Hamburg. Asklepios-Arzt erklärt innovative Methoden. Die Erkrankung bleibt unheilbar, aber die Prognose ist viel besser als noch vor Jahren.

Etwa 7000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Knochenmarkkrebs. Damit kommt dieser Krebs – Mediziner sprechen von dem Multiplen Myelom – zwar recht selten vor, ist aber häufig besonders bösartig: Noch vor knapp 20 Jahren sind Betroffene binnen weniger Jahre nach der Diagnose verstorben.

„Mittlerweile gibt es zum Glück innovative Therapien und spektakuläre Entwicklungen aus der Forschung, die die Lebensdauer verlängern und Lebensqualität erhalten können“, sagt Dr. Hans Salwender, der an gleich zwei Asklepios-Kliniken in Hamburg tätig ist: als Sektionsleiter Hämatologie an der Asklepios Klinik Altona und als Sektionsleiter für eben jenes Multiples Myelom an der Asklepios Klinik St. Georg.

Krankenhaus Hamburg: Alter ist „Hauptrisikofaktor“ für Knochenmarkkrebs

Das Multiple Myelom, das immer noch als unheilbar gilt, entsteht durch die Entartung einer einzigen Plasmazelle, deren Klone sich dann im Knochenmark ausbreiten. Diese sogenannten Myelomzellen verdrängen daraufhin gesunde blutbildende Zellen im Knochenmark und zerstören an vielen Stellen die Knochenstruktur. Zudem produzieren sie Eiweiß, das die Nieren verstopfen kann.

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Ursachen für die Entstehung von Knochenmarkkrebs seien bisher weitgehend ungeklärt, sagt der Spezialist. Als bedeutendster „Risikofaktor“ gilt das zunehmende Alter: „Im Durchschnitt ist der Patient bei seiner Erkrankung etwa 70 Jahre alt.“

Knochenmarkkrebs: Müdigkeit und Gewichtsverlust können Warnsignale sein

Doch was sind die Alarmzeichen? „Das ist leider tückisch, weil die Symptome häufig sehr unspezifisch sind“, sagt Dr. Salwender. „Oft fühlen sich Betroffene durch die Blutarmut müde und abgeschlagen, Gewichtsverlust und Knochenschmerzen sind dann eher fortgeschrittene Symptome.“

Früher sei die Therapie – in der Regel eine Chemo mit zahlreichen unangenehmen Nebenwirkungen – noch sehr wenig zielgerichtet gewesen, sagt der Mediziner, der seit mehr als 20 Jahren als Krebsexperte bei Asklepios arbeitet. Das habe sich stark verbessert – und damit auch die einst schlechte Prognose: „In meinen ersten Monaten hier in Hamburg habe ich eine Patientin kennengelernt, die wir bis heute erfolgreich behandeln. Sie hat bis heute keinen Rückfall erlitten und lebt ganz gut mit ihrer Krebserkrankung.“

Krebs – Forschung arbeitet an vielen neuen Therapien

Ein „Meilenstein“ in der Behandlung seien Immuntherapien mit Antikörpern oder genmanipulierten T-Zellen, den sogenannten CAR-T-Zellen. Diese Therapien nutzen das körpereigene Immunsystem, um den Krebs zu erkennen und zu bekämpfen: „Die monoklonalen Antikörper und die CAR-T-Zellen docken an die Oberfläche der bösen Plasmazellen an und zerstören diese dann.“ Das Prinzip sei ein bisschen mit den Zauberkugeln zu vergleichen, die Opernliebhaber aus Carl Maria von Webers „Freischütz“ kennen.

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Mindestens zehn verschiedene Therapieansätze gebe es, die so miteinander kombiniert würden, dass sie „wie Zahnräder“ ineinandergreifen und für den jeweiligen Patienten die individuell bestmögliche Therapie darstellten, sagt der Experte. „Oft geht das mit einer subkutanen Therapie, also einer Spritze, die vielleicht nur alle zwei bis vier Wochen verabreicht werden muss.“

Künftig werde sich in der Forschung noch mehr tun, sagt Dr. Hans Salwender: „Es begeistert mich jedes Mal, was sich allein in den vergangenen Jahren in meinem Fachbereich entwickelt hat.“