Polizei klärt Rentner und Senioren über die ausgeklügelten Strategien von Trickbetrügern, die die Hilflosigkeit alter Menschen ausnutzen, auf

Harburg. Es hätte ein entspannter und schöner Tag werden sollen. Mit Kaffee und Kuchen, mit netten Plaudereien und noch netteren Gesprächspartnern. Doch am Ende jenes Tages im Mai 2008 war Christa Samp um ganze 800 Euro ärmer. Die Rentnerin hatte sich bei einer Kaffeefahrt austricksen lassen und die hohe Summe unnötigerweise für einen kleinen Induktionsherd ausgegeben. "Hinterher ist man immer schlauer", sagt die 75-Jährige, die damals erfolgreich dafür kämpfte, dass sie das Geld zurückbekommt.

Drei Jahre ist das nun bereits her. Und Christa Samp hat aus ihrem Fehler gelernt. Auf Betrüger wird sie so schnell nicht mehr hereinfallen, glaubt sie. Auch deshalb nicht, weil Samp sich von der Polizei Harburg über Tricktäter und ihre Taktiken hat aufklären und informieren lassen. Im Seniorenkreis ihrer Kirchengemeinde hörte sich die 75-Jährige zuletzt einen Vortrag über den viel zitierten "Enkeltrick" an, einer Betrugsvariante, bei der die Täter Bargeld von zumeist älteren Herrschaften ergaunern, indem sie bei einem Anruf vorgeben, zur Verwandtschaft zu gehören und sich in einer finanziellen Notlage zu befinden. "Im Vorwege der Aktion suchen die Betrüger im Telefonbuch gezielt nach älter klingenden Vornamen und versuchen die Rentner dann beim Anruf von ihrer Familienzugehörigkeit und Geldnot zu überzeugen", erklärt Christiane Lanfer, bürgernahe Beamtin der Polizei Harburg.

Im vergangenen Jahr wurden in ganz Hamburg 197 Enkeltrick-Betrugsversuche und vollendete Taten registriert. Diese Form des Trickbetrugs ist allerdings nur eine von vielen Varianten, mit deren Hilfe die Täter versuchen, an das Geld älterer Menschen zu gelangen. "Neuerdings rufen sie die Senioren an und geben vor, diese hätten einen Fernseher bestellt, der nun geliefert werden soll", sagt Christiane Lanfer. Wer die Trickbetrüger dann ins Haus lasse und vielleicht sogar Bargeld bereithalte, sei bereits auf den Betrug der Diebe hereingefallen.

Für Christa Samp klingt das nach einem Horrorszenario. Sie hofft, künftig von solch einer Situation verschont zu bleiben. Samp ist eine aufgeweckte ältere Dame, die gerne und viel redet und die immer wieder betont, wie wichtig es sei, im Alter selbstständig zu bleiben. Ihr Sohn wohnt in Kiel, und ihr Mann, auf den sie sich immer verlassen konnte, starb vor einigen Jahren. Seither ist Christa Samp auf sich allein gestellt. Die Einsamkeit, sagt sie, sei vielleicht das größte Problem älterer Menschen, wenn sie Trickbetrügern begegnen. Denn diese würden sich plötzlich um einen kümmern, Komplimente und Schmeicheleien verteilen - "nur um einen am Ende rigoros auszunutzen", so die Rentnerin.

"Vorsicht und Misstrauen" lautet deshalb die Formel, die auch die Polizeibeamten den älteren Herrschaften immer wieder anraten. "Die Gutgläubigkeit der älteren Generation wird ihr immer wieder zum Verhängnis", sagt Lanfer. Genau deshalb sei es auch so wichtig, dass sich Rentner und Senioren mit den Betrugsstrategien von Trickdieben auseinandersetzen und nicht grundsätzlich alles von sich schieben, was mit diesem Thema zusammenhänge. "Gerade jene, die behaupten, dass ihnen solch ein Betrug niemals passieren würde, werden häufig Opfer", mahnt Lanfer.

In ihrem Zuständigkeitsbereich, dem Gebiet Rönneburg, hat die bürgernahe Beamtin in den letzten Wochen und Monaten rund 500 ältere Menschen über die Gefahren des Trickbetrugs aufgeklärt. Neben erhöhter Wachsamkeit rät die Polizistin älteren Menschen dringend dazu, ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen zu lassen. "Das erhöht die Chance, dass die Betrüger nicht auf sie aufmerksam werden", sagt Lanfer. Wann immer jemand einen Betrugsverdacht hege, soll er sich zudem sofort bei der Polizei melden.

Christa Samp ist jedenfalls gewappnet. Sie deutet auf ihre kleine beige Tasche. "Dort habe ich die Nummer von Frau Lanfer immer griffbereit", sagt sie. Noch einmal soll ihr ein Trickbetrug schließlich nicht widerfahren.