Das grüne Tier mit dem “auffälligen Kühlergrill“ liegt am liebsten ruhig da. Da Cora nicht mehr frisst, könnte es bald Nachwuchs geben.

Stellingen. Cora trägt keinen Turban - sie ist einer. So jedenfalls schildert Dr. Guido Westhoff die besondere Körperhaltung der exotischen Schlange: "Die Grünen Hundskopfschlinger zeigen eine sehr statische Lebensweise. Sie liegen die meiste Zeit aufgerollt in Baumwipfeln, wobei ihr Kopf zentral in der Mitte der Schlingen ruht." Aufsetzen möchte man sich diesen Turban jedoch höchstens dann, wenn er satt ist - ansonsten könnte er schnell zu einem sehr eng anliegenden Schal mutieren. Zählen Hundskopfschlinger doch zu den Boas und damit zu den Würgeschlangen.

Das Schlangenpaar Cora und Rallus teilt sich nicht nur seinen wissenschaftlichen Namen Corallus caninus, sondern auch ein Terrarium im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark. Hier, in der sogenannten Grabkammer, haben die giftgrünen Tiere mit den weißen Flecken und Binden die Pfeilgiftfrösche als Untermieter. Westhoff: "Das geht prima - die Frösche und die Schlangen ignorieren sich gegenseitig." Denn Pfeilgiftfrösche fallen nicht ins Beutespektrum der baumbewohnenden Hundskopfschlinger; diese bevorzugen Vögel oder kleine Säugetiere.

In ihr jetziges Gehege kamen Cora und Rallus im Winter 2009/2010, erzählt der Leiter des Tropen-Aquariums: "Vorher waren sie im Tierpark untergebracht, bei der Ara-Voliere. Da war es ihnen aber zu kalt." Kein Wunder, kommen die Tiere ursprünglich doch aus dem Amazonasbecken, wo sie die Regenwaldwipfel in Peru, Ecuador, Brasilien und den Guyana-Ländern besiedeln. Nach ihrem Wechsel in die wärmere Tropenwelt wurden Cora und ihr Partner erst einmal hinter den Kulissen aufgepäppelt. Mit pfundigem Erfolg: "Jetzt müssen wir mittlerweile aufpassen, dass wir sie nicht zu viel füttern - sie würden sich glatt überfressen", sagt Westhoff und lacht. So bekommen die Tiere mit dem langsamen Stoffwechsel alle zwei bis vier Wochen nur je eine Maus, die sie mit ihren langen Zähnen greifen. Das reicht - normalerweise.

Im Moment nimmt Cora nämlich nicht einmal mehr diese seltene Nahrung an, erzählt Guido Westhoff: "Sie hat seit einiger Zeit aufgehört zu fressen. Und da wir nicht lange davor eine Paarung der beiden beobachtet haben, hoffen wir jetzt sehr, dass das auf Nachwuchs hindeutet." Sollte es erstmals Jungtiere der Art bei Hagenbeck geben, so würden sich diese bei ihrer Geburt übrigens in Rottönen präsentieren. Die Färbung der Erwachsenen bekommen Hundskopfschlinger erst nach mehreren Häutungen.

Den deutschen Begriff Hundskopfschlinger haben die Schlangen nach ihrer Kopfform erhalten, sagt Westhoff: "Sie haben so eine lange Schnauze, in der die langen Zähne liegen." Doch die Größe der Zähne und des Kopfes sind nicht das einzig Auffällige am Haupt der Schlangen: "Ihr Kühlergrill sticht einem sofort ins Auge", sagt Guido Westhoff mit einem Augenzwinkern. Was der Biologe mit Kühlergrill umschreibt, sind die extrem großen Sinnesgruben an Ober- und Unterlippe der Tiere, die sogenannten Labialgruben. Mit diesen können die Hundskopfschlinger, wie alle ihre Verwandten, bei Dunkelheit warmblütige Beute lokalisieren.

Cora interessiert das ja nun vorerst nicht mehr. Nicht essen und trotzdem an Umfang zulegen - in diesem Fall ein Grund zur Freude. Und auch in die Länge könnte das Mama-Reptil in spe noch wachsen: Mit 1,20 Meter Körperlänge sind die Wildfänge Cora und Rallus noch nicht ausgewachsen.

Lesen Sie nächsten Mittwoch: Ouessantschaf Edith Piaf