Was bringt der größten Flussinsel Europas mehr: ein kostenloses Musikwochenende mit Auftritten vom Blockflötenorchester bis zur psychedelischen Rockband? Oder ein piekfein gestalteter Park der Internationalen Gartenschau (igs)?

Das sind die Extreme, die Wilhelmsburg derzeit prägen: Einerseits gibt es noch viel Straßenkultur mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, die vor Kiosken den Abend verbringen. Jetzt will das "Netzwerk Musik von den Elbinseln" die Musikszene fördern und zwei Tage lang Musiker an ungewöhnlichen Orten auftreten lassen.

Das ist gut, denn es verbindet die unterschiedlichen Szenen des Stadtteils. Und dann sind da die großen Veränderungen, die mit IBA und igs verbunden sind: Mehr als 3000 Bäume weichen für Bauausstellung und igs. Für die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der grünen Senatorin Anja Hajduk wird ein gesetzlich geschütztes Biotop zugeschüttet. Und unter vielen Bewohnern wächst die Befürchtung, dass die Mieten steigen und sich Menschen mit mehr Geld im Viertel breitmachen werden.

Noch ist von der Gentrifizierung in Wilhelmsburg fast nichts zu spüren. Künstler und Studenten haben das Viertel zwar schon entdeckt. Aber die Mieten liegen noch unter dem Hamburger Schnitt. Aufgabe verantwortlicher Politik ist es, geerdet mit der Elbinsel umzugehen: Mit stabilen Mieten und Kultur für die Menschen aus 130 Nationen. Dann haben auch "Leuchtturmprojekte" wie die millionenteure igs-Kletterhalle ihren Platz.