Hamburg. Über die Schlucht durch den Auenwald ins Moor: In einem neuen Buch der Reihe „Wochenender“ werden 30 spannende Routen vorgestellt.

Ob Klassiker wie Planten un Blomen, der Volkspark in Hamburg-Altona oder weniger bekannte grüne Oasen am Stadtrand: In Hamburg können Spaziergänger in jede Menge Grün eintauchen.

Wo das besonders gut geht, zeigt „City of green“: In dem neuen Band aus der Serie „Wochenender“, werden 30 Spaziergänge durch Gärten,Parks und Grünflächen vorgestellt. „Schon lange wollte ich den Parks, Gärten und Naturschutzgebieten eine Wochenender-Sonderedition widmen“, sagt Verlegerin Eli Frenz aus Lokstedt. Das Abendblatt hat fünf besondere Routen herausgepickt.

1. Ausflug in Hamburg: Schnaakenmoor und Klövensteen – Besuch beim Teufel

Verlaufen? In diesem Wald doch nicht. Dafür sind die Wander- und Reitwege im Schnaakenmoor und dem Klövensteen zu übersichtlich. Der Wald steht noch gar nicht so lange hier. „Vor mehr als 200 Jahren, 1793, fing ein dänischer Kaufmann damit an, das Dünengebiet mit Buchen, Hainbuchen, Eichen, Kiefern und Fichten aufforsten zu lassen“, schreibt der Autor Roland Rödermund in dem Kapitel über das Grün im Hamburger Westen.

Mufflon-Lämmer zwischen ihren Müttern im Hamburger Wildgehege Klövensteen.
Mufflon-Lämmer zwischen ihren Müttern im Hamburger Wildgehege Klövensteen. © picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

Früher soll sich der Teufel dort herumgetrieben haben: Er zankte sich mit einem Jäger um einen Stein. Als der Kontrahent nicht aufgeben wollte, spaltete der Teufel den Stein durch einen Blitz: Er „klövte den Steen“, daher der Name für das Moorgebiet.

Mit der S1 in Richtung Wedel bis Rissen. Von dort geht es zu Fuß oder mit dem Rad etwa zwei Kilometer über den Klövensteenweg. Sehenswert ist auch das Wildgehege (Donnerstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Eintritt kostenlos).

2. Spaziergang im Heuckenlock – einer der letzten Tiedeauenwälder Europas

Das Naturschutzgebiet Heuckenlock ist einer der letzten Tideauenwälder Europas im Süden der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg nahe der Bunthäuser Spitze. Zweimal am Tag wird das Flussbett im Naturschutzgebiet geflutet. „Im Heuckenlock ist ein gut erhaltener Rest Auenwald vorhanden, urwaldähnlich“, schreibt Autor Rödermund.

Das Gebiet an der Süderelbe ist drei Kilometer lang. „Laufen darf man eine etwa einen Kilometer lange Runde über einen wilden Pfad durch eines der artenreichsten Naturschutzgebiete im Hamburger Raum: vorbei an Weidengebüschen, Pappeln, Erlen, Eschen und einem Meer aus weiß blühendem Bärlauch.“

Das Naturschutzgebiet Heuckenlock in Hamburg-Wilhelmsburg.
Das Naturschutzgebiet Heuckenlock in Hamburg-Wilhelmsburg. © picture alliance / blickwinkel/M | dpa Picture-Alliance / McPHOTO

Wichtig: auf den Wegen bleiben, um die Natur nicht zu stören. Man kann auch etwa zwei Kilometer weiter zum Südzipfel von Wilhelmsburg wandern, der Bunthäuser Spitze, wo sich die Elbe in Süder- und Norderelbe teilt, bevor sie in Altona wieder zusammenfließt.

Ab S-Bahn-Haltestelle Wilhelmsburg mit der Buslinie 351 Richtung Freiluftschule Moorwerder bis zur Haltestelle Heuckenlock

3. Spaziergang am Alsterlauf – durch die Schlucht ins Wellingsbüttler Mittelgebirge

So etwas würde man hier gar nicht vermuten: Unterhalb des Parkplatzes an der Friedrich-Kirsten-Straße in Wellingsbüttel gibt es eine kleine Schlucht im Wald, die man über einen Pfad hinabsteigen kann. „Unten angekommen, ragen ihre nackten, erdigen Wände etwa 15 Meter empor, vermitteln das Gefühl, nicht im Alstertal, sondern eher in einem Mittelgebirge zu stehen“, schreibt Rödermund. Dort unten sei es still – diese Gegend am Alsterlauf habe etwas Verwunschenes.

Hamburger wissen natürlich: Die Alster ist ein Fluss, der sich mitten in der Stadt zur Außen- und Binnenalster staut. Von der Quelle in Henstedt-Ulzburg windet sich die Alster mal mehr, mal weniger mächtig 56 Kilometer bis zur Außenalster.

Wassersportler an der Mellingburger Schleuse am Alsterlauf.
Wassersportler an der Mellingburger Schleuse am Alsterlauf. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Am Startpunkt der Wanderung in Wellingsbüttel geht es ein bis zwei Stunden auf einem schmalen, naturgeschützten Grünstreifen am Lauf der Alster entlang Richtung Quelle. Teils unzugänglich wie ein norddeutscher Mini-Amazonas kommt der Fluss daher. An der Poppenbütteler Schleuse ist die Burg Henneberg zu sehen, der künstliche Nachbau einer mittelalterlichen Burg. Weiter geht es durch den Hohenbuchenpark bis zur Mellingburger Schleuse.

1717 wurde dort ein Wirtshaus für Treidelschiffer errichtet. Diese Männer, oft Sträflinge, waren die Urversion der heutigen Schleppschiffer: Mit bloßer Muskelkraft oder mithilfe von Pferden zogen sie die Boote und Schiffe durch die schmale Alster.

Alsterlauf von Wellingsbüttel bis Bergstedt, Start am Parkplatz Friedrich-Kirsten-Straße 33. S1 Richtung Poppenbüttel bis Haltestelle Wellingsbüttel, zu Fuß sind es dann noch etwa sieben Minuten Richtung Schlucht und Alsterlauf. Von der Mellingburger Schleuse fährt der Bus 276 zurück zur S-Bahn-Station Poppenbüttel.

4. Eppendorfer Moor in Groß Borstel – klein und gleichzeitig auch ganz groß

Mit 20 Hektar Fläche ist das Moor in Groß Borstel, zwischen Flughafen und Alsterkrugchaussee, das viertkleinste Naturschutzgebiet Hamburgs und gleichzeitig das größte innerstädtische Moor Europas. Hier gibt es Flugzeuglärm von oben, Autogeräusche von der Seite, aber eben auch das Quaken der Frösche. Eine kleine Oase inmitten der Großstadt.

Das Eppendorfer Moor in Hamburg-Groß Borstel ist das viertkleinste Naturschutzgebiet Deutschlands.
Das Eppendorfer Moor in Hamburg-Groß Borstel ist das viertkleinste Naturschutzgebiet Deutschlands. © imago/blickwinkel | imago stock

Doch sie ist in Gefahr durch Umweltgifte, Stadterweiterung und Trockenheit. Autor Roland Rödermund und die Designerin und Fotografin Kerstin Peters wollen mit ihren Beiträgen in dem Buch Lust machen, sich mit den Sinnen auf die Schönheit der Natur einzulassen. Wer etwa durch das Eppendorfer Moor zieht, heißt es, findet innere Ruhe und ein tieferes Verständnis von der Kostbarkeit unserer Natur.

Eppendorfer Moor: U1 bis Lattenkamp, von dort weiter mit dem Bus 392 bis Inselstraße

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5. Niendorfer Gehege – 15 Kilometer Wanderwege im Stadtwald von Eimsbüttel

Der Stadtwald in Eimsbüttel ist wohl der bekannteste und beliebteste in Hamburg. 15 Kilometer Wanderwege erstrecken sich durch das Grün in dem ehemaligen Privatwald. Genau wie im Klövensteen gibt es auch hier ein Wildgehege mit Damhirschen. „Wildgehege gab es ursprünglich, damit das Jagen eine bequeme Angelegenheit blieb, damit Jäger allzeit Zugriff auf Tiere hatten“, schreibt Autor Roland Rödermund.

Das Niendorfer Gehege ist mit rund 130 Hektar das größte Waldgebiet des Bezirks Eimsbüttel.
Das Niendorfer Gehege ist mit rund 130 Hektar das größte Waldgebiet des Bezirks Eimsbüttel. © imago images / Hoch Zwei Stock/Angerer | imago stock

Niendorfer Gehege: Mit der U2 bis Hagenbecks Tierpark, dann mit dem Bus 181 bis Niendorfer Gehege.

„city of green“ von Kerstin Peters und Roland Rödermund, erschienen in der Reihe „Wochenender“, Frenz Verlag, 32 Euro.
„city of green“ von Kerstin Peters und Roland Rödermund, erschienen in der Reihe „Wochenender“, Frenz Verlag, 32 Euro. © Kerstin Peters | Kerstin Peters

„city of green“ bietet auf 216 Seiten 30 Spaziergänge in Hamburger Parks, Grünanlagen und Naturschutzgebieten, begleitet von hochwertiger Fotografie.