Auf dem Gartenschau-Gelände bauen sich Zehntklässler der Stadtteilschule Wilhelmsburg eine Grill-, Party- und Chill-Ecke.

Wilhelmsburg. Sinan, 16, ist voll bei der Sache. Mit einer elektrischen Schleifmaschine bearbeitet er an diesem Donnerstagvormittag, 31.5., die Oberfläche eines Robinien-Rundholzes. Aus dem Holz soll ein Sitzpoller werden - auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau (igs), gleich hinter der Lärmschutzwand vor der Bahntrasse, auf die auch noch die Wilhelmsburger Reichsstraße verlegt werden wird.

Wilhelmsburger Jugendliche haben in Workshops und während eines Praktikums an der Gartenschau mitgeplant - nun wurde die Idee in die Tat umgesetzt: Drei Tage lang haben Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 a der Stadtteilschule Wilhelmsburg auf dem igs-Gelände am Garten "Do it: Crossover" unter Anleitung von Landschaftsarchitekt Dirk Schelhorn mitgearbeitet. "Graben, buddeln, pflanzen" lautete die Devise der Jugendlichen, die mit vollem Einsatz auf der Baustelle aktiv waren.

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Am Donnerstag besuchte Ralf Neubauer (SPD) aus Finkenwerder, neuer Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses Hamburg-Mitte, die "Mitbaustelle". Sein Eindruck: "Ich bin beeindruckt davon, wie die Wilhelmsburger Jugendlichen ihr Gartenprojekt von der Idee bis zum Bau umsetzen."

Ein geschlossener Treffpunkt mit Sitzgelegenheiten, Grill-, Party- und "Chill-Ecke" sowie ein Platz zum Breakdance - das waren die Wünsche der Wilhelmsburger Jugendlichen an die Macher der Internationalen Gartenschau. Diese Wünsche hat der Landschaftsarchitekt Dirk Schelhorn, 56, für den Jugendgarten "Do it: Crossover" umgesetzt. "Die Jugendlichen haben bei den Planungen ein hohes Maß an Kreativität bewiesen", sagte Beate Wagner-Hauthal, igs-Projektkoordinatorin für Sport und Veranstaltungen.

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Wie Ideen und Wünsche in die Tat umgesetzt werden, das haben die Schüler der Stadtteilschule Wilhelmsburg bei der "Mitbaustelle" der igs nun selber miterleben dürfen. Ob betonieren, pflanzen oder graben - keine Arbeit war zu schwer, keine Aufgabe zu anstrengend. "Es ist schön zu sehen, wie die Jugendlichen an diesem Projekt beteiligt wurden und mit wie viel Spaß sie dabei sind. Die jungen Frauen und Männer schaffen hier einen Platz, der auch vielen Generationen nach ihnen noch viel Freude bereiten wird", sagte Ralf Neubauer.

Der Garten "Do it: Crossover" liegt in der "Welt der Bewegung", gleich neben Kletterhalle, Multifunktionsfeld und Skateranlage. Der Garten steht Jugendlichen auch nach der Gartenschau im Wilhelmsburger Inselpark zur Verfügung.

Sinem aus der Klasse 10 a freut sich riesig auf den neuen Garten. Er soll ein Wohnzimmer für sie und ihre Freunde werden. "Sonst fahre ich mit meinen Freundinnen in die Hamburger City oder wandere um die Harburger Außenmühle", sagte Sinem. "Jetzt kann ich mit dem Fahrrad oder mit der Buslinie 13 vom Reiherstiegviertel aus zu unserem Garten fahren."

45.000 Euro kostet der neue Garten mit viel Beton für Wilhelmsburger Jugendliche. "In Wilhelmsburg war ja lange Zeit nichts, was Jugendliche anzieht", sagte Sinems Klassenlehrerin Birgit Agthe, 60. "Es gab viele schummerige Ecken, und zur Skaterbahn des Hauses der Jugend gehen Mädchen nicht gerne hin."

"Ich mag Wilhelmsburg", sagte Sinem. "Viele Leute sagen, die Menschen hier seien komisch, aber hier leben viele nette Menschen. Ich möchte auch nach meiner Schulzeit in Wilhelmsburg leben und kann mir vorstellen, meine Kinder hier groß zu ziehen."

Der Landschaftsarchitekt Dirk Schelhorn, 56, aus Frankfurt am Main, sagte, der neue Garten hinter der rund fünf Meter hohen Lärmschutzwand werde die Jugendlichen anziehen. "Es ist wichtig, dass Kinder und junge Erwachsene einen Ort haben, an dem sie sich ungestört fühlen und den sie trotzdem gut erreichen können. Wir dürfen die Jugendlichen im Wilhelmsburger Inselpark nicht weiter an den Rand abdrängen."