Bartagame Bart lebt in Hagenbecks Tropen-Aquarium in einer reinen Männerclique - und vielleicht ist er deswegen so entspannt.

Hamburg. Vielleicht würde er mehr Unruhe stiften, so wie sein Namensvetter, wenn mehr Frauen da wären. Oder weniger Männer. So aber, kumpelhaft eingebunden in eine reine Männerclique, ist Bart Simpson "das Streicheltier unter den Reptilien", sagt Tierpflegerin Marion Minde. Als solches gilt seine Art unter Kennern aber allgemeinhin: Bart ist eine Bartagame.

Mit dem jugendlichen Helden aus der Zeichentrickserie "Die Simpsons" hat Bartagame Bart die spezielle gelbe Hautfarbe gemein - und noch dazu komische, stachelige Kopfanhänge, die beim Comic-Bart Haare, beim Echsen-Bart jedoch Stacheln sind, die im Bedrohungsfall aufgerichtet werden können. In Hagenbecks Tropen-Aquarium leben vier der eindrucksvollen Tiere in einer munteren Reptilien-WG - gemeinsam mit vier Blauzungenskinken und zwei Stachelschwanzskinken - im Australien-Teil des Hauses.

Bartagamen, wissenschaftlich Pogona vitticeps, kommen natürlicherweise in den trockenen Savannen und Halbwüsten in Zentral- und Südostaustralien vor. Die bis zu 40 Zentimeter langen Tiere (die Hälfte davon macht der Schwanz aus) bevorzugen dort zum Sonnen und Ruhen exponierte Plätze wie Steine oder Baumstümpfe. Sonne ist für die wechselwarmen Reptilien kriegsentscheidend: Je kälter, desto inaktiver sind sie auch. "Ihre Betriebstemperatur zeigt sich über ihre Färbung", verrät Marion Minde. "Vor dem Aufwärmen sind sie dunkler."

Der Bart dient Echse Bart zur Kommunikation: Wehe, er wird dunkel

Doch Vorsicht: Ist der Bart der sandfarbenen bis dunkelgrauen Echsen schwarz gefärbt und aufgebläht, kann auch Streit in der Luft liegen. Wenn etwa zwei Männchen um ein Territorium oder ein Weibchen kämpfen, dann stellen sie außerdem ihren Schwanz wie eine Antenne auf, flachen ihren Körper seitlich ab (macht eine imposantere Körpergröße) und umkreisen einander, erzählt Minde. Dabei versuchen sie, den Gegner an der Schwanzwurzel zu packen - gelingt dies, wird der Kontrahent in die Luft gehoben und durchgeschüttelt. Auch wenn der Unterlegene irgendwann abzieht, bleibt ab und zu ein Teil von ihm am Ort des Geschehens zurück: Der Schwanz der Reptilien kann bei schlimmen Gefechten schon einmal abgebissen werden. Er wächst dann weder vollständig nach, noch wird aus ihm eine neue Bartagame.

Bart Simpson und der Rest der hagenbeckschen Bartagamen sind jedoch diesbezüglich absolut friedlich. Da wird einem sogar schon einmal freundlich zugenickt! "Das ist jedoch keine Begrüßung", relativiert die Tierpflegerin gleich. "Sondern entweder die Geste 'Das ist mein Revier!' oder aber ein Balzverhalten gegenüber Weibchen." Davon hat das Tropen-Aquarium jedoch leider keines, denn die sind laut Marion Minde Mangelware. Obwohl Bartagamen bis zu 60 Eier pro Gelege produzieren können, und das sogar mehrmals im Jahr. Minde: "Vielleicht ist es da sogar besser, kein Weibchen zu haben, denn wo sollten wir mit dem Nachwuchs hin?"

Wenn Bartagamen niesen, dann müssen sie Salz loswerden

Genug Fans haben die Hunde unter den Reptilien ja (sie lassen sich gerne anfassen und lecken Artgenossen zur Begrüßung im Nacken ab), aber dementsprechend viele Züchter gibt es auch. Die wissen übrigens, dass sich Barts imposante, seitliche Stacheln eher gummiartig als piksig anfühlen und dass die großen, ovalen Löcher an den Kopfseiten tatsächlich die Ohröffnungen der Tiere sind.

Marion Minde kennt noch weitere spannende Details aus dem Leben der Bartagamen: "Je älter sie werden, desto vegetarischer werden sie zum Beispiel." So gibt es für Bart und seine ebenfalls ausgewachsenen Artgenossen nur zweimal in der Woche Heuschrecken und Grillen, ansonsten aber Salat und Gemüse. Das wirkt auch der Gefahr entgegen, dass die normalerweise maximal nur ein halbes Kilogramm schweren Tiere verfetten, denn dazu neigten sie, verrät Marion Minde.

Zu Erkältungen tendieren sie hingegen nicht, auch wenn das so aussehen könnte: Da die Echsen nicht schwitzen können, müssen sie überschüssiges Salz anders loswerden - sie niesen es aus. Vielleicht nicht besonders hübsch anzusehen - das ist das menschliche Schwitzen ja eher auch nicht -, jedoch effektiv. Oder, wie Fernseh-Bart sagen würde: "Ein Rülpser ist keine Antwort."

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