Hamburg. In Hamburg werden fehlende Abstellmöglichkeiten zum Problem. Was im Komponistenviertel in Barmbek jetzt für Fahrräder getan wird.

Wer mit dem Rad unterwegs ist, muss dieses am Ziel auch abstellen können. Doch an vielen Orten in der Stadt gibt es mittlerweile zu viele Fahrräder für zu wenige Abstellmöglichkeiten, zuletzt hatte dieses Problem in der City für Ärger gesorgt. Auch im dicht besiedelten Komponistenviertel in Barmbek-Süd ist das Abstellen immer schwieriger geworden, weshalb nun mit einem neuen Fahrradparkkonzept Abhilfe geschaffen werden soll.

Das Problem in Barmbek-Süd ist nicht neu. Bereits 2017 wurde für das Gebiet ein Fahrradparkkonzept entwickelt, das nun im Auftrag des Bezirksamtes Nord aktualisiert wurde.

Verkehr Hamburg: Zu wenig Platz für Räder in Barmbek-Süd

„Es wurden erneut Begehungen und Kartierungen zur Fahrradparksituation im Quartier durchgeführt“, sagt Alexander Fricke, Sprecher des Bezirks Nord. Hierbei sei es sowohl um die Menge der Fahrräder sowie die Anschließmöglichkeiten gegangen, aber auch um „Einschränkungen der Barrierefreiheit durch falsch beziehungsweise wild abgestellte Räder“.

Um den Bedarf für das Fahrradparken im öffentlichen Raum festzustellen, wurde die Zahl der abgestellten Fahrräder dokumentiert. Dabei wurden zusätzlich Räder erfasst, die angrenzend zum öffentlichen Straßenraum auf privaten Grundstücken (Fahrradabstellanlagen, Vorgärten, Hauseingänge, öffentlich genutzter Privatgrund etc.) geparkt wurden.

Komponistenviertel in Barmbek: Viele Fahrräder werden wild abgestellt

Auch dort wurde danach differenziert, ob Räder auf Privatgrund an dafür vorgesehenen Standorten – also an Fahrradabstellanlagen – oder wild an Zäunen abgestellt wurden.

Auffällig war demnach insbesondere im nordwestlichen Bereich, wo es kaum Abstellmöglichkeiten auf Privatgrund gibt, dass nicht nur Fahrradbügel im öffentlichen Raum besonders stark ausgelastet sind, sondern auch Zäune, Verkehrszeichen, öffentliche Beleuchtung und Räume an Grünflächen zum Abstellen von Fahrrädern genutzt werden. Dadurch wird es entsprechend auf den Gehwegen eng.

Viele Räder: Gehwege haben meistens nicht die nötige Mindestbreite

Die Erhebung ergab daher auch, dass die Gehwege innerhalb des Untersuchungsgebietes überwiegend nicht die Mindestbreite eines Verkehrsraumes von 1,80 Meter erfüllen.

Die Auswertung ergab, dass es in vielen Straßen und Straßenabschnitten einen großen Bedarf gibt, zusätzliche Fahrradabstellanlagen und sogenannte Anlehnbügel zu schaffen. In Abschnitten mit Blockrandbebauung und Altbauten im Bereich von Wohngebieten ist der Parkdruck demnach besonders groß, weil es dort wenig Abstellflächen auf Privatgrund gibt.

Autos haben im Komponistenviertel viel mehr Parkraum als Räder

Es habe sich gezeigt, dass im Komponistenviertel aktuell ein starkes Ungleichgewicht zwischen Parkmöglichkeiten für Fahrräder und Kraftfahrzeuge herrscht.

In der Straße Imstedt im Komponistenviertel in Hamburg-Barmbek stehen zahlreiche Räder am Zaun.
In der Straße Imstedt im Komponistenviertel in Hamburg-Barmbek stehen zahlreiche Räder am Zaun. © Michael Rauhe

„Da der Parkdruck durch Radfahrende jedoch sehr deutlich geworden ist, wird es als gerechtfertigt angesehen, dass für die Planung neuer Fahrradabstellanlagen Kfz-Parkstände entfallen. Dies hat den positiven Effekt, dass keine weiteren Einschränkungen für Geh- oder Radwege etc. einhergehen und sich somit das Stadtbild verbessert und noch viel wichtiger, dass die Barrierefreiheit optimiert wird“, heißt es im Gutachten.

An vielen Standorten in Barmbek-Süd sind Fahrradbügel geplant

In der Aktualisierung des Konzepts werden konkrete Maßnahmenvorschläge mit Priorisierung für die Umsetzung aufgelistet und ein Maßnahmenplan entwickelt.

„Im nächsten Schritt erstellt das beauftragte Ingenieurbüro konkrete Planunterlagen. Insgesamt gibt es viele kleinere Standorte, in denen auf freien Flächen Fahrradbügel geplant sind, aber auch einige größere Maßnahmen bei sehr hohem Handlungsbedarf, bei denen für die Schaffung von Fahrradparkflächen auch Bereiche baulich umgestaltet werden“, so Bezirkssprecher Alexander Fricke.

In dem Zuge könnten auch beispielsweise kleinteilig Gehwege verbreitert oder Querungsstellen verbessert werden. Auch Schrotträder, die Bügel blockieren, sollen entfernt werden.

Pilotprojekt in Barmbek: Kleingaragen für vier bis fünf Fahrräder

In einem Pilotprojekt sollen beispielsweise Fahrradkleingaragen mit vier bis fünf Stellplätzen erprobt werden. Mögliche Standorte befinden sich in der Mozartstraße, in der Schumannstraße und in der Straße Imstedt.

Besonders hohe Priorität haben laut aktuellem Parkkonzept die Humboldtstraße, die Herderstraße, die Bachstraße, Teile der Weidestraße, die Straße Beim Alten Schützenhof sowie die bereits genannten Mozartstraße und Schumannstraße.

Verkehr Hamburg: Bügel für 990 Räder im Komponistenviertel in Barmbek

Finanziert werden sollen die Maßnahmen durch das Bündnis für den Rad- und Fußverkehr. Die Planung soll im Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein, einen genauen Bautermin gibt es aber noch nicht. „Es ist davon auszugehen, dass nicht alles auf einmal gebaut wird, sondern nach und nach je nach Priorität, baulichem Aufwand und verfügbaren Mitteln“, sagt Fricke.

Bei der Umsetzung aller Maßnahmenvorschläge könnten im Optimalfall rund 495 Fahrrad-Anlehnbügel für 990 Fahrräder geschaffen werden, heißt es im Konzept.