Hamburg. Restaurant Morgenmuffel in Eppendorf eröffnet: Zwei der drei Gründer sind bereits mit völlig anderem Gastro-Konzept erfolgreich.

Viele Monate lang waren die Fenster verklebt, niemand konnte sehen, dass im Inneren des historischen Eckhauses in exponierter Lage an der Eppendorfer Landstraße 144 in Hamburg extrem gewerkelt wurde: Die ehemalige Fleischerei wurde kernsaniert, Wände von überschüssigen Tapetenlagen befreit, ein Schallschutzkonzept erarbeitet, historische Kacheln freigelegt, das komplette Untergeschoss zur Profiküche umgebaut.

Sprich: Aus nichts wurde ein gastronomischer, 180 Quadratmeter großer Design-Hotspot in einem denkmalgeschützten Gebäude mit achtzig Sitzplätzen in unterschiedlichst gestalteten Räumen erschaffen.

Restaurant Hamburg: Frühstück im Morgenmuffel in Eppendorf

Seit knapp drei Monaten, in denen das Restaurant Morgenmuffel Eggs & Shots schon zu einem der beliebtesten Lokale Hamburgs gewählt wurde, kann hier dem Frühstück gefrönt werden – und das zwölf Stunden lang und sogar im Liegen in einer Fensternische.

Imposanter Eingang im Denkmalschutz: Das Morgenmuffel hat im Erdgeschoss fünf Meter hohe Decken und wurde aufwendig saniert.
Imposanter Eingang im Denkmalschutz: Das Morgenmuffel hat im Erdgeschoss fünf Meter hohe Decken und wurde aufwendig saniert. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Von neun bis 21 Uhr servieren hier nahe des Eppendorfer Marktplatzes auf zwei Etagen Servicekräfte mit beigefarbenen Schürzen Leckereien der Frühstückskarte – allerdings fernab vom Rosenbrötchen mit Marmelade. „Es war uns total wichtig zu zeigen mit unserer Speisekarte, dass Frühstück so viel mehr sein kann und wir wollten die zeitliche Konnotation weglassen“, sagt Cagatay Baskurt.

Restaurant in Hamburg: Zwei der drei Geschäftsführer gründeten Dulf’s Burger

Der 35-Jährige ist einer von drei Männern, die hinter dem Konzept stehen: Gemeinsam mit Iman Saber Gorgan und Koosha Bahar, die schon die Dulf’s Burger ins Leben gerufen haben, hat er vier Jahre lang überlegt, sich mit Architekten und einem Designteam beraten und für eine Nutzungsänderung in den Räumen gekämpft.

Frühstück? Natürlich gemütlich. Das geht in der Fensternische des Morgenmuffel, das verkachelte Podest dafür wurde eigens entworfen.
Frühstück? Natürlich gemütlich. Das geht in der Fensternische des Morgenmuffel, das verkachelte Podest dafür wurde eigens entworfen. © Michael Rauhe

Um die Räume jedoch betreten zu können, warten die meisten Gäste bis zu einer Stunde vor dem Frühstückslokal. Der Grund: Bisher kann man keinen Tisch reservieren. „Wir überlegen gerade allerdings, ob wir nicht einige Plätze zum Reservieren freigeben“, sagt Baskurt. „Wir sind da an einem Scheidepunkt angelangt, denn uns ist bewusst, dass wir einige Gäste nicht erreichen. Die nämlich, die nicht eine Stunde lang anstehen möchten oder können.“

Diese drei Gründe können den Hype um das hippe Frühstückslokal erklären

Der Hype um das Morgenmuffel habe wohl mehrere Gründe, vermutet Baskurt, der in den Jahren vor der Eröffnung Kommunikationsdesign studierte und später Fotohintergründe für große Agenturen schoss: Die Vereinigung der besonderen Örtlichkeit, gebündelt mit dem farbgewaltigen Interieur sowie den besonderen Speisen. „Unsere größte Herausforderung ist es, dass unser Essen mit der großartigen Location mithalten muss“, sagt der 35-Jährige, der in Wilhelmsburg groß wurde.

„Wir wollen nicht anmaßend sein, aber das alles hier kommt nicht von ungefähr“, erklärt Baskurt und deutet auf die bodentiefen Fenster, die drei Vertigo Designpendelleuchten, die eigens gebaut wurden, gepolsterte Sitzbänke in tiefem Grün, Stühle mit Wiener Geflecht und den massiven Terrazzo-Tresen.

Frühstück in Eppendorf: Hier gibt es Shakshuka, Miso-Pancakes, Austern und Arme Ritter

„Da gab es viele schlaflose Nächte.“ Er lacht bei dem Gedanken an die vergangenen Monate. „Wir überlegen uns gemeinsam mit unserem Chefkoch unheimlich viel zu unseren Speisen, denn wir servieren hier wirkliche Gerichte und belegen nicht nur Brote.“

Dieser Raum des Morgenmuffel soll an eine kleine Turnhalle erinnern, alte Turngeräte wie Ringe dienen als Lampen.
Dieser Raum des Morgenmuffel soll an eine kleine Turnhalle erinnern, alte Turngeräte wie Ringe dienen als Lampen. © Michael Rauhe

Aus der Profiküche, die sich in mehreren Räumen im Untergeschoss befindet, kommen unerwartbare Tellergerichte wie die pochierten Freiland-Eier mit Brioche, Bacon, Sauce Hollandaise und Wildkräutersalat oder veganes Shakshuka, Linsenpüree mit Mangold und Orangenfilets wie auch instagramtaugliche Miso-Pancakes, Käsekuchen mit weißer Schokolade oder Arme Ritter mit Blaubeeren-Ragout.

In der Vorbereitung auf die Eröffnung war das Gründer-Trio übrigens viel unterwegs, testete Frühstücke in Den Haag, London, Amsterdam und Berlin. „Da haben wir in Hamburg absolut noch Luft nach oben“, resümiert Baskurt.

Restaurant Hamburg: Morgenmuffel in Eppendorf reduziert die Preise

Das Konzept soll jedoch nicht nur in Eppendorf Bekanntheit erlangen. „Wir möchten ein Begriff für Hotels werden, wollen empfohlen werden.“

Um „dem Gast auch die Möglichkeit zu geben, mal etwas Ungewohntes auszuprobieren“, haben die drei Morgenmuffel-Geschäftsführer die Preise um zwanzig Prozent reduziert. Im Schnitt zahlt man aktuell 15 Euro für ein Gericht auf der Karte. „Wir wollen dadurch nahbarer sein und nicht abschrecken“, erklärt Baskurt.

Und so werden nun vermehrt Gerichte abseites der Klassiker um Club Sandwich und Granola bestellt. Die Warteschlange, sie ist weiterhin da. Und das schon, bevor sich die gläserne Tür überhaupt öffnet.