Der Landkreis Harburg ist mit 692 Taten trauriger Spitzenreiter in der Polizeidirektion Lüneburg. Die Polizei versucht das Problem zu lösen.

Harburg. Schon seit Jahren gehören sie in der Kriminalstatistik des Landkreises Harburg zu den bitteren Spitzenreitern, und seit Jahren versucht die Polizei, dieses Problem in den Griff zu kriegen: Wohnungseinbrüche. In keiner anderen Region schlagen Einbrecherbanden häufiger zu. So wurden 692 Taten im Jahr 2010 angezeigt, 2009 waren es 635. "Das sind meist Täter, die aus dem Ausland oder aus einem anderen Bundesland kommen und die gute Infrastruktur - der Landkreis hat 18 Autobahnzufahrten, so viel wie keine andere Stadt - für ihre Verbrechen nutzen", sagt Kriminaloberrat Wilfried Haensch, der mit Polizeipräsident Friedrich Niehörster in der Polizeiinspektion Harburg in Buchholz einen aktuellen Überblick über die Straftaten gab, die im vergangenen Jahr im Landkreis verübt wurden.

Dabei erreichen die Taten eine neue, beunruhigende Qualität. "Kriminelle klingeln bei Senioren an der Haustür, verschaffen sich Zugang zu deren Wohnungen, bedrohen die Leute, schnappen sich deren EC-Karten und räumen die Konten leer", sagt Niehörster. Außerdem müssen die verängstigten Opfer ihren Schmuck und weitere Wertgegenstände herausgeben. "Senioren sollten sich genau ansehen, wer da vor ihrer Haustür steht", so der Polizeipräsident.

Weiterhin kundschaften Einbrecher gar nicht mehr vor ihren Taten aus, wo es sich lohnt einzusteigen. "Die fahren vor, brechen eine Terrassentür auf und lauschen erst einmal. Wenn sie nur ein Geräusch hören oder merken, dass doch jemand zu Hause ist, hauen sie ab", sagt Haensch. Die einzigen Möglichkeiten, sich davor zu schützen, seien zum einen aufmerksame Nachbarn, zum anderen eine Alarmanlage und gut gesicherte Türen und Fenster. "Wenn die Leute Hilfe benötigen, können sie sich von der Polizei beraten lassen", so der Kriminaloberrat.

Doch die Polizei im Landkreis verzeichnet durchaus Ermittlungserfolge. So sind die Beamten zwei Männern aus Tostedt und Winsen auf die Spur gekommen, die sich ihre Drogensucht durch Einbrüche in Arztpraxen und Geschäften finanziert haben. " Besser wäre es jedoch, wenn wir mal einen Dealer zu fassen kriegen würden", so Haensch.

Angestiegen ist auch die Anzahl von Delikten - etwa Mobbing und Betrug, die im Internet begangen werden. "Internetkriminalität ist auf dem Vormarsch", so Polizeipräsident Niehörster. So betrugen die Vermögens- und Fälschungsdelikte - meist im Internet begangen - 2009 noch 16 Prozent, 2010 waren es schon 22 Prozent. "Die Täter bieten im Internet Waren an, die es gar nicht gibt, und versuchen dann, abzukassieren", sagt Haensch.

Die Gefahr liege darin, dass solche Taten schneller, anonymer und mit einem wesentlich höheren Opferpotenzial begangen werden könnten. Allerdings könnten viele der Täter sehr schnell ermittelt werden. Doch Haensch schildert auch, mit welchen perfiden Methoden Kriminelle aus Osteuropa an die Bankdaten ihrer Opfer herankommen. Dafür nutzen sie Onlinebanking, verschaffen sich durch entsprechende pdf-Dateien Zugang zum PC ihrer Opfer. Die Dateien passieren den Virenschutz des Computers, loggen sich ins Onlinebanking ein "und dann wird Geld abgehoben. Das wird zu Mittelsmännern transferiert", so Haensch. Zwei Fälle seien ihm aus dem Landkreis bekannt.

Deshalb fordert Polizeipräsident Niehörster, "dass die Polizei endlich gesetzliche Instrumente, etwa Vorratsdatenspeicherung, an die Hand bekommt, um diese Art von Kriminalität einzudämmen. "Da muss schnell etwas passieren", sagt der Polizeipräsident, der mit der Leistung der Buchholzer Polizeibeamten sehr zufrieden ist. "Eine Aufklärungsquote von fast 60 Prozent kann sich durchaus sehen lassen. Die Bürger im Landkreis können sich sícher fühlen."