Beliebter Heimfelder Stadtteiltreff knüpft an erfolgreiche Zeiten an. Neuer Eigentümer renovierte und hübschte die Immobilie kräftig aus.

Heimfeld. Jeden Tag, stets gegen 16 Uhr, kommt Leben ins Heimfelder Café Leben. Dann öffnet Wirtin Sultan Sevci die Kneipe. "Gestern war hier Musikabend. Erst um 2 Uhr morgens haben wir dichtgemacht", sagt sie müde. Live-Mucker, Spieleabende, Lesungen - lange Zeit galt das "Leben", betrieben vom Verein Heimfelder Leben, als zweites Wohnzimmer der Harburger - eine Art Stadtteiltreff der besonderen Art mit sozialem Ansatz.

So zogen die legendären Poetry Slams unter dem Motto "Heimfeld ist Reimfeld" sogar Besucher vom anderen Elbufer "aus der Stadt", wie die Harburger sagen, an den Tresen der Kult-Kneipe. Im sympathisch angegilbten, leicht verqualmten Ambiente fühlten sich viele Gäste wohl. Eintritt für Konzertabende wurde selten genommen, Snacks und Getränke standen zu günstigen Preisen auf der Speisekarte. Aber das Konzept, abwechslungsreiche Kulturabende auch für Leute mit schmalem Geldbeutel möglich zu machen, ging nicht auf. Im Oktober 2010 war deshalb vorerst Schluss mit dem "Leben". Dem Verein fehlte das Geld, um weiterzumachen. Später kam das Gründerzeit-Gebäude samt Kneipe unter dem Hammer, wurde zwangsversteigert. Zuvor hatten Künstler und Gäste immer wieder dazu aufgerufen, das "Leben" zu retten. Alle Mühe war allerdings vergebens.

+++ Heimfeld braucht wieder mehr "Leben" +++

Der neue Eigentümer, die Basner Grundvermögensverwaltung, investierte 150 000 Euro in die Immobilie, hübschte sie kräftig auf, renovierte Wohnungen und Balkone. Auch die Kneipe erhielt neuen Glanz, und der Biergarten wurde wieder hergerichtet, denn schnell waren neue Pächter gefunden. Sultan Sevci und ihr Sohn Mehmet Yazbahar, erfahrene Gastronomen, haben im Sommer 2011 das schwere Erbe angetreten, das Café Leben wieder zum Leben zu erwecken. Beide wohnen in Heimfeld und wissen, wie sehr die Nachbarn an ihrem Treffpunkt hängen - allzu stylish durfte die Neuauflage also nicht werden. Viel verändert am Interieur hat sich nicht. Heller und luftiger ist es nun. "Und auf Live-Auftritte von Künstlern und Spieleabende wollte auch niemand verzichten. Also haben wir wieder ein kleines Veranstaltungsprogramm", sagt Sultan Sevci. Im Tresenraum hängt ein großer Flachbildfernseher an der Wand, "damit die Besucher Fußball gucken können, wenn sie wollen", sagt Mehmet Yazbahar. Aus dem Kult-Café ist wieder eine normale Kneipe geworden.

Nichtsdestotrotz lässt sich der eine oder andere Stammgast blicken, und eine Harburger Hockeymannschaft feierte hier ihre Weihnachtsparty.

Zu jenen, die of im Leben zu Gast sind, gehört der Musiker Peter Kelm, der am späten Nachmittag seinen Verstärker abholt. Tags zuvor hat er ein Konzert gegeben. "Ich kenne die Räumlichkeiten schon seit 40 Jahren", sagt er. Damals gab es dort noch keine Kneipe, sondern einen Papierladen. "Mein Opa hat sich dort häufig Tickets für Butterfahrten gekauft. Ich war immer mit, denn hinten im Laden, da, wo jetzt die Kneipentische stehen, gab es ein Spielwarenregal, das mich als kleinen Jungen interessierte."

Oft war er später im Café Leben zu Gast, nicht nur, um Musik zu machen. Die Kneipe sei wichtig für den Stadtteil. "Hier haben sich im Laufe der Jahre viele Leute kennen gelernt." Das große Potenzial des früheren Café Leben, innovative Stadtteilkultur für alle Bewohner zu bieten, sei bei öffentlichen Stellen nicht erkannt und deshalb wohl nicht gefördert worden. "Daran ist der Verein gescheitert", sagt Kelm.

Er hofft, dass die neuen Pächter an diese Tradition anknüpfen können. Und: "Die große Chance des Ladens liegt daran, integrativ zu wirken und unterschiedliche Kulturen zusammenzubringen." Sultan Sevci hofft, dass der Plan aufgeht. Das Café Leben an der Heimfelder Straße ist montags bis sonntags jeweils ab 16 Uhr geöffnet.