Die Werkstätten in Harburg müssen zunehmend Fahrwerksschäden beheben, weil die Autos durch tiefe Schlagschlöcher gefahren sind.

Harburg/Winsen. Schlagloch an Schlagloch. Das hält kein Auto aus. Fahrwerksschäden häufen sich. Aber Werkstätten rechnen mit verstärktem Reparaturaufkommen erst zum Frühjahr, wenn beim Wechsel auf Sommerreifen der ganze Jammer sichtbar wird.

Mit dem Frühjahr soll in Stadt und Land auch die Zeit der Fahrbahnsanierungen beginnen. Während des Winters ist nur "Flick" angesagt. Schlaglöcher stopfen zumeist mit Kaltasphalt. Georg Krümpelmann, Sprecher des Landkreises Harburg: "Unsere Straßen sind wegen des vorigen Schulsanierungsprogramms zu kurz gekommen. Die vielen Fahrbahnschäden sind der Beweis dafür. Aber wir werden dieses Jahr gut fünf Millionen Euro für Instandsetzungen zur Verfügung haben. An bestimmten Stellen muss bis in den Unterbau grundsaniert werden." Ähnlich große Fahrbahnschäden strapazieren die Nerven der Autofahrer im Hamburger Stadtgebiet. Auch hier war viele Jahre lang zu wenig in den Erhalt der Fahrwege investiert worden. Die von Lastwagen stark befahrene Harburger Chaussee im Wilhelmsburger Norden ist mit tiefen Schlaglöchern übersät und nur im Zickzack-Kurs zu passieren, will man keinen Achsenbruch riskieren. Katastrophal ist inzwischen auch der Zustand der Straße Kornweide im Wilhelmsburger Süden oder der Neuenfelder Straße in der Wilhelmsburger Mitte, wo zur Sicherheit laut Ausschilderung nur 10 km/h gefahren werden sollte. Und in Harburg ist beispielsweise auf der Bundesstraße 75, der Bremer Straße, das Tempo wegen der Straßenschäden auf 30 km/h reduziert.

Doch auch wer sich ans Tempolimit hält, kann kaum verhindern, dass sein Auto Schaden nimmt. Neben Schlaglöchern machen vermehrt auch Absätze in den Fahrbahnen und Spurrillen den Fahrwerken zu schaffen. Christian Schäfer, Leiter Technik/Verkehr beim ADAC Hansa in Hamburg: "Es gibt drei Arten von Schäden. Erstens, die direkten, die man erleidet, wenn beispielsweise Reifen und Felgen in einem Schlagloch zerstört werden. Zweitens, wenn beispielsweise eine Feder bricht und das Auto zur Seite zieht. Und drittens die Schäden, die erst beim Reifenwechsel bemerkt werden, wenn beispielsweise das Profil schräg abgefahren ist. Dann muss das Fahrwerk neu vermessen und eingestellt werden." Schäfer gibt auch den Autoherstellern eine Mitschuld. Die Autos werden seiner Erkenntnis nach immer schwerer, und die Fahrwerke zur Gewichtseinsparung an den ungefederten Massen nicht der hohen Belastung angepasst. Weil zunehmend vorsichtig gefahren werde, gingen in den Werkstätten die Zahlen der Unfallreparaturen zurück. Dafür stiegen die Zahlen der Verschleißreparaturen an Fahrwerken. Schäfer: "Die Kommunen machen es sich zu leicht. Sie stellen nur Schilder auf. Aber der Autofahrer hat den Schaden und trägt die Kosten."

Kfz-Meister Dirk Eckermann, Save Inn, Küchgarten 21: "Bereits vergangenes Frühjahr hatten wir einen deutlichen Zuwachs an Achs- und Fahrbahnschäden. Vielfach sind Lagerbuchsen ausgeschlagen oder Stoßdämpfer frühzeitig verschlissen."

Die meisten Schäden entstehen an der Vorderachse, erklärt Michael Dressnandt, Servicemeister bei Dello am Großmoorbogen 3. Dort seien die Belastungen wegen des hohen Gewichts von Motor und Getriebe besonders groß. Traggelenke, Spurstangenköpfe oder auch Stabilisatoren würden unter den schlechten Straßen leiden. Dressnandt: "Fahrwerksschäden sind in letzter Zeit mehr geworden.". Das bestätigt auch Uwe Krolinoski, Serviceleiter bei Volkswagen Automobile Hamburg am Großmoorbogen 1. "Wir haben vermehrt Kunden, an deren Autos die Fahrwerke vermessen und neu eingestellt werden müssen." Serviceleiter Gerd W. Geertz, Mercedes Tesmer, Großmoorbogen 23: "Erhöhter Verschleiß macht sich häufig erst mit Verspätung bemerkbar."