Möglicher Herd für EHEC-Erreger sollte ausgeschaltet werden

Klecken. Mit der Suche nach den Ursachen der EHEC-Epidemie erhält jetzt eine bisher wenigen Spezialisten bekannte Gefahr mehr Aufmerksamkeit: die mögliche Übertragung von giftigen Keimen aus Gärresten von Biogasanlagen auf Tiere und Menschen.

Die Grünen in Rosengarten wollen deshalb mit einem Antrag im Umweltausschuss der Gemeinde noch nachträglich auf das Genehmigungsverfahren für die kurz vor dem Bau stehende Biogasanlage in Klecken Einfluss nehmen. Demnach soll die Gemeinde Rosengarten bei der Genehmigungsbehörde, dem Gewerbeaufsichtsamt, auf eine geeignete technische Ausstattung drängen, die eine Belastung der Gärreste mit giftigen Keimen ausschließt.

Das letzte Wort bei der Genehmigung von Biogasanlagen bis zu 500 Kilowatt Leistung, zurzeit die übliche Größe auf den Höfen in Niedersachsen, hat das Gewerbeaufsichtsamt. "Die Gemeinde kann die Genehmigung von Biogasanlagen kaum beeinflussen", sagt Antragsteller Volkmar Block (Grüne). "Wir wollen aber erreichen, dass das Gewerbeaufsichtsamt grundsätzlich Stellung zu dem Problem bezieht." Sollte die Genehmigungsbehörde die Biogas-Gülle als mögliche Gefahr bewerten, könnte das Auswirkungen auf alle späteren Genehmigungsverfahren für Biogasanlagen haben. Der Antrag aus Rosengarten könnte Präzedenzcharakter erhalten.

Am Darschweg in Klecken wollen zwei Landwirte eine 500-Kilowatt-Biogasanlage bauen und Ende 2011 in Betrieb nehmen. Dazu soll auf dem Gelände ein mehr als 14 000 Quadratmeter großes Gewächshaus entstehen, das die bei der Biogasproduktion entstehende Wärme nutzt.

Gärreste aus Biogasanlagen können verschieden gefährliche Keime enthalten. Da Landwirte diese Gülle als Dünger auf die Felder bringen, könnten giftige Keime in die Nahrungskette von Tieren und Menschen gelangen. Ein mögliches gesundheitliches Risiko, das von Biogasanlagen ausgehen könnte, hatte bereits die Agrar- und Veterinärakademie bei ihrer Haupttagung 2010 zum Thema gemacht.

Viele Biogasanlagen würden Gülle von Rindern verwerten und damit mögliche Krankheitserreger aufnehmen, berichtete in diesem Monat das ARD-Politikmagazin Report Mainz. Viele Anlagen laufen bei Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad Celsius. Experten sind sich einig, dass bei diesen Temperaturen auch Mikroorganismen wachsen, die Giftstoffe bilden. Der Darmerreger E-Coli, EHEC ist eine besondere Form davon, fühlt sich bei 37 Grad sehr wohl und vermehrt sich. Pathogene Erreger, sagt Volkmar Block, Chemie-Ingenieur an der Technischen Universität Harburg, könnten durch Erhitzen abgetötet werden.

Nicht nur die EHEC-Epidemie hat die Biogas-Gülle als mögliches gesundheitliches Risiko ins Gespräch gebracht. Die Gärreste stehen auch im Verdacht, Botulismus übertragen zu haben. Seit 2006 sind auf einem Bauernhof im Vogtland 600 Milchkühe an der kaum erforschten Nervenkrankheit gestorben. Tierärzte warnten im vergangenen Jahr, dass sich auch Tierhalter und Tiermediziner mit dem Erreger infizieren könnten.

Antrag "Gefährdung von Mensch und Natur durch pathogene Keime in Gärresten von Biogasanlagen" (Grüne), Sitzung des Umweltausschusses der Gemeinde Rosengarten, Montag, 27. Juni, 19 Uhr, Rathaus in Nenndorf, Bremer Straße 42.