Hamburg. Asklepios Klinik St. Georg bietet intraoperative Strahlentherapie an. Chefärztin erklärt, für wen das Angebot infrage kommt.

Als eine von insgesamt nur drei Kliniken deutschlandweit und als bisher einziges Krankenhaus in Norddeutschland bietet die Asklepios Klinik St. Georg seit wenigen Wochen eine neue Behandlung für Tumorpatienten an: die sogenannte intraoperative Strahlentherapie.

„Klingt kompliziert, lässt sich aber einfach erklären“, sagt Professor Dr. Carolin Tonus, die sich einst mit dieser besonderen Behandlungsform habilitiert hat und sie jetzt in Hamburg anwendet. „Wir entfernen den Tumor als Chirurgen weiterhin so radikal wie möglich. Bevor wir den Bauch dann aber wieder hübsch verschließen, legen wir exakt dort, wo der Tumor sich breitgemacht hatte, eine Strahlenmatte ein, um womöglich doch nicht vollständig entfernte Tumorreste zu zerstören.“

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Im Klartext: Die Bestrahlung geschieht noch während des operativen Eingriffs, der Patient müsse also weniger häufig zur Nachbehandlung in die Klinik kommen. Diese Methode biete für die Patienten verschiedene weitere Vorteile, erläutert die Chefärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie, die auch Ärztliche Direktorin der Asklepios Klinik St. Georg ist: „Das Verfahren hat so gut wie keine Nebenwirkungen, und durch die zielgenaue Bestrahlung werden umliegende Organe und Strukturen weniger belastet.“

Das neuartige Verfahren komme für Krebspatienten mit fortgeschrittenen Tumoren im Bauchraum sowie für Betroffene, bei denen der Tumor zurückgekehrt ist (Rezidive), infrage: „Diese Behandlungsart verbessert die Heilungschancen, das zeigt die Datenlage“, sagt die habilitierte Medizinerin, die das Angebot in St. Georg gemeinsam mit Privatdozentin Dr. Silke Tribius, Chefärztin für Strahlentherapie, etabliert hat.

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Insgesamt hat der Asklepios-Klinikkonzern nach eigenen Angaben 2,25 Millionen Euro in dieses neue strahlentherapeutische Verfahren investiert; einer der insgesamt zwölf Operationssäle in St. Georg wurde umfangreich umgerüstet, mit bleiverstärkten Wänden und moderner Kameratechnik ausgestattet.

Doch wie genau funktioniert diese innovative Form der Therapie? „Vereinfacht kann man sich diese Strahlenmatte vorstellen wie die Massagematten mit diesen Kugeln, die sich manche auf ihre Autositze legen“, sagt Prof. Dr. Tonus. Die Kügelchen der medizinischen Strahlenmatte, genannt „Flap“, haben in der Mitte eine Bohrung, in der ein Katheter liegt. Über die fahre die Strahlenquelle ein und gebe – nach genauer Berechnung der Medizinphysik-Experten – die passende Dosis ab.

„Wenn wir beispielsweise sehen, dass der Harnleiter an der betreffenden Stelle verläuft oder der Dünndarm rund um die zu bestrahlende Region liegt, dann sagen wir den Physikern, welche Kügelchen entsprechend ausgespart werden müssen. Das bedeutet: Achtung, rote Zonen, hier bitte keine Bestrahlung“, sagt die Chefärztin, die leidenschaftlicher HSV-Fan (mit Dauerkarte) ist.

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Die intraoperative Strahlentherapie, für die der betreffende Patient eben in diesen besonderen OP-Saal gebracht wird, dauere je nach Dosis und Stärke der Quelle 40 bis 60 Minuten, sagt die Expertin: „Der Patient bekommt davon aufgrund der Narkose gar nichts mit.“

Er spüre danach nur die Vorteile: „Nicht so viele Termine für eine nachgelagerte Strahlentherapie, hochpräzises Verfahren ohne große Nebenwirkungen und vor allem verbesserte Heilungschancen.“