Grünhof. Felix Boelter (18) spielt für den Nachwuchs von Carl Zeiss Jena und hofft auf eine Profikarriere. Klappt es beim HSV oder FC St. Pauli?

Einer von Tausend. So viele Jugendfußballer aus den Nachwuchs-Leistungszentren schaffen es irgendwann in die Bundesliga. Der 18-jährige Felix Boelter aus Grünhof ist seinem großen Traum, Profifußballer zu werden, zuletzt ein weiteres kleines Stück näher gekommen. Der für die U19 des FC Carl Zeiss Jena spielende Linksverteidiger durfte erstmals beim Regionalliga-Team des thüringischen Traditionsclubs mittrainieren.

Es war die Chance, sich bei den Einheiten mit den Profis zu zeigen, die eigenen Stärken auszuspielen. „Danach habe ich ein sehr gutes Feedback bekommen“, erzählt er stolz. Boelter hinterließ bei Trainer René Klingbeil einen bleibenden Eindruck, wie ihm Moritz Kleikamp versicherte, der sowohl bei den A-Junioren als auch den Herren Athletikcoach ist.

Felix Boelter aus Grünhof lebt seinen Traum von der Fußball-Bundesliga

Die positive Rückmeldung bestätigte den Defensivspezialisten in seiner Entscheidung, im vergangenen Sommer nach seinem Abschied von Werder Bremen im weit entfernten Jena einen Neubeginn zu starten. Bei den Hanseaten war er unter dem damaligen U19-Coach Christian Brand nur noch sporadisch zum Zuge gekommen. „Obwohl ich im Training immer meine Leistung gebracht habe“, wie Boelter etwas verbittert erklärt.

Energisch zieht Linksfuß Felix Boelter (Jena, r.) von der Außenlinie nach innen. St. Paulis Marvin Nzontcha kann nur staunend zuschauen.
Energisch zieht Linksfuß Felix Boelter (Jena, r.) von der Außenlinie nach innen. St. Paulis Marvin Nzontcha kann nur staunend zuschauen. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Statt auf einem Nebenplatz des Weserstadions, dem fußballerischen Abstellgleis, trainiert und spielt der Grünhofer nun im „Paradies“. So nämlich heißt die wunderschöne Grünanlage in Jenas Stadtzentrum, in der sich auch das Stadion sowie die Trainingsplätze von Carl Zeiss befinden.

Neben den Einheiten auf dem Fußballplatz arbeitet Boelter im Fanshop

Schon jetzt ist der Alltag von Boelter dem eines Profis ziemlich ähnlich. Sechs Trainingseinheiten pro Woche, zusätzliche Schichten im Kraftraum und ein Spiel in der A-Junioren-Bundesliga stehen für den in Bergedorf geborenen Verteidiger auf dem Programm. Zudem arbeitet er im Fanshop des Vereins, sodass nicht viel Zeit für andere Dinge wie Partys bleibt, mit denen sich andere Heranwachsende in seinem Alter beschäftigen.

Seine ersten fußballerischen Schritte hatte Boelter einst beim SV Hamwarde gemacht. Später kam er über den SC Vier- und Marschlande, die TuS Dassendorf sowie den FC St. Pauli mit 15 Jahren schließlich ins Nachwuchs-Leistungszentrum von Werder Bremen, was sich als Sackgasse erwies.

2024 ist ein entscheidendes Jahr für die Karriere des 18-Jährigen

Nun also Jena. In die Studentenstadt ist Boelter nicht des Feierns wegen gezogen. Beim Regionalligisten sah er nach seinen schlechten Erfahrungen im letzten Bremer Jahr die besten Chancen, seine Karriere wieder anzukurbeln. „Ich möchte es in eine der ersten drei Ligen schaffen“, sagt der 18-Jährige. Der Weg dorthin, das ist ihm bewusst, ist noch sehr lang und steinig.

Die kommenden Monate werden darüber entscheiden, ob und wie es mit dem Grünhofer bei Carl Zeiss weitergeht. Im Sommer muss Boelter aus Altersgründen in den Herrenbereich wechseln. Er kann sich sehr gut vorstellen, seine ersten Schritte im Profibereich bei den Thüringern zu machen. „Ich fühle mich in Jena sehr wohl. Da steht ein tolles Stadion, in dem jeder gerne spielen möchte. Es ist toller Verein mit Geschichte und tollen Fans. Wenn ich die Chance bekomme, mich in Jena weiterzuentwickeln, wäre das schon was Feines“, sagt der 18-Jährige.

Andere haben in Jena den Sprung von der Jugend zu den Profis geschafft

Dass beim dreimaligen DDR-Meister die Durchlässigkeit aus der U19- in die Regionalliga-Mannschaft gegeben ist, zeigt das Beispiel Jannes Werner. Der Kapitän der A-Junioren hat Anfang Dezember einen bis 2027 datierten Profivertrag erhalten. Auch Boelters Chancen auf ein Arbeitspapier scheinen gut zu sein: In der U19 der Thüringer ist der Grünhofer ein absoluter Leistungsträger.

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Der bisherige Profi-Trainer René Klingbeil wird allerdings nicht mehr darüber entscheiden, ob es für Boelter in Jena weitergeht. Der frühere HSV-Verteidiger wurde kurz nach Weihnachten entlassen. Rang acht nach 17 Spielen waren der Vereinsführung von Carl Zeiss zu wenig, zumal der ersehnte Aufstieg schon vor Beginn der Rückrunde in ganz weite Ferne gerückt ist.

Felix Boelter: „Ich setze voll auf die Karte Profifußball“

Nun also muss Boelter weiter seine Leistungen in der A-Jugend-Bundesliga abrufen und darauf hoffen, dass auch Klingbeils Nachfolger, der noch nicht feststeht, seine Qualitäten schätzt. Und wenn nicht? „Ich setzte voll auf die Karte Profifußball. Irgendwann wird man dann sehen, wohin der Weg führt“, sagt der Defensivspezialist mit der linken „Klebe“.

Bleibt er wie bisher in seiner Karriere von schweren Verletzungen verschont, dürfte es in den kommenden Monaten an Anfragen nicht mangeln. Denn gut ausgebildete Außenverteidiger wie er sind im deutschen Fußball rar. Und als U19-Bundesliga-Spieler werden Boelter und seine Teamkameraden ohnehin jedes Wochenende von diversen Scouts unter die Lupe genommen und bewertet.

Der HSV und FC St. Pauli dürften Boelter längst auf dem Zettel haben

Auch die Talentspäher von seinem Ex-Club FC St. Pauli und vom HSV dürften ihn längst auf dem Zettel haben. Möglicherweise erhält Vater Tommy Grümmer, der auch sein Berater ist, ja bald einen Anruf von einem der Hamburger Proficlubs. Filius Felix würde es sehr freuen. Denn: „Es wäre ein Traum, irgendwann in der eigenen Stadt auflaufen zu dürfen.“

Den 10. Februar dürfte er sich daher bereits dick rot im Kalender angestrichen haben. Dann sind die A-Junioren des HSV zum Bundesliga-Duell zu Gast beim FC Carl Zeiss Jena. Im Fußball-Paradies.