Prognosen: Rekordwasserstände für Lauenburg und Geesthacht erwartet - Sorgen wachsen

In Lauenburg könnte der Pegel am Montag die 10-Meter-Marke deutlich überschreiten, für Geesthacht sagt das Vorhersagemodell des Landes Schleswig-Holstein bislang einen Stand von 7,30 Meter voraus.

Der tatsächliche Scheitelpunkt des Hochwassers ist unterdessen noch nicht absehbar. Als gesichert gilt für Lauenburg ein Wasserstand am Sonntag von 9,79 Metern. In der Elbestadt lief gestern der Einsatz zum Schutz vor den Fluten an. Die Feuerwehr füllte in zwei Schichten Sandsäcke, insgesamt sollen es rund 50 000 werden. In Geesthacht war die Stadtverwaltung auf Betriebsausflug.

"Uns stehen sehr unruhige Tage bevor", sagte Silke Schreier vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) in Lauenburg. Zahlreiche Faktoren werden den Wasserstand in den kommenden Tagen beeinflussen. Halten alle Deiche? Regnet es in Tschechien weiter? Was leisten die Talsperren? "Es ist schwer, hier genaue Prognosen zu erstellen", erklärte Silke Schreier.

Saale und Mulde speisen die Elbe weiterhin mit Hochwasser, in Dresden gilt Katastrophenalarm, und der Höchststand ist dort noch gar nicht erreicht. Etwa eine Woche braucht die Flut von Dresden bis Lauenburg. Und es kursieren verschiedene Werte, welche die Menschen irritieren. Die vergleichsweise gesicherten "Vorhersagen" reichen bis Sonntagmittag. Die weniger sichere "Abschätzung" für die Zeit danach zeigt noch weiter steigende Pegel.

In Lauenburg würde das Wasser bei einem Wasserstand von 9,79 Metern in Teilen der Elbstraße 50 bis 75 Zentimeter hoch stehen, so Reinhard Nieberg, Leiter des Bauamtes. "Vermutlich schon vorher müssten wir die Strom- und Wasserversorgung abschalten", sagte er. Für den Fall der Fälle gibt es Evakuierungspläne. Bis zu 300 Menschen müssten dann ihre Häuser in der Altstadt verlassen.

In Geesthacht würden der Menzer-Werft-Platz und möglicherweise auch die Elbuferstraße nach Krümmel überschwemmt werden. Das gilt auch für den Strandweg in Tesperhude. "Wir werden hier spätestens Sonnabend absaufen", erwartet Wolfgang Lukas, Platzwart des Campingplatzes "Hohes Elbufer" in Tesperhude. Auch das Freizeitbad gilt - anders als das besonders geschützte Kernkraftwerk Krümmel - durch das extreme Hochwasser als bedroht.

Über Schutzmaßnahmen wollen die Experten in Geesthacht heute beraten. Ihr besonderes Augenmerk gilt dabei dem Gewerbegebiet an der Vierlander Straße, wo die Feuerwehr bereits in der Vergangenheit bei extremem Hochwasser pumpen musste.

Seit gestern Morgen läuft in Lauenburg der Einsatz zur Verteidigung der Altstadt gegen die Wassermassen auf vollen Touren. "Wir haben am Schlossplatz die Technische Einsatzleitung aktiviert. Sie koordiniert die benötigten Kräfte", sagt Lauenburgs Feuerwehrchef Lars Heuer. "Wir wollen an beiden Füllstationen in den kommenden Tagen immer mindestens 30 Helfer vor Ort haben, um ausreichend Sandsäcke füllen zu können."

Neben der ungeschützten Altstadt gilt das Augenmerk der Einsatzkräfte dem Industriegebiet an den Söllerwiesen. Der nach 2002 erneuerte Deich ist dort 10,40 Meter hoch. Kommt das Wasser höher, wird es mehr als kritisch.

"Ich habe jetzt zehn Hochleistungspumpen vom Technischen Hilfswerk und vom Landesfeuerwehrverband angefordert. Die leisten jeweils 6000 Liter pro Minute", so Heuer. Als Bereitstellungsraum für die Einsatzkräfte ist der Parkplatz am Schüsselteich vorgesehen, der deshalb gesperrt wurde.

Auch in Brandenburg und in Niedersachsen laufen die Vorbereitungen auf die neue"Jahrhundertflut". Anders als in Lauenburg, wurden dort nach dem Hochwasser 2002 viele zusätzliche Schutzmaßnahmen fertig gestellt.