Vor fünf Monaten wurde die Anlage in Sprötze angezündet. Jetzt gibt es einen Neubau mit Fenster für die Besucher

Sprötze. Fünf Monate nach dem Brandanschlag auf die Hähnchenmastanlage im Buchholzer Ortsteil Sprötze hat Familie Eickhoff gestern den Stallneubau mit einem Tag der offenen Tür neu eröffnet. Das Besondere ist ein 25 Quadratmeter großer Besucherraum. Gruppen können nach Anmeldung durch eine etwa 2,50 Meter lange und zwei Meter hohe Glassscheibe in den Stall schauen. Mit dem "gläsernen Stall" wollen der Geflügelverband und der Landesbauernverband Kritik an der Massentierhaltung begegnen. Der Niedersächsische Bauernverband, der Geflügelverband und der Hähnchenproduzent Rothkötter haben den Besucherraum finanziert.

Laut Angela Eickhoff sind ab Januar Führungen geplant. Sie werden in etwa eineinhalb Stunden die Bedingungen der Hähnchenmast dokumentieren, von der Anlieferung bis zum Abtransport. Die erste Lieferung mit 36 000 Tieren erwartet Familie Eickhoff noch vor Jahresende. Die Küken sind einen Tag alt und wiegen etwa 40 Gramm. In dem mehr als 1800 Quadratmeter großen Stall mästet die Landwirtsfamilie die Hähnchen, um sie 40 Tage später, zweieinhalb Kilo schwer, zum Schlachten zu bringen.

200 Gäste, Nachbarn, Landwirte, Politiker und Verbandsfunktionäre, haben den Tag des offenen Stalls in Sprötze besucht. Den Brandanschlag am 30. Juli haben Landwirte und Geflügelwirtschaft als Attentat auf die gesamte Landwirtwirtschaft betrachtet. Der wieder aufgebaute Stall mit dem Besucherraum soll Symbol einer transparenten Landwirtschaft sein. "Wir werden zeigen, wie Landwirtschaft heute funktioniert", so Malte Eickhoff in seiner Eröffnungsrede.

Der Staatssekretär im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, Friedrich-Otto Ripke (CDU), kündigte am Montag in Sprötze Verbesserungen im Tierschutz an. "Wir werden die wenigen schwarzen Schafe alle rausholen und sanktionieren", sagt er. Zweite Säule eines neuen Tierschutzkonzeptes für Niedersachsen werde eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit sein. Näheres werde der designierte Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) im Januar bekannt geben.

Bei dem Brandanschlag im Sommer war der gerade fertig gestellte Hähnchenmaststall bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der Schaden betrug 500 000 Euro. Tiere waren noch nicht in dem Stall gewesen. Die Täter wurden bisher nicht gefasst. Die Tierrechtsorganisation "Die Tierbefreier" gab im August bekannt, ein Bekennerschreiben der "Animal Liberation Front" erhalten zu haben. Die Polizei stufte das Schreiben aber nur als Sympathiebekundung ein. Die typischen Merkmale eines Bekennerschreibens, Details zum Tathergang, hätten laut Polizei gefehlt.

"Kriminelle haben zur Selbstjustiz gegriffen", sagte am Montag der Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes Lüneburger Heide, Rudolf Meyer. Alle, die in der Landwirtschaft tätig seien, hätten sich das nicht vorstellen können. Man sei kalt erwischt worden, so Meyer. Malte Eickhoff sprach von einem "feigen terroristischen Anschlag" gegen den gesamten Berufsstand. Der 23 Jahre alte Landwirt will den Familienhof weiter führen. Die Hähnchenmast soll ein Standbein sein, das die Zukunft des Hofes sichert. Auf 180 Hektar betreiben Eickhoffs Ackerbau. Sie haben 30 Rinder, 400 Schweine und 3000 Legehennen.

Ein Dutzend junger Leute aus der "Tierbefreierszene" hält zur Eröffnungsfeier eine Mahnwache auf dem Weg vor dem Hähnchenmaststall ab. "Freiheit für alle Tiere - Tierhaltung bedeutet Gewalt", steht auf einem Protestplakat. Tierbefreier lehnen jede Form der Tierhaltung ab. Sie sind Veganer, essen kein Fleisch, verzichten auch auf tierische Produkte wie Eier.

Mürrisch betrachtet ein Besucher des Hähnchenstalls die Protestgruppe: "Die Polizei ist ja da. Die müssen einen schnappen von den Brüdern und in die Mangel nehmen", knurrt er. Die Familie müsse damit leben, dass es Proteste gebe, sagt Angela Eickhoff zu den nicht eingeladenen Besuchern. Fachleute arbeiten indes mit Familie Eickhoff an einem Sicherheitskonzept, um den Stall Tag und Nacht zu überwachen.