Hamburg. Ohne Wohnung und Job: Hamburger Familie verlor in der Pandemie fast alles. Dann half ein Abendblatt-Bericht. Wie es ihnen jetzt geht.

Der Weihnachtsbaum steht schon im Wohnzimmer. Viel Platz ist nicht in dem Raum, in dem auch der Esstisch und das Schlafsofa von Bianka und Bader Blal ihren Platz haben müssen. Aber es ist ihr eigenes Zuhause. Ein warmes Nest. Und dazu hat das Abendblatt ein Stück weit beigetragen. Die Geschichte über diese Familie, die während der Pandemie monatelang zu fünft in einem Hostelzimmer leben musste, weil sie einfach keine Wohnung finden konnte, hat ein glückliches Ende genommen.

Im Haus Flachsland des Hamburger Konservatoriums in Barmbek-Süd hat die Familie ein neues Zuhause gefunden. Bianka Blal bittet in ihr Büro, das gleich neben ihrem Wohnhaus liegt. Wo sie zuvor als Aushilfe gearbeitet hat, ist sie inzwischen sogar die Chefin. Sie ist die gute Seele des Hauses, die Leiterin der Verwaltung, die Frau, die alles unter Kontrolle hat.

„Im besten Sinne ist sie die Dame für alles“, sagt Markus Menke, Leiter des Hamburger Konservatoriums, das seinen Hauptsitz in Sülldorf hat. Für die Zweigstelle, das Haus Flachsland, ist nun Bianka Blal zuständig.

Happy End in Hamburg: Wie Familie Blal durch das Abendblatt ihr Glück fand

In der Weihnachtszeit vor zwei Jahren hatte sich die Klassenlehrerin von Jamal, dem jüngsten Kind der Familie, an das Abendblatt gewandt und von der Misere ihres Schülers berichtet. Damals lebte die fünfköpfige Familie bereits monatelang in einem Hostelzimmer nahe dem Berliner Tor.

Die Corona-Pandemie hatte die Familie gebeutelt. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Marokko kamen Bianka und Bader Blal mit ihren Kindern zurück nach Hamburg, wo sie auch vorher gelebt hatten. In der Pandemie waren die Geschäfte in Rabat immer schlechter gelaufen, bis sie am Ende den Familienbetrieb aufgeben mussten.

Die Wohnungssuche war ergebnislos, Familie musste in ein Hostelzimmer ziehen

Monate vor dem Nachzug seiner Frau und der Kinder war Bader Blal, der seit vielen Jahren deutscher Staatsbürger ist, zurück in die Hansestadt gekommen und hatte seinen früheren Job bei einem Tee- und Kaffeehandel wiederbekommen. Doch er konnte keine Wohnung finden. 1200 Euro warm hätten sie sich leisten können, sagten sie damals, doch sie fanden kein Zuhause.

Und so landeten sie im Hostelzimmer. Eine schwierige Lernumgebung für die drei Schulkinder, die in Marokko die britische internationale Schule besucht hatten.

Barmbek: Chefs des Hamburger Konservatoriums lasen von der Not der Familie

Als Markus Menke und sein Stellvertreter Michael Wagener im Abendblatt von der Not der Familie lasen, meldeten sie sich noch am selben Tag. Rückblickend sagt Menke: „Das ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. Grundsätzlich glaube ich, dass es ein positives Beispiel für den Impuls ist, wenn Hilfe gebraucht wird, zu sagen, dann helfen wir.“

Diesem Impuls zu folgen, habe sich als goldrichtig erwiesen, sagt Menke. „Das klappt alles wunderbar. Frau Blal bringt sich wunderbar ein.“ Auch für die Stadt Hamburg sei es gut, dass das städtische Gebäude bewohnt sei.

Denn weil Bianka Blal mit ihrer Familie auf dem Areal wohnt, macht sie auch spätabends immer noch eine Kontrolltour durch die Proberäume und über das Gelände. „Ich habe auch schon Diebe auf frischer Tag ertappt, die Kupferrohre abbauen wollten“, erzählt sie und strahlt.

Familie findet Wohnung: Sie haben wenig Platz, doch sind überglücklich

„Wir sind hier total happy, auch unsere Kinder“, sagt die 45-Jährige. Ihre große Tochter Ranya sei inzwischen ausgezogen, Jamal geht in die 3. Klasse der Grundschule, und Linda besucht eine 7. Klasse. „Vorher haben die beiden kleineren sich ein Zimmer geteilt, jetzt haben beide Kinder ein eigenes Zimmer“, sagt die Mutter.

Der anfänglich befristete Mietvertrag sei verlängert worden. Die Wohnung sei mit 56 Quadratmetern klein, „aber uns gefällt sie, wir fühlen uns total wohl, wir haben keine Nachbarn, aber dafür müssen wir auch keine Rücksicht nehmen.“

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Bianka Blal hat sich auch einem gesünderen Leben verschrieben. Dreimal pro Woche geht sie zum Sport und hat auch ihre Ernährung umgestellt. Die Leiterin der Verwaltung hat auch eine Brandschutzhelfer- und eine Ersthelferausbildung gemacht, um im Notfall das Richtige zu tun.

Wohnen in Hamburg: Bianka Blal sagt, sie seien endgültig angekommen

Morgens kocht sie immer erst eine große Kanne Kaffee für alle, schließt alle Räume auf, stellt Pläne für die Belegung der Proberäume auf und ist ansprechbar für die vielen Studenten im Konservatorium. „Ich fühle mich sehr verantwortlich für dieses Haus“, versichert die „Seele des Hauses“. Und deshalb dreht sie auch am Wochenende ihre Runden, um nach dem Rechten zu sehen.

Und wenn es nach Bianka Blal geht, darf das noch viele Jahre so weitergehen. „Wir sind endgültig angekommen“, sagt sie. Und jetzt freut sich die Familie auf Weihnachten.