Die Zeit wird knapp: Die Auslegung des Bebauungsplans platzt, wenn sich die Fraktion am 19. April nicht auf eine gemeinsame Linie einigt.

Neugraben. Die Lage ist angespannt. Ob am Ende der laufenden Verhandlungen ein Rewe Markt in den bisherigen Gewerbebau von Opel Rubbert an der Ecke Cuxhavener Straße/Bauernweide einziehen wird, ist noch nicht absehbar. In der Sitzung des Stadtplanungsausschusses gab es zum Thema gegensätzliche Ansichten. Und dabei bildet auch die allein regierende SPD in ihrer Meinung keine geschlossene Mannschaft. Gelingt es den Sozialdemokraten nicht, in der Fraktion eine einheitliche Meinung zu vertreten, könnte die Ansiedlung des Rewe Markts bereits daran scheitern, dass der für das Vorhaben notwendige Bebauungsplan "Neugraben-Fischbek 70" gar nicht erst öffentlich ausgelegt und das Verfahren damit vorzeitig beendet wird.

Aber Muammer Kazanci, SPD, Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses, sieht trotz unterschiedlicher Meinungen innerhalb der SPD-Bezirksfraktion keinen Grund daran zu zweifeln, dass es noch zur Einigung kommen wird. Kazanci: "Wir befinden uns im Diskussionsprozess. Ich gehe fest von einer Einigung auf eine einheitliche Position aus." Dabei lässt Kazanci das Ergebnis - ob für oder gegen die Marktansiedlung - offen. In einer Fraktionssitzung am Donnerstag, 19. April, soll die Linie gefunden werden. In der Sitzung des Stadtplanungsausschusses hatten sich zumindest die SPD-Fraktionsmitglieder Heinz Beeken und Manfred Schulz sehr deutlich für Ansiedlung ausgesprochen. Arend Wiese, Vorsitzender des SPD-Distrikts Neugraben-Fischbek, hält hingegen den Standort für weniger geeignet, weil er den Einzelhandel im etwa 300 Meter entfernten Stadtzentrum, an Neugrabener Bahnhofstraße und Marktpassage Kunden kosten würde.

+++Die Entscheidung fällt schwer+++

Damit liegt Wiese auf der Linie der örtlichen Einzelhändler, die sich um Verbesserungen im Zentrum bemühen. Unter anderem hatten der Feinkosthändler Kai Mecklenburg, Optikerin Antje Wenzel und Marlis Aldag von der Fleischerei Aldag zu Beginn der Jahres Bezirksamtsleiter Thomas Völsch eine Unterschriftenliste von 60 Einzelhändlern und Markthändlern gegen die Rewe-Ansiedlung im Autohaus überreicht. Es folgte die Übergabe einer weiteren Liste mit mehr als 100 Unterschriften in der Bezirksversammlung. Kai Mecklenburg: "Inzwischen haben wir mehr als 1000 Unterschriften von Bürgern gesammelt, die dagegen sind."

Und Mecklenburg verweist auch auf eine Stellungnahme der Handwerkskammer, die am Standort des Opel Autohauses weiterhin Kraftfahrzeuggewerbe wünscht und andernfalls eine Schwächung von 30 Handwerksbetrieben - darunter Uhrmacher, Optiker, Bäcker - im Zentrum befürchtet. Auch die Handelskammer habe sich für den Schutz des Zentrums ausgesprochen und den bereits alternativ gehandelten Standort für Neubebauung gegenüber der Schwimmhalle auf Teilen von Parkplatz und Marktfläche für die Rewe-Ansiedlung genannt.

+++SPD-Distrikt diskutiert über Rewe-Markt+++

Gerd Kruse vom Stadtplanungsbüro Elbberg arbeitet im Auftrag des sogenannten Vorhabenträgers, des Autohauses Rubbert. Das Autohaus möchte sich im Sommer an anderer Stelle mit einem Neubau verkleinern. Der Stadtplanungsausschuss hatte im September vergangenen Jahres die Umwandlung des gültigen Bebauungsplans von "Kfz-Gewerbe" zu "Einzelhandel" als machbar angesehen, woraufhin Kruse und sein Team mit der Planung begannen. Kruse: "Ich habe mit Rewe wegen der inzwischen laufenden Widerstände gesprochen. Das Unternehmen sieht den Standort als geeignet an und hat Interesse an einer schnellen Realisierung. Sicherlich würde das Interesse nachlassen, wenn sich das ganze Vorhaben noch um ein Jahr verzögern würde."

Das wird es aber aller Voraussicht nach nicht, denn Muammer Kazanci, kündigt für Montag, 23. April, 17 Uhr, im Rathaus oder im Meistersaal, eine Sondersitzung des Stadtplanungsausschusses an, bei der es ausschließlich um die Zustimmung zur Auslegung des Bebauungsplanes geht. Während der einmonatigen Auslegungsfrist können Bürger Einwände und Anregungen vortragen, die in die Planung einbezogen werden.

Der Rewe Markt würde im Rubbert-Haus auf 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche als sogenannter Vollsortimenter etwa 5000 verschiedene Artikel - auch Frischfleisch - bieten. Rewe war bis vor einem Jahr etwa 20 Jahre lang in der Nähe, im Süderelbe Einkaufszentrum SEZ. Dort befindet sich seitdem ein Netto-Discounter. Gerd Kruse: "Der Arbeitskreis Zentren der Stadtentwicklungsbehörde sieht keine Gefährdung des bestehenden Einzelhandelns. Die Einschätzung der Zentralbehörde ist für uns relevant."