Die Angst unter den Mitarbeitern der Harburger Shell-Raffinerie ist groß. Der Mineralölgigant Shell will den größten Teil der Raffinerie ab dem zweiten Halbjahr 2012 stilllegen.

Dort will Shell dann Terminals für den Mineralölhandel und die -lagerung betreiben. Damit würde in Harburg kein Benzin, kein Diesel und kein Heizöl mehr produziert werden - und mindestens 300 Mitarbeiter würden ihren Job verlieren.

Der Harburger Shell-Betriebsrat befürchtet gar, dass noch mehr Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Das ist bitter für die Shellisten, denn sie arbeiten in einem Werk, das schwarze Zahlen schreibt, und sie haben mit ihrem nimmermüden Einsatz zahlreiche Preise gewonnen. Aber das zählt nichts in der globalisierten Wirtschaftswelt, in der bei "Global Playern" wie Shell knallharte Renditekriterien wichtiger sind als der Erhalt von Arbeitsplätzen, die nicht ganz so rentable Renditen erwirtschaften.

Es muss für die Harburger Shellisten wie der blanke Hohn klingen, dass ein Mineralölgigant, der 9,8 Milliarden Euro pro Jahr verdient, in China mehrere Milliarden Dollar in eine Beteiligung an einem Raffineriegroßprojekt investieren, und in Harburg die im Weltmaßstab gesehen kleine Raffinerie zu großen Teilen stilllegen will.

Es wäre ein Wunder, wenn sich nach fast zwei Jahren Suche ein Investor für die ganze Raffinerie fände. Den Harburger Shellisten bleibt jetzt nur die schwache Hoffnung, dass Gewerkschafter und Betriebsräte dem Mineralölgiganten so viel Abschiedsgeld wie möglich abverlangen.