54.000 Eimsbütteler haben über die Zukunft des Eidelstedt-Centers abgestimmt. Fast zwei Drittel lehnen den Ausbau des Einkaufszentrums ab

Hamburg. Es ist eine klare Antwort der Bürger: Ja zu den Bäumen, Nein zum Ausbau des Eidelstedt-Centers. Mehr als 54.000 Eimsbütteler haben über das Bürgerbegehren "Grünes Zentrum Eidelstedt" abgestimmt - eine für einen Bürgerentscheid außergewöhnlich hohe Beteiligung von fast 28 Prozent. 68,19 Prozent der Wähler haben dem Begehren zugestimmt, 31,81 Prozent waren dagegen.

Die Bürgerinitiative Grünes Zentrum Eidelstedt ist gegen den Bebauungsplan Eidelstedt 71. Demnach sollte beim Ausbau des in die Jahre gekommenen Einkaufszentrums eine Grünfläche mit Spielplatz und Bäumen weichen. Diesem Vorhaben haben die Bürger nun eine deutliche Absage erteilt.

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Nur ein paar Meter vom Center entfernt im Eidelstedter Bürgerhaus wurde gestern Abend gefeiert. "Eigentlich steht bei unseren Treffen immer nur Mineralwasser auf dem Tisch, aber an einem solchen Abend müssen wir mit etwas anderem anstoßen", sagt Horst Becker, Vertrauensmann der Initiative. Als Berufsskeptiker, wie er sich selbst bezeichnet, habe er nicht mit solch einem klaren Ergebnis gerechnet. Andere aber schon. Die Mitstreiter haben vorab getippt, einer von ihnen liegt mit 68 Prozent für das Begehren besonders nah dran. "Es ist einfach klasse, ein so klares Ergebnis in unserem Sinne zu haben, obwohl die Gegner eine enorme Kampagne gefahren haben und die Beteiligung im gesamten Bezirk so hoch war", sagt Becker. Und das trotz der geringen Mittel - "4000 Euro" -, die der Initiative zur Verfügung standen.

Trotzdem ist für die Initiative das Thema nun nicht vom Tisch. "Wir werden daran weiterarbeiten", sagt Becker. "Schließlich sind wir nicht nur dagegen, sondern auch konstruktiv." Er sei gespannt, wie die Politik nun mit dem Ergebnis umgehe und ob sie in der Lage sein werde, diesen Impuls für konkrete Politik zu nutzen. "Unser Dank gilt allen aktiven Helfern und jenen vielen Tausenden Bürgern, die ihre Unterschrift und ihre Stimme gegeben haben", sagt Annemarie Teske, eine weitere Vertrauensperson der Initiative. "Wir sind froh, dass es gelungen ist, ein solch kraftvolles Votum für den Erhalt wertvoller Strukturen in unserem Stadtteil zu erreichen."

Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) gratuliert der Initiative zu ihrem Erfolg: "Das ist ein eindeutiges demokratisches Votum." Wegen der flächendeckend hohen Beteiligung im gesamten Bezirk handele es sich hierbei eben nicht nur um eine Gruppe von Miesepetern, die eine Neuerung in ihrem Quartier nicht wollten. "Formal ist das klare Ergebnis ein gutes für die Demokratie", sagt Sevecke. "In der Sache muss die Bezirksversammlung sich nun überlegen, wie sie damit umgeht." Sein Rat: "Die Politiker sollten diesen Willen der Bürger ernst nehmen."

Das tun sie. "Ich hab ein solches Ergebnis befürchtet", sagt Rüdiger Rust, SPD-Fraktionsvorsitzender. "Wir nehmen das Ergebnis zur Kenntnis, aber müssen es erst einmal sacken lassen." Die Fraktion werde das Votum in Gesprächen auswerten. Auch Roland Seidlitz, Grünen-Fraktionsvorsitzender, hat mit der Entscheidung gerechnet. "Wir werden jetzt in der Koalition darüber beraten, wie wir damit umgehen", sagt der Koalitionspartner der SPD. Die Partei fühle sich aber definitiv an das Votum der Bürger gebunden. Deshalb müsse in alle weiteren Überlegung zur Zukunft des Eidelstedt-Centers die Initiative einbezogen werden. "Das geht nur mit den Bürgern, die den Entscheid auch bewegt haben." Auch Michael Westenberger von der CDU-Fraktion spricht von einem "klaren Signal aus der Mitte der Bevölkerung", will aber noch keine Schlüsse daraus ziehen. In einem sind sich Initiative und Parteien einig: Weiter geht die Diskussion erst nach der Sommerpause.

Seitens des Senats ist keine Intervention zu erwarten. "Gut funktionierende Einkaufszentren sind wichtig, aber letztlich ist das eine Sache, die der Bezirk regeln muss", sagt Sprecher Christoph Holstein. "Dementsprechend gibt es keine Überlegungen, der Senat könne hier eingreifen." Zum Ergebnis gebe es keine Bewertung der Regierung. "Die Bürger sind klug. Und die direkte Demokratie ist ein wichtiges Element zu ihrer Mitwirkung am politischen Geschehen."

Für das Münchner Unternehmen MEAG, das als Investor das von Leerstand gebeutelte Einkaufszentrum wieder attraktiver machen wollte, ist das Ergebnis ein Rückschlag. "Wir akzeptieren die Entscheidung der Bürger, auch wenn wir bedauern, dass sich unsere Argumente für die Erweiterung und damit die Belebung des Eidelstedter Ortskerns am Ende nicht durchgesetzt haben", sagt Projektleiter Frank Balser. "Leider gab es keine Alternativen in der Planung, dennoch ist uns die Zukunft Eidelstedts wichtig. Wir werden weiterhin mit allen Beteiligten Gespräche führen." Dies bedeute auch, dass der Investor trotz des für ihn negativen Ergebnisses an den Ausbauplänen festhält und sich - vorerst - nicht zurückziehe.