Bei der “Norddeutschen Matsch-Meisterschaft“ wälzten sich Grundschüler von acht Schulen im Dreck. Eigentlich sollten sie Fußball spielen.

Kirchdorf-Süd. Diese Geschichte wäre eigentlich ganz schnell zu erzählen: Ein Anbieter von Körperpflegeprodukten für Kinder und Jugendliche will für seine Produkte werben. Also lädt er Kinder aus acht norddeutschen Schulen auf den Kinderbauernhof Kirchdorf-Süd ein. Die Jungen und Mädchen ziehen sich T-Shirts an, die für ein "Wildes Duschgel" werben, und haben verdammt viel Spaß. Denn der Duschgel-Anbieter lässt ein Sandfeld fluten und die Grundschüler des dritten Jahrtausends, die meisten schon fernseh- und computererfahren, haben tierisch viel Spaß und spielen im Matsch - das ganze trägt dann den schönen Namen "Norddeutsche Matsch-Meisterschaft".

Aber so schnell wollen wir die Geschichte nicht erzählen, denn die Kinder aus Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein waren mit so viel Begeisterung bei der Sache, dass es sich lohnte, genauer auf das Matschfeld zu schauen. Da kämpften die Kinder mit vollen Kinderkräften um den Ball. Da schrieen Lehrer und Eltern aus Leibeskräften am Spielfeldrand, als die Kinder dem Ball hinterherliefen und aufs Tor schossen. Da zogen die Kleinen wie die Berserker am Tau und fielen in den Matsch. Da bewiesen sie Geschick auf einem Hindernisparcours. Und zum Schluss waren sie alle ganz schön dreckig und ganz schön nass - kleine Matsch-Meister halt.

Der kleine Moritz (8) aus Bremen hatte schon nach seinem Fußballauftritt dicke Matschspritzer in seinem Gesicht. Der Schüler der Grundschule Baumschulenweg war trotzdem quietschvergnügt: "Das ist ein gutes Gefühl, so dreckig zu sein. Leider haben die anderen gewonnen. Aber so doll war ich noch nie dreckig!", sagte der Podolski-Fan.

"Mama muss das waschen", analysierte der klitschnasse und dreckige Melvin von der Waldschule Bad Bevensen. "Das ist schön, mal wieder dreckig zu werden. Letzte Woche war Wasser auf unserer Fußballwiese. Da haben wir auch gespielt und waren total dreckig." Nikos Lehrer Torsten Sethmann war derweil erfreut über die zahlreichen Matscheinlagen seiner Schüler und bilanzierte: "Es wäre schlimm, wenn die Kinder an einem Tag wie heute nicht dreckig würden. Sie haben ja mächtig Spaß. Bei uns in der Waldschule buddeln sie auch den ganzen Tag und werden auch schmutzig."

Klar, dass an einem so heiteren Tag auch der Beistand der Wissenschaft nicht fehlen durfte. Eine "Senior Brand Managerin" des Körperpflegemittelproduzenten lobte die enge Zusammenarbeit mit dem Sportwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Bös. Der lies in einer Pressemitteilung verlautbaren: "Nicht nur die Bewegungsabläufe haben wir bei der Auswahl der Disziplinen berücksichtigt, ebenso sind Teamgeist, Zusammenhalt und Koordination der Kinder gefragt, wenn sie als Gewinner aus dem Turnier gehen möchten."

So war also auch aus Sicht der Wissenschaft alles im sportlich grünen Bereich. Sportlicher Obmann und Oberaufseher des matschigen Geschehens war kein geringerer als der Ex-HSV-Bundesliga-Spitzenstürmer und HSV-Aufsichtsrat Sergej Barbarez (37). Fürs Bundes-Matsch-Finale in Köln am 2. Oktober qualifizierten sich die Grundschule Altengamme-Deich und Alt Aumund aus Bremen.