Prognose: Menzer-Werft-Platz am Montag ein Meter unter Wasser - Härtetest für Deich und Flutmauer

"Kaum vorstellbar, wie es hier nächste Woche aussehen wird", sagt der Tourist aus Dortmund. Das Wasser der Elbe zeigt sich seicht, völlig unspektakulär. Doch während der Wasserstand in Geesthacht gestern etwa 4,30 Meter betrug, könnte der Pegel bis Montag auf knapp 7,50 Meter ansteigen. Dann steht auf dem Menzer-Werft-Platz fast einen Meter hoch das Wasser. Sofern diese grobe Abschätzung der Wasserstandsentwicklung eintrifft. 2011, beim zweithöchsten Wasserstand aller Zeiten, war sie sehr zuverlässig.

Wenn es kommt, wie bisher geschätzt, wird das Wasser der Elbe in Geesthacht Bereiche treffen, für die das bisher kaum vorstellbar war. So hoch kam die Flut noch nie in die Stadt. Vor allem Tesperhude (sechs Meter über Normal Null, NN) und Krümmel (sieben Meter über NN) sind den Wassermassen schutzlos ausgeliefert, weil das Gelände sehr tief liegt. Der neue Deich im Bereich der Geesthachter Schleuse wird seine erste Bewährungsprobe haben. 8,50 Meter über NN liegt der 5,3 Millionen Euro teure Hochwasserschutz, der aus Deich und Flutschutzmauer besteht. Damit müsste er eigentlich ausreichend Sicherheit bieten. Allerdings: Weil ein Querdeich fehlt, könnte das Wasser das Gewerbegebiet an der Vierlander Straße fluten, sollte der alte Schleusenleitdamm auf Hamburger Gebiet nicht halten. Der ist bisher nicht erneuert worden, dies soll erst im Zuge des Öko-Projekts "Borghorster Elbwiesen" geschehen.

"Wir werden am Mittwoch besprechen, welche Maßnahmen wir treffen müssen, um uns zu wappnen", sagte gestern Thomas Marbes, der feuerwehrtechnische Sachbearbeiter der Stadt. Die Stadtverwaltung selbst war gestern auf Betriebsausflug. Marbes: "Die elf Fluttore im Zuge des neuen Hochwasserschutzes zu schließen, ist keine große Aufgabe. Ansonsten müssen wir sehen, wie hoch das Wasser kommt." 2002 und 2011 hatte es zuletzt große Einsätze gegen die Flut in Geesthacht gegeben. "Damals war das Wasser aber nicht so hoch, wie es diesmal werden könnte", sagte Wehrführer Sven Albrecht. Zu klären ist seiner Einschätzung nach vor allem die Situation für die Firmen an der Vierlander Straße. Dort musste die Feuerwehr früher bereits Pumpen einsetzen, um die Lage zu beherrschen.

Auf eine genauere Prognose wartet auch Peter Fritsch, der Wirt des "Krümmler Hofes" an der Elbuferstraße. "Wir haben noch Sandsäcke von 2002, aber ob das reicht, weiß ich nicht", sagte er gestern. Kommt es heftig, steht bei ihm vor dem Lokal das Wasser knapp einen Meter hoch auf der Straße. Er plant bereits, die Kellerfenster zuzumauern. Auch das "Fährhaus Krümmel" gegenüber liegt schutzlos am Elbufer. Das "Elbkantinchen" am Strandweg könnte bei acht Metern Wasser haarscharf trocken bleiben, der Beachclub am Menzer-Werft-Platz dürfte geflutet werden. Bei dessen Planung wurden Container genutzt, um sie bei Bedarf abbauen zu können.

Wer den Pegel der Elbe selbst in Augenschein nehmen möchte, kann das an der Seebrücke in Tesperhude oder hinter dem Freizeitbad. Doch am Bad hat die Pegelanzeige Schlagseite, seit sie im Februar 2012 durch Eisgang beschädigt wurde. In Hohnstorf läuft unter (0 41 39) 1 94 29 ein Ansageband.