Drei junge Musiker machen mit beim Musikfestival “48 Stunden Wilhelmsburg“

Wilhelmsburg. "Dies ist einer unserer Lieblingsplätze in Hamburg", sagt der Wilhelmsburger Felix Striegler, 22, und blickt von seinem Balkon im vierten Stock, ganz im Norden des Reiherstiegviertels an der Hans-Sander-Straße. Nicht weit entfernt donnern die Lkw über die mit Schlaglöchern übersäte Hafenrandstraße. Doch der Blick in Richtung Norden in die Hamburger City entschädigt für den Straßenlärm zu Füßen des Zollzaunes: Von Felix Strieglers Balkon sind die Hauptkirchen, der Fernsehturm und der Neubau der "Elbphilharmonie" bei gutem Wetter glasklar zu erkennen.

Auf diesem Balkon mit hanseatischer Fernsicht sitzen an diesem Nachmittag der Veranstaltungstechniker Felix Striegler, sein WG-Mitbewohner Martin Gebhardt, 24, von Beruf Kinderzirkustrainer und freischaffender Artist, und der amerikanische Weltenbummler Brandon Davis, 37, aus Houston, Texas. Das Trio hat im Februar eine Band namens Grinning Tree - zu Deutsch: grinsender Baum - gegründet. Grinning Tree spielt psychedelischen Elektrorock: Felix spielt Keyboard, Drum-Computer und singt, Martin spielt Gitarre und Brandon Schlagzeug.

"Dicke Elektronik-Beats, psychedelische Gitarrenriffs, wilde Drums und fiese Synthies mit Wums dahinter" - so beschreibt Felix die Musik von Grinning Tree. "Wir spielen Beats, wo immer noch eine Schicht dazu kommt. Die Musik beginnt einfach, baut sich langsam auf und wird immer voller und breiter."

Dieser psychedelische Elektrorock wird bald durch das nördliche Reiherstiegviertel hallen. Denn am Freitag, 18. Juni, werden die Grinning Tree ab 21 Uhr ein Konzert auf ihrem Balkon in der Hans-Sander-Straße 7 geben. Das Konzert wird 30 bis 40 Minuten dauern, und alle Wilhelmsburger sind herzlich eingeladen, auf dem Balkon, in der Wohnung oder auf der Hans-Sander-Straße zuzuhören. Martin ist schon voller Vorfreude: "Wann bekommst du schon mal die Möglichkeit geboten, auf dem eigenen Balkon ein Konzert zu geben!"

Das Balkon-Konzert der Grinning Tree ist keine Einzelaktion. Der Auftritt von Felix, Martin und Brandon im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel ist Teil eines bunten Wochenendes auf der größten Flussinsel Europas: Das "Netzwerk Musik von den Elbinseln" ruft auf zu der Aktion "48 Stunden Wilhelmsburg". Vom Freitag, 18. Juni, bis Sonntag, 20. Juni, soll sich Wilhelmsburg zum "klingenden Stadtteil" wandeln.

Die Konzerte sollen überall auf der Elbinsel an ungewöhnlichen Orten stattfinden: "Egal ob Wohnzimmer, Waschsalon, Marktplatz, Autowerkstatt, Kiosk, Schrebergarten, Kanu oder Café: Kein Ort ist uns zu weit weg, zu ungewöhnlich oder zu unbequem", sagt die Initiatorin des Musikwochenendes, Katja Scheer vom Bürgerhaus Wilhelmsburg.

"48 Stunden Wilhelmsburg" richtet sich an alle Musikrichtungen - eingeladen sind alle Elbinselbewohner, die Musik machen: "Ob Chor, Blockflötenorchester, Folk-, Punk- oder Reggaeband - wir zeigen, wie vielfältig das kulturelle Leben in Wilhelmsburg klingt und machen die Elbinseln zur Bühne", sagt Katja Scheer. Wer noch bei "48 Stunden Wilhelmsburg" mitmachen will, meldet sich ganz schnell per Mail bei benjamin.branzko@gmx.de . Anmeldungen nimmt auch Katja Scheer vom Bürgerhaus Wilhelmsburg unter der Rufnummer 040/75 20 17-14 oder per Mail an katjascheer@buewi.de entgegen.

Die Grinning Tree erwarten zu ihrem Balkonkonzert in der Hans-Sander-Straße 7 bis zu 90 Gäste in ihrer Drei-Zimmer-Wohnung - "die meisten Leute im Bekanntenkreis haben gesagt, das ist ja eine krasse Idee, wir werden auf alle Fälle dabei sein", sagt Martin.

Die Haustür in dem Eckhaus wird am Konzertabend geöffnet sein, damit die Gäste problemlos in den vierten Stock kommen. Bislang hat die Band nur sonntags mit der Akustikgitarre auf dem Balkon gespielt - am Freitag, 18. Juni, wird sie mit allen Instrumenten aufspielen. Das Konzert wird per Video in ein Zimmer übertragen. "Wir werden die Nachbarn benachrichtigen, dass es etwas lauter wird, und ein paar Süßigkeiten verteilen", sagt Felix. "Aber die Nachbarn waren auch bei unserer letzten WG-Party tolerant - da sind 60 Leute vorbei gekommen."