Shetlandpony Dusty ist mit 20 Jahren der dienstälteste Zosse im Tierpark Hagenbeck. Der ruhige Dusty ist der Chef auf der Koppel.

Hamburg. Das Leben ist kein Ponyhof. Wie häufig hört man diesen Ausspruch in letzter Zeit, bevorzugt von Jugendlichen, die darauf ein zustimmendes Nicken aus ihrer Clique ernten. Ob einer von denen je seine Freizeit zwischen Stall und Weide verbracht hat, ist allerdings fraglich. Wie also hat sich der Ponyhof so selbstverständlich in den Sprachgebrauch als der Himmel auf Erden eingeschlichen? Der ja sprichwörtlich auch noch auf dem Rücken der Pferde liegt?

Einer wird dafür wenig Verständnis haben. Für Dusty ist das Leben ein Ponyhof. Fast müßig, an dieser Stelle zu sagen, dass Dusty ein Pony ist - ein Shetlandpony, um genau zu sein. Und mit 20 Jahren der dienstälteste Zosse im Tierpark Hagenbeck, wie Reviertierpfleger Thomas Feierabend verrät.

Acht Shetlandponys teilen sich im sogenannten Haustierrevier ein Gehege. "Alles Wallache, das ist am friedlichsten", sagt Feierabend. Bunt geht es in der Truppe trotzdem zu: von den 20 bis 30 verschiedenen Farbvarianten, die Shetlandponys zeigen können, leben in Stellingen unter anderem zwei Schimmel, mehrere unterschiedlich gefärbte Schecken und Rappe Dusty.

Das Tier mit dem schwarz-seidenen Fell ist der Chef auf der Koppel. Feierabend: "Er ist der Ruhigste und Zuverlässigste." Nervenstärke ist eine Eigenschaft, die gerade für die Arbeit im Tierpark von großem Nutzen ist - und das nicht nur bei den Tierpflegern: Haben Hagenbecks Pony doch vor der Kutsche oder auf der Reitbahn ihre regelmäßigen Einsätze.

Auf dem britischen Festland wurden die Shetlandponys, die ursprünglich - wer hätte es gedacht! - von den Shetlandinseln stammen, lange Zeit im Bergbau eingesetzt. Denn auch wenn die Tiere mit einer Größe von maximal 107 Zentimetern niedlich wirken, zählen sie doch zu den kräftigsten Pferden überhaupt. Ihre kurzen kräftigen Beine, ihre harten Hufe und ihr dichtes Fell prädestinieren sie zusätzlich für Arbeiten bei Wind und Wetter.

An ihnen liegt es also nicht, dass Ponyreiten und Kutschfahrten meist nur bei gutem Wetter im Tierpark stattfinden - die Besucher sind da einfach nicht so abgehärtet! Bis zu sechsspännig, erzählt Thomas Feierabend, können die Kutschen fahren. Wobei sehr auf einen Wechsel von An- und Entspannung bei den Shetlandponys geachtet wird: "Die, die gerade nicht arbeiten, können sich auf einer Weide, die an den Tierpark angrenzt, tummeln", sagt Feierabend. Hier verbringen die Ponys auch in jedem Winter zwei Monate.

Dabei gibt es selbst beim scheinbar unkontrollierten Herumtollen der Tiere ganz klare Hierarchieabstufungen, weiß der Tierpfleger. Und die sollten tunlichst eingehalten werden, denn zur kleinen Größe kommt bei den Shetlandponys ein mächtiger Willen. Feierabend: "Da reicht es, wenn Dusty einmal die Ohren anlegt, und alle anderen wissen Bescheid."

Der Hamburger Tierpark ist stolz auf seine große Shetlandponygruppe, die in der Größe so nur in wenigen anderen Zoos zu sehen ist. Dabei sind die Tiere mit dem verhältnismäßig großen Kopf, den großen Nüstern und kleinen Ohren und der dichten Mähne echte Besucherlieblinge, und das nicht nur bei den Kindern. Die lieben die Ponys umso mehr, je kleiner die Tiere sind, was zum Boom der Minishetlandponys geführt hat. Diese unterscheiden sich von den Shetlandponys nur im Stockmaß, das bei den Minis maximal 87 Zentimeter sein darf.

Größere Tiere wurden bei den Shetlandponys übrigens erst nach 1950 gezüchtet: Bis dahin soll die Zucht frei von fremden Bluteinflüssen geblieben sein. Dann verkauften sich größere Tiere jedoch besser, doch Nachzuchten mit größeren Pferden gingen auf den Shetlandinseln meist ein, da sie den kargen Futter- und den harschen Klimabedingungen nicht gewachsen waren.

Übrig blieben die kleinen genügsamen und robusten Ponys. Wovon Dusty ein Musterexemplar ist. Woher der Wallach seinen Namen hat, der übersetzt "staubig" heißt, kann Feierabend jedoch nicht sagen: "Dusty war lange vor mir im Tierpark." Genug Zeit, um Staub aufzuwirbeln, hätte das Pony jedenfalls noch: Shetlandponys können bis zu 40 Jahre alt werden. Aber für Dusty ist das Ohrenanlegen schon genug Aktion.

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