier Hoisin-, Teriyaki- und Mango-soße auf dem Sushi.

Asiakitsch hat Hausverbot. Das kommt vor allem bei Frauen an. Max Tu freut sich über 70% Weiblichkeit bei seinen Gästen. Die freuen sich über die Flexibilität der Karte. Für 29,50 Euro darf sich jeder 3 Gänge selbst zusammenstellen. Zum Beispiel mit Ochsenbacke und Bananenblütensalat als Tagesempfehlungen von der Tafel.

2. WOK-HAUS

Auch Xuehong und Xuehua Chen haben Erfahrung mit fernöstlicher Garküche in deut-schem Fachwerk. Das chinesische Ehepaar leitete in der Harburger Lämmertwiete das Wok-Haus - fünf Jahre lang mit Abstand der beste Thailänder südlich der Elbe. Am Ende leider etwas glücklos. Doch nun wagt man ein Comeback. Wok-Haus reloaded, mitten im gutbürgerlichen Wilstorf, wo kein Mensch große Kochkunst erwartet. Versteckt in einem Wohngebiet, in dem es gefühlt mindestens drei grillende Griechen gibt, aber keine großen kulinarischen Ansprüche. Eine in die Jahre gekommene Einkaufspassage am Reeseberg bildet die Kulisse. Unten im Keller wird seit 38 Jahren auf zwei Bahnen gekegelt. Auch die Kegler sind in die Jahre gekommen. Hier versteckt sich nun also Harburgs Asien-Highlight?

Ja! Vergessen Sie die Umgebung, genießen Sie den Inhalt der Karte! Natürlich gibt es auf ihr tolle Enten- und Seafood-Gerichte mit Reis oder Nudeln. 80% nach Thaiart, 20% China. Doch diesmal möchte ich Ihre Gaumen auf die Suppen- und Dim-Sum-Seite navigieren. Denn auch China hat seine Tapas oder Antipasti. Bereits eine kleine Auswahl davon taugt durchaus dazu, nichts anderes zu bestellen. Dim Sums sind kleine Gerichte (ab 2,80 Euro), die meist gedämpft oder frittiert werden. In der Heimat der Chens werden sie zu klassischem chinesischen Tee in kleinen Bambuskörbchen gereicht. Vorweg vielleicht noch eine heiße Tom-Tow-Hoo-Suppe mit Tofu, Koriander, Kokosmilch und frischem Gemüse (2,80 Euro). So einfach, so gut! Für Einsteiger empfiehlt sich die Dim-Sum-Platte mit kleinem Best-Of-Programm (19 Euro pro Paar). Einige der Häppchen-Gerichte hat Meister Chen selbst entwickelt: die gerösteten Entenflügel mit Sataysoße (3,30 Eurooder die gedämpften Wan-Tan mit Garnelenfleisch (5,50 Euro). "Das Geheimnis der Thai-Küche sind ihre Currys", erzählt Xuehua Chen. "Frische Gewürze werden gemahlen, um daraus Pasten herzustellen." Je nach Beigabe und Menge entsteht der Schärfegrad.

3. BUDDHA - THAI & ASIA FOOD LOUNGE

Frauen in Führungspositionen, bei den meisten thailändischen Restaurants scheinbar ganz selbstverständlich. Am Lüneburger Stint 15 hat Patcha-raporn Sainonsree seit einem Jahr das Sagen. Früher war hier das "Aroi Thai". Nach einem kurzen vietnamesischen Zwischenspiel hat sich die Chefin mit ihrem ersten eigenen Restaurant "einen Lebenstraum verwirklicht", wie sie sagt. Dafür fährt sie täglich 140 Kilometer von ihrem Wohnort in Hamburg-Groß Borstel nach Lüneburg und zurück. Bevor sie 1991 nach Deutschland kam kochte "Iet", wie sie alle rufen, in Hotelküchen von Singapur, Kanada und Schweden.

Aus der Hauptbeschäftigung am Wok der Hamburger Lufthansa-Kantine wurde vor kurzem eine Teilzeitstelle. So langsam spricht es sich herum, dass man in Lüneburg wieder anspruchsvoll asiatisch essen kann. Nicht ohne deutsche Zugeständnisse. Aus Brot und Butter vorweg werden Kroepok-Chips und Erdnussdips. Isst in dieser Kombination zwar kein Mensch in Thailand, schmeckt aber lecker. Davor empfängt uns die charmante Kellnerin Sasiporn Panturatana mit heißen Handtüchern. A la carte soll's authentisch zugehen, wenn auch nicht rein thailändisch. Das Programm besteht aus gehobenen Gerichten vom asiatischen Kontinent.

Die Kunst am Wok besteht aus der feinen Balance von aromatischer Säure und typischer Süße. Das gelingt dank der Beigabe der Currypasten sowie der intensiven Verwendung von Gewürzen und Kräutern wie Zitronengras, Koriander, Ingwer, Galantwurzeln oder Thai-Basilikum. Als frische Aromen duften sie durch das alte Fachwerkhaus. Übrigens: Stäbchen müssen Sie hier nicht befürchten. Bei den Gästen am Stint zählen die Entengerichte zu den Favoriten. Kross gebacken mit Erdnusssoße (16,50 Euro), gegrillt in rotem Thai-Curry an Kokosmilch (17 Euro) oder nach Art des Hauses (17 Euro).